Mannheim. Was läuft bloß falsch bei Polizeieinsätzen in Mannheim? Das dürften sich viele gefragt haben, als sie die Nachricht von der Rheinau hörten. Dort wurde ein mutmaßlicher Einbrecher bei einem Sturz von einem Gerüst tödlich verletzt, als die Polizei hinter ihm her war. Es war der fünfte Polizeieinsatz in Mannheim mit einem Todesfall in knapp zwei Jahren.
Erst am Dienstag schossen Polizeibeamte auf einen 31-Jährigen, der mit einer Machete in einen Uni-Hörsaal eingedrungen war. Der Mann starb später im Krankenhaus. Ende Dezember schossen Polizisten auf der Schönau auf einen 49-Jährigen, der offenbar im psychischen Ausnahmezustand mit einem Messer auf der Straße umherlief. Bei einem Einsatz auf dem Waldhof im Mai 2022 gaben Polizisten einen Schuss ins Bein eines Mannes ab, der mit einem Küchenmesser hantierte. Der Mann starb den Ermittlungen zufolge an den Messerstichen, die er sich selbst zugefügt hatte.
Und vor knapp zwei Jahren, am 2. Mai 2022, wollten zwei Polizeibeamte auf dem Marktplatz einen psychisch kranken und verwirrten 47-Jährigen zurück in die Klinik bringen. Der Mann wehrte sich, einer der Polizisten sprühte ihm Pfefferspray ins Gesicht und versetzte ihm vier Faustschläge. Kurze Zeit später starb der Mann. Im späteren Gerichtsprozess kamen die Richter zu dem Ergebnis, es könne nicht sicher ausgeschlossen werden, dass der Mann an einem plötzlichen Herztod gestorben sei, der Polizeieinsatz sei „rechtmäßig“ erfolgt.
Alle fünf Einsätze mit Todesfall sind ganz unterschiedlich: Aber es gibt Gemeinsamkeiten
Diese lange Aufzählung zeigt deutlich: Alle Einsätze sind ganz unterschiedlich und kaum miteinander vergleichbar. Gemeinsamkeiten gibt es dennoch: Solche Vorfälle sind - unabhängig von der Schuldfrage - eine Katastrophe für alle Beteiligten. Ein Mensch kommt zu Tode und hinterlässt trauernde Angehörige. Aber auch die beteiligten Polizistinnen und Polizisten dürften solche Erfahrungen ein Leben lang mit sich herumtragen. Und die Häufung solcher Vorfälle untergräbt - zu Recht oder nicht - immer auch ein Stück weit das Vertrauen in die Polizei.
Das muss die Konsequenz aus den Vorfällen sein
Deshalb ist es ganz entscheidend, dass der Ablauf solcher Einsätze lückenlos und transparent aufgearbeitet wird. Und die Polizei dann untersucht, welche Schlüsse sie daraus für ihre künftige Arbeit zieht - zum Beispiel eine bessere Vorbereitung auf den Umgang mit Menschen in Ausnahmesituationen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Tödliche Polizeieinsätze in Mannheim: Eine Katastrophe für alle
In den vergangenen zwei Jahren hat es in Mannheim fünf Polizeieinsätze mit einem Todesfall gegeben. Die Fälle sind jeweils kaum zu vergleichen, findet Timo Schmidhuber. Gleichwohl muss es eine gemeinsame Konsequenz geben