Mannheim. Nur noch ein dünnes Polizeiabsperrband zeugt am darauffolgenden Samstag zur Mittagszeit vom Unglücksort in Mannheim-Rheinau, bei dem gegen 4 Uhr morgens ein mutmaßlicher Einbrecher vom Gerüst eines Wohnhauses stürzte und verstarb. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft, der Polizei und des Landeskriminalamts Baden-Württemberg hatte der 41-Jährige in der Nacht augenscheinlich versucht, in das derzeit komplett eingerüstete Mehrparteienhaus einzubrechen. Unter anderem rüttelte er dabei an Rollläden und versuchte vermutlich, in die Wohnung zu gelangen. Die dort wohnende Zeugin verständigte daraufhin die Polizei. Was zu dem Vorfall bisher bekannt ist, lesen Sie hier.
Todesfall bei Polizeieinsatz in Mannheim: Viele Anwohner haben nichts mitbekommen
Ruhig gelegen, ein wenig versteckt, grenzt das Wohnhaus mit angebrachtem Gerüst nahe eines Drogeriemarkts und einer Tankstelle im Stadtteil Rheinau nur an eine Schnellstraße. Mehrere Anwohner berichten dem "MM" – auch solche, die direkt neben der Absturzstelle wohnen – von den Geschehnissen in der Nacht nichts gehört zu haben, am frühen Vormittag aber den Einsatz von Polizei und Feuerwehr beobachtet zu haben.
„Ich habe nichts mitbekommen“, wundert sich Anwohner Stefan Klein, dessen Fenster direkt an den Unglücksort grenzt. „Ich habe nur den Rollladen heute Morgen hochgezogen, und dann war da schon alles voller Polizei.“
Der 41-jährige mutmaßliche Einbrecher war in einen Kellerabgang gefallen und dort an seinen Verletzungen gestorben. Der Mann war aus Höhe des fünften und damit obersten Stockwerk des Hauses vom Gerüst gestürzt.
Zur Mittagszeit sind nur einzelne Passanten auf dem anliegenden Fußweg unterwegs. Der Einsatz von Polizei und Feuerwehr ist bereits beendet. „Das ist schon krass“, sagen zwei auf den Einsatz angesprochene Jugendliche, die von dem Unglück bisher nichts erfahren haben. Denn verbreitet hatte sich die tragische Nachricht vielfach selbst in den Nachbarstraßen noch nicht. Lärm in der Nacht? Fehlanzeige.
Hausverwaltung warnt vor erhöhtem Einbruchsrisiko
Valerie Junghans hat auch erst durch den Polizeieinsatz am Morgen bemerkt, dass etwas nicht stimmte: „Wir haben jetzt, als die Polizei da war, aber auch erst nicht damit gerechnet, dass irgendetwas Schlimmes passiert ist.“
Anwohner Rainer Heimerl ist in der Nacht wach geworden: „Irgendwas habe ich zwar gehört“, äußert er, nichts aber, was für ihn auf einen Einbruch hingedeutet hätte. Im Nachhinein vermutet er, dass es Geräusche waren, während sich der mutmaßliche Einbrecher Zugang zum Leiter-Aufgang des Gerüsts verschaffte. Normalerweise würden Arbeiter die Leiter abends nämlich hochklappen und das Gerüst so nachts vor leichtfertigen Zugängen schützen, weiß der Anwohner. Am Morgen allerdings habe er bemerkt, dass die Leiter hinuntergeklappt war. Die für ihn kurzen lauten Geräusche in der Nacht könnten das Aufklappen der Leiter gewesen sein, mutmaßt Heimerl.
„Aber was hat der denn da einzubrechen“, fahren die Nachbarn an der Unglücksstelle ihr Gespräch fort. „Wie man so leichtsinnig sein Leben aufs Spiel setzen kann“, ergänzt Stefan Klein mit scharfem Tonfall.
„Ich würde ja vermuten, wenn er heute mitten in der Nacht das Gerüst hochgekrabbelt ist“, setzt eine Anwohnerin in einer Nachbarstraße im Gespräch mit dem „MM“ an. „Das muss ja vorher schon irgendwie geplant gewesen sein. Er muss gewusst haben, da wo er rein will, dass dort wahrscheinlich niemand zu Hause ist“, vermutet sie.
Von der Hausverwaltung seien die Anwohner bereits vor einem höheren Einbruchsrisiko aufgrund des angebrachten Gerüsts gewarnt worden. Gerechnet hatte man damit aber nicht, nun steht die Nachbarschaft unter Schock. „Ich sage meiner Mutter schon immer: Sie soll ihre Balkontür zumachen“, berichtet eine Anwohnerin, deren Mutter nahe des Wohnkomplexes wohnt: „Sie sagt zwar immer: Ich wohne im zweiten Stock. Aber dann sage ich: Ja, das ist jetzt kein Hindernis.“
Auch Rainer Heimerl macht sich Sorgen um seine Sicherheit. „Wir wissen es ja, haben gesagt bekommen: Alles zuschließen!“ Bereits 40 Jahre wohnt er vor Ort: „Es war schon einiges. Auch in den Fahrradkeller sind sie schon rein und haben alles kaputt gemacht damals.“
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