Kriminalität

Nach tödlichen Polizeischüssen auf der Schönau: LKA schließt Ermittlungen ab

Eine 3-D-Vermessung vom Tatort und unzählige Handyvideos: Nach den tödlichen Schüssen auf einen Mann auf der Schönau in Mannheim kurz vor Weihnachten sind die Ermittlungen nun abgeschlossen

Von 
Lisa Uhlmann
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Nach den tödlichen Polizeischüssen auf der Schönau hat das LKA die Ermittlungen abgeschlossen. © Michael Ruffler

Mannheim. Eine 3-D-Vermessung vom Tatort und viele Handyvideos: Das Landeskriminalamt (LKA) hat die Ermittlungen zu den tödlichen Polizeischüssen auf der Schönau mittlerweile abgeschlossen. Auf Nachfrage erklärt ein LKA-Sprecher, dass nun keine weiteren Maßnahmen in diesem Fall geplant seien. Das gesamte Aktenpaket werde im Laufe des Tages oder spätestens Anfang der kommenden Woche der Staatsanwaltschaft Mannheim übergeben.

Am 23. Dezember 2023, einen Tag vor Weihnachten, hatten Polizisten bei einem Einsatz im Stadtteil Schönau auf den 49-jährigen Deutsch-Türken Ertekin Ö. geschossen. Der Mann im psychischen Ausnahmezustand war mit einem Messer bewaffnet minutenlang auf offener Straße umhergelaufen. Zuvor hatte der Vater von zwei Kindern die Polizei per Notruf verständigt und behauptet, ein Verbrechen begangen zu haben. Beim Polizeieinsatz war der bewaffnete 49-Jährige dann auf mehrere Polizisten zugelaufen, die bereits ihre Dienstwaffe gezückt hatten, einer der Beamten hatte daraufhin  mehrere Schüsse abgegeben. Laut Obduktion ist der Mann an den Schussverletzungen gestorben. 

Beamter nach tödlichem Polizeieinsatz auf der Schönau weiter im Dienst

Noch Ende Januar diesen Jahres war der Polizeibeamte, der die tödlichen Schüsse abgegeben hat, weiterhin im Dienst, wie das LKA auf Nachfrage dieser Redaktion mitgeteilt hatte. Ob das weiterhin der Fall ist, war am Freitag auf Nachfrage beim zuständigen Polizeipräsidium Mannheim noch unklar. Neben zahlreichen Handyvideos hatten die Ermittler des LKA auch den Tatort selbst per Laser vermessen. "Damit können wir später den Tatort exakt abbilden, jeden einzelnen Punkt. Per VR-Brille lässt sich der Tatort dann in der sogenannten Cave nochmal begehen", erklärt ein LKA-Sprecher. In dieser digitalen Nachbildung lassen sich auch Schusskanäle oder Flugbahnen abbilden.

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Steffen Mack
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Das könnte auch klären, wie nah der Mann den Polizisten tatsächlich gekommen ist. Die Staatsanwaltschaft muss nun prüfen, ob der Schusswaffengebrauch rechtmäßig und gerechtfertigt war, oder nicht. Am Freitag,15. März, dem bundesweiten Tag gegen Polizeigewalt, hat die linke Initative 2. Mai zur Gedenkfeier um 17 Uhr auf dem Mannheimer Marktplatz aufgerufen. Dabei wollen die Aktivisten gemeinsam mit den Angehörigen und Freunden dem 49-jährigen Ertekin Ö. sowie dem vor zwei Jahren auf dem Marktplatz bei einem Polizeieinsatz verstorbenen Ante P. gedenken.  Man wolle um die Opfer von Polizeigewalt klagen und sich mit allen von Polizeigewalt Betroffenen vernetzten, so die Initiative.

Die neue 3-D-Technik ist seit einem Jahr im Einsatz und lässt sich auch direkt im Gerichtssaal aufbauen, wo Richter und Richterinnen den Tatort selbst begehen können. Aktuell ist diese Technik etwa im Prozess zu Schüssen in Plochingen zum Einsatz gekommen. Zwei Männer hatten vergangenes Jahr aus einem fahrenden Auto in eine Shisha-Bar geschossen. Sie sind nun zu Freiheitsstrafen verurteilt worden.

Redaktion Seit 2018 als Polizeireporterin für Mannheim in der Lokalredaktion.

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