Kommunal- und Europawahl

Erster Tag Briefwahl - großer Andrang im Mannheimer Wahlbüro

Seit Montag können Mannheimer Bürger ihre Stimmen per Briefwahl für die Kommunal- und Europawahl abgeben. Wir waren vor Ort. Wie die Wahl abläuft, wie das Wahlbüro informiert und bei Fragen zur Stimmabgabe hilft

Von 
Susanne Merz
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Die Auszubildende Anita Gojani (l.) übergibt Wahlunterlagen an zwei Wähler, die schon am Montagmorgen gekommen sind, um ihre Stimmen abzugeben. © Susanne Merz

Mannheim. Im Wahlbüro herrscht reges Treiben, alle vier Kabinen sind gerade besetzt, eine kleine Menschentraube hat sich am Tresen gebildet. Zwischen den weißen Pulten steht die graue Wahlurne, die in Form und Material an eine große Mülltonne erinnert. Seit Montag, 13. Mai, 8 Uhr hat das Wahlbüro im Mannheimer Rathaus für die Briefwahl geöffnet. Die Wahlberechtigten können seitdem für zwei Wahlen ihre Stimme abgeben - für den Gemeinderat und für die Europawahl.

Wahlbenachrichtigungen in Mannheim sollen bis 19. Mai zugestellt werden

Freundlich geben die Verwaltungsauszubildenden der Mannheimer Stadtverwaltung Auskunft, erklären den Wählern und Wählerinnen, wie die Stimmabgabe funktioniert, stehen Rede und Antwort. „Heute ist der erste offizielle Wahltag, von daher geht es rund“, weiß Jürgen Martin, der langjährige Leiter des Wahlbüros. Wer noch keine Wahlbenachrichtigung habe, solle sich keine Sorgen machen, denn diese werde noch bis Samstag, 19. Mai, zugestellt.

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„Muss ich alle 48 Stimmen abgeben?“, möchte eine gepflegte, ältere Dame mit brauner Kurzhaarfrisur wissen. „Nein, mindestens eine Stimme und höchstens 48“, erklärt ihr Anita Gojani freundlich. Die 26-Jährige ist eine von 16 Auszubildenden zur Verwaltungsfachangestellten, die das Wahlbüro unter der Leitung von Martin managen. „Es muss viel erklärt werden, zum Beispiel, wie viele Stimmen jeder hat. Das sind ja viele bei der Kommunalwahl“, sagt Gojani. Außerdem kann man jedem Kandidaten bis zu drei Stimmen geben. Das macht die Wahl auch komplizierter.

So kann der Stimmzettel ungültig werden - Fehler vermeiden

Wer eine Stimme zu viel abgibt, macht seinen Wahlzettel ungültig. Wer eine Stimme zu wenig abgibt, verschenkt eine Stimme. Deswegen ist es besonders wichtig, in aller Ruhe nachzuzählen. „Ich empfehle den Bürgerinnen und Bürgern, ihren Stimmzettel in aller Ruhe zu Hause auszufüllen und dann hier abzugeben, um solche Fehler zu vermeiden“, sagt Martin. Leicht habe es, wer jedem Kandidat einer Partei eine Stimme gebe. Der könne einfach die Liste komplett abtrennen und in den Umschlag stecken. „Auch die Europawahl ist einfacher, da es nur eine Stimme gibt“, sagt Martin. Die Wähler und Wählerinnen, die sich für die Briefwahl entschieden haben, geben entweder ihre ausgefüllten Stimmzettel ab oder holen sie ab. Die ausgefüllten Stimmzettel können per Post zurückgeschickt oder persönlich abgegeben werden.

So können Wahlberechtigte ihre Stimme abgeben

 

  • Bis zum 19. Mai werden nach Angaben der Stadt alle Wahlberechtigten ihre Wahlbenachrichtigung erhalten.
  • Briefwahl: Das Wahlbüro im Mannheimer Rathaus ist seit Montag und noch bis Freitag, 7. Juni, geöffnet. Die Öffnungszeiten: 13. bis 31. Mai montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr und donnerstags bis 18 Uhr. In der Woche vom 3. bis zum 7. Juni montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr.
  • Der Briefwahlantrag ist laut Stadtverwaltung auf der Wahlbenachrichtigung vorgedruckt. Mit der Wahlbenachrichtigung kann man direkt ins Wahlbüro gehen und wählen oder die Unterlagen mitnehmen und zurückschicken oder noch mal kommen.
  • Die Briefwahl kann aber auch bequem auf www.mannheim.de/wahlen beantragt werden oder per QR-Code-Scan auf der Wahlbenachrichtigung. Dann kommen die Unterlagen per Post und können dann zurückgeschickt oder persönlich im Wahlbüro eingeworfen werden. Dabei sollte der Stimmzettel für den Gemeinderat in Ruhe zu Hause ausgefüllt werden - jeder hat 48 Stimmen.
  • Wahl am 9. Juni: Wahlbenachrichtigung und ausgefüllten Stimmzettel ins Wahllokal mitnehmen und direkt wählen.

Melanie Niederkor ist gekommen, um ihre Stimmen heute Morgen gleich abzugeben, gerade hat sie den Briefumschlag in die Wahlurne geworfen. „Ich habe ständig Nachtdienst und muss am Wahlwochenende arbeiten, ich mache es lieber direkt vor Ort, dann besteht nicht die Gefahr, dass der Stimmzettel verloren geht“, sagt die 36-jährige Krankenschwester. Den Stimmzettel habe sie schon zu Hause ausgefüllt. „Zu Hause kann ich das in Ruhe machen, weil man nie weiß, wie viel hier los ist. Die Briefwahl nutze ich, seit ich Kinder habe. Denn da lagen die Wahltermine zweimal nahe am Geburtstermin, und ich wollte auf Nummer sicher gehen“. Sie findet, dass generell „zu wenig wählen gehen und die, die nicht gehen, sich am meisten beschweren“.

Gerade verlässt Dieter Fontana das Wahlbüro. Er nutzt die Briefwahl „aus Bequemlichkeit“, wie er sagt. „Mein Büro ist nur zwei Quadrate weiter, so vergesse ich es nicht und habe dann den Sonntag frei.“ Auch er hat seinen Stimmzettel für den Gemeinderat schon zuhause vorbereitet, denn „wenn man das hier nicht machen muss, hält man nicht den ganzen Betrieb auf“. Mit der Arbeit der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Wahlbüro ist er sehr zufrieden: „Die machen das hervorragend hier, die Unterstützung war klasse.“ Fontana findet es sehr wichtig, sein Wahlrecht wahrzunehmen. Er selbst habe noch nie eine Wahl verpasst, und er hoffe, dass seine „Partei Einfluss auf die Politik nehmen wird“. Welche Partei das ist? Das verrät er nicht. Muss er auch nicht. In Deutschland gilt das Wahlgeheimnis.

Die Wahl ist trotz Unterschrift geheim

Ein Mann möchte die Unterlagen für seine Ehefrau mitnehmen. Er ist gut vorbereitet. Aus seinem kleinen, grauen Rucksack holt er Wahlbenachrichtigungen, Vollmacht und seinen Personalausweis. Eine Mitarbeiterin scannt den QR Code auf den Wahlbenachrichtigungen und kann so die Wähler gleich identifizieren. Jeder bekommt auch einen Wahlschein. Dieser muss unterschrieben und mit dem Stimmzettel in den Umschlag gesteckt werden. „Die Wahl ist aber trotzdem geheim“, betont Martin, denn „vor der Auszählung werden zuerst Wahlscheine und Stimmzettel getrennt. Das kann auch jeder in den Wahllokalen beobachten, wenn die Stimmen ausgezählt werden“. Deswegen steht auch eine große Tonne mit Schloss an einer Wand des Wahlbüros. In diese so genannte Datentonne können die Reste des Stimmzettels geworfen werden, wenn eine Liste herausgetrennt wurde.

Die Verwaltungsauszubildenden, die traditionell das Wahlbüro betreuen, beraten Bürgerinnen und Bürger bei der Briefwahl. © Susanne Merz

Während ein Teil der Auszubildenden am Tresen beschäftigt ist, arbeiten die anderen im Hintergrund. In einem weiteren Raum, hinter dem öffentlichen Wahlbüro, sitzen zehn Auszubildende an einem großen Tisch, der aus mehreren kleinen Tischen zusammengestellt wurde. Hier werden die Stimmzettel fertig gemacht, die per Post verschickt werden. Zwei der Auszubildenden scannen die Wahlbenachrichtigungen an Computern ein, die anderen falten die Unterlagen und stecken sie in Umschläge. In riesigen, gelben Boxen, die bis oben gefüllt sind, stapeln sich die fertigen Wahlunterlagen. Im Nebenraum sitzen zwei erfahrene Mitarbeiterinnen der Stadt, die sich um das Wählerverzeichnis kümmern. So können keine Wahlzettel fälschlicherweise oder doppelt vergeben werden. Denn darin sind alle Wahlberechtigten erfasst.

Öffnungszeiten des Wahlbüros und Telefonhotline der Stadt

Das Wahlbüro ist bis zum 31. Mai montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr geöffnet und in der Woche vom 3. bis 7. Juni von 8 bis 18 Uhr. Unter Tel. 0621/293-9566 (Fax 293-9590) ist die Wahlhotline der Stadt für Fragen rund um die aktuelle Wahl erreichbar.

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