Kommentar Rekord bei Briefwählern in Mannheim erfordert Umdenken

Steffen Mack kann die Gründe, warum immer mehr Menschen ihre Stimme vorzeitig per Briefwahl abgeben, gut nachvollziehen. Für den Wahlkampf und die politische Berichterstattung stellen sich indes neue Herausforderungen

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Steffen Mack
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Mannheim. Die Gretchenfrage der politischen Meinungsforschung lautet: „Wen würden Sie wählen, wenn die Wahl am nächsten Sonntag wäre?“ Die Antwort dürfte stark zunehmend lauten: „Dann hätte ich längst gewählt!“

Die Gründe für diesen Trend kann man sich auch ohne wissenschaftliche Expertise ausmalen. An erster Stelle stehen die veränderten Sonntagsaktivitäten. Der Bedeutungsverlust des Kirchgangs ist sattsam bekannt, aber auch sonst wandeln sich die Gewohnheiten. Gerade Jüngere fliegen übers Wochenende gern mal nach Barcelona oder besuchen Freunde in Berlin.

Aber auch für Ältere – etwa Ausflügler auf dem Rad, zu Fuß oder in Festzelten – passt der Gang ins Wahllokal oft schlecht ins Tagesprogramm. Da ist es praktischer, die Stimmzettel unter der Woche schnell im Rathaus auszufüllen oder sie von daheim aus per Post zu schicken. Zudem müssen immer mehr Menschen sonntags arbeiten.

Der Wechselwähler, ein noch recht unerforschtes Wesen

Für den Wahlkampf, aber auch für die politische Berichterstattung erfordert das ein Umdenken. Die vermeintlich „heiße Phase“ kurz vor der Wahl verliert an Bedeutung, auf die Wochen davor kommt es mehr und mehr an.

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Da wäre es hilfreich zu wissen, wie Wechselwähler politisch ticken. Also ob sie eher festgelegt sind (Motto: „Ich weiß eh’ schon, wen ich wähle“) oder ob sie sich lieber kurzfristig entscheiden. Noch ist das empirisch relativ unerforscht. Immerhin gibt es erste Erkenntnisse, bei welchen Parteien die Anhänger stärker zur vorzeitigen Stimmabgabe neigen als bei anderen, also schon früher mobilisiert werden sollten.

Umgekehrt gilt: Wenn etwa Rechtspopulisten wie Donald Trump oder manche AfD-Vertreter schwadronieren, Briefwahlen könnten leicht manipuliert werden, hält das ihre Anhänger eher davon ab. Das ist alarmierend. Es legt nahe, dass viele Menschen solchen Demagogen nicht allein aus Protest ihre Stimme geben, sondern tatsächlich glauben, was diese behaupten.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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