Kommentar Franklins HOME-Hochhäuser: Das Konzept funktioniert

Teuer, hässlich, überflüssig: Die Buchstaben-Hochhäuser auf Franklin standen von Beginn an in der Kritik. Ihr Konzept geht jedoch auf, findet Redakteur Martin Geiger.

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Mannheim. Hohn und Spott gab es schon zu Beginn für die vier Buchstaben-Hochhäuser auf Mannheim-Franklin, die zusammen das Wort HOME, also Zuhause, bilden sollen: Architektonisch fragwürdig, wohnungspolitisch unverantwortlich, von anderen Städten vorher hämisch abgelehnt, lautete der Tenor der Kritiker. Und die Hängepartie um das M samt dem unglückseligen Wortspiel um das vermeintlich drohende HOE („Schlampe“), das so viele Witze provozierte, machte es natürlich nicht besser. Doch damit ist mit der Vorstellung des neuen Investors aus dem Schwarzwald nun endgültig Schluss. Denn es gibt keine berechtigten Zweifel daran, dass dieser seinen Worten auch Taten folgen lassen wird und 2029 das letzte Buchstaben-Hochhaus steht.

Mannheim-Franklin

M-Hochhaus auf Franklin: So viel sollen die 200 neuen Wohnungen kosten

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Noch wichtiger ist aber etwas anderes: Das Konzept funktioniert. So wie es sich die Planerinnen und Planer ausgedacht und erhofft haben, bilden die drei bereits bestehenden Hochhäuser Orientierungspunkte in einem ansonsten flachen Areal und schaffen eine Identität, wo zu früheren Kasernenzeiten Monotonie herrschte. Wer noch nicht genau weiß, wo und was Franklin ist: Jetzt kann er oder sie es von vielen Stellen in der Stadt aus erkennen.

Bleibt zu hoffen, dass auch die wirtschaftliche Rechnung für alle Beteiligten langfristig aufgeht. Der zu Beginn äußerst schleppende Verkauf der Wohnungen im E ließ Böses erahnen. Auf welche Resonanz die beachtlichen Mieten im H stoßen, wird sich erst mittelfristig zeigen. Hoffnung macht, dass im fast fertigen O mittlerweile rund 80 Prozent der Wohnungen verkauft sind.

Das M kommt - das ist alles, was zählt.

Ja, die Preise sind saftig bis verrückt. Zwei Aspekte gilt es jedoch zu bedenken: HOME ist kein Projekt des sozialen Wohnungsbaus. Den gibt es auf Franklin auch, aber an anderer Stelle. Die extravaganten Hochhäuser sollen attraktive Wohnungen für Gutverdienende bereitstellen, damit wieder mehr davon hier leben – und Steuern zahlen. Das gehört zu dem, was sich die Stadt von Franklin unter anderem erhofft. Und wenn der neue Bauherr des M davon überzeugt ist, denen ein passendes Angebot machen zu können, kann man ihm nur viel Glück wünschen.

Viele werden sich fragen, warum die erfahrenen Immobilienexperten aus dem Schwarzwald etwas anpacken, das der frühere Investor vor zweieinhalb Jahren offenbar aus wirtschaftlichen Gründen hat platzen lassen. Genau erfahren wird man das nie, weil die Kalkulationen geheim sind und weder Bauherren noch die städtische Konversionsgesellschaft MWSP konkrete Zahlen nennen. Aber es wäre schon überraschend, wenn die Stadt bei der Neuausschreibung des Projekts beim Verkaufspreis für das Grundstück nicht einen kräftigen Abschlag hätte vornehmen müssen. Zumal nun durch das Prestigeobjekt auch noch eine öffentliche Brücke für Fußgänger und Radfahrer führt, die in den ursprünglichen Plänen nicht vorgesehen war. Auch die Abstriche bei der Architektur und die Erhöhung der Anzahl der Wohnungen von 170 auf 200 - und damit immerhin um fast 20 Prozent – dürften mit dazu beitragen, dass das prognostizierte Ergebnis unterm Strich nun schwarz statt rot ist.

Für die meisten Menschen auf Franklin und drumherum wird jedoch ebenso wie für die Stadtverwaltung der entscheidende Punkt sein: Das M kommt endlich! Sogar in diesen wirtschaftlich immer noch schwierigen Zeiten. Das ist ein beachtlicher Erfolg – und letztlich alles, was zählt.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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