Polizei

Rückblick auf tödliche Polizeieinsätze in Mannheim

Marktplatz, Schönau, Waldhof und nun der Vorfall an der Universität Mannheim: Vier Menschen sind in den vergangenen zwei Jahren bei Polizeieinsätzen mit Todesfolge ums Leben gekommen. Ein Überblick

Von 
Kai Plösser
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Einsatz mit Todesfolge: Zwei Polizisten sind nun angeklagt worden. © René Priebe

Vier Menschen haben in den vergangenen zwei Jahren in Folge von Polizeieinsätzen in Mannheim ihr Leben verloren. Der Vorfall am Dienstag an der Universität, bei dem ein mit einer Machete bewaffneter 31-Jähriger nach Schusswaffengebrauch der Polizei verstarb, reiht sich damit in diese Statistik ein. Zu vergleichen sind die einzelnen Fälle aufgrund der verschiedenen Sachlagen nicht und müssen einzeln betrachtet werden. Ein Überblick.

23. Dezember 2023, Schönau: 49-Jähriger stirbt durch Schüsse

Einen Tag vor Weihnachten 2023 hatten Polizisten bei einem Einsatz auf der Schönau auf den 49-jährigen Deutsch-Türken Ertekin Ö. geschossen. Der Mann im psychischen Ausnahmezustand war mit einem Messer bewaffnet auf offener Straße umhergelaufen. Zuvor hatte der Vater von zwei Kindern die Polizei verständigt und behauptet, ein Verbrechen begangen zu haben. Beim Polizeieinsatz war der bewaffnete 49-Jährige dann auf mehrere Polizisten zugelaufen, die bereits ihre Dienstwaffe gezückt hatten, einer der Beamten hatte daraufhin mehrere Schüsse abgegeben. Laut Obduktion ist der Mann an den Schussverletzungen gestorben.

10. Mai 2022, Waldhof: Stiche mit Messer als Todesursache

Es waren die selbst zugefügten Stiche mit einem Küchenmesser, die bei einem Einsatz am 10. Mai 2022 auf dem Waldhof zum Tod eines 31-Jährigen führten. Der gezielte Beinschuss, den Polizisten bei dem Einsatz auf den Mann abgefeuert hatten, um ihn zu stoppen, war dagegen nicht die Todesursache. Verstorben war der 31-Jährige laut Rechtsmedizin wegen eines Herz-Kreislauf-Versagens und an hohem Blutverlust.

2. Mai 2022, Innenstadt: Ante P. stirbt nach Marktplatz-Einsatz

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Nur wenige Tage vor dem Einsatz auf dem Waldhof war Ante P. nach einem Polizeieinsatz am 2. Mai 2022 auf dem Marktplatz verstorben. Zwei Polizeibeamte sollten den psychisch kranken und verwirrten Mann zurück ins Zentralinstitut für Seelische Gesundheit bringen, wogegen sich Ante P. wehrte. Einer der Polizisten sprühte dem 47-Jährigen Pfefferspray ins Gesicht und versetzte ihm vier Faustschläge, während Ante P. bereits am Boden lag. Kurze Zeit später starb Ante P., nachdem er minutenlang bewusstlos auf dem Boden gelegen hatte.

Bei Gerichtsverhandlung waren sich Experten uneins über die Todesursache. Während in einem ersten Gutachten von Erstickungstod infolge der Faustschläge die Rede war, sprachen weitere Sachverständige von Herzversagen, einem plötzlichen Herztod. Es habe nicht sicher ausgeschlossen werden können, dass sich Ante P. so sehr über den „rechtmäßig erfolgten“ Polizeieinsatz aufgeregt habe, dass er eines plötzlichen Herztodes gestorben sei, sagte der Vorsitzende Richter bei der Urteilsverkündung. kpl

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