Chemie

Warum braucht die BASF künftig so viel Strom?

Auf dem Ludwigshafener BASF-Gelände wird eine riesige Umspannanlage gebaut. Das hat eine Menge mit dem Klimaziel des Chemiekonzerns zu tun.

Von 
Bettina Eschbacher
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In Ludwigshafen läuft ein wichtiges Klimaprojekt: die weltweit erste Demonstrationsanlage für großtechnisch, elektrisch beheizte Steamcracker-Öfen. © BASF SE

Ludwigshafen. Auf dem Werkgelände der BASF in Ludwigshafen wird jetzt die größte Umspannanlage Deutschlands gebaut. Warum die BASF künftig viel mehr Strom braucht und was das mit der grünen Transformation zu tun hat:

Um was geht es bei dem Umspannanlage-Projekt?

Direkt neben der bestehenden Umspannanlage in der Nähe von BASF-Tor 13 an der Rheinstraße baut jetzt Netzbetreiber Amprion eine neue, viel größere Anlage. Die bestehende Anlage wird zurückgebaut, sodass laut Amprion insgesamt keine wesentlich größere Fläche gebraucht wird. Sie ist Teil des Ausbauprojekts Bürstadt-BASF. Der – grüne – Strom kommt vom großen Knotenpunkt in Bürstadt, auch die Freileitungsstrecke zwischen Bürstadt und BASF wird ausgebaut.

Was ist eine Umspannanlage überhaupt?

Sie sorgt für den reibungslosen Betrieb der Stromnetze, indem sie Stromleitungen ein- und ausschaltet und die elektrische Energie auf eine andere Spannungsebene umspannt. Dafür braucht es leistungsstarke Trafos. Für das BASF-Projekt sind zwei gasisolierte Schaltanlagen (GIS-Anlagen) vorgesehen. Beide GIS-Anlagen verfügen über 20 Schaltfelder.

Wie groß ist die neue Anlage?

Laut Amprion wird es eine der größten Anlagen in Europa überhaupt werden. Sie wird zweieinhalbmal mehr Kapazität haben als die alte. Die maximale Leistung wird bei 3500 Megavoltampere liegen. Die erste Teilinbetriebnahme ist ab 2030 geplant.

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Bis 2037 soll alles fertig sein. Das dauert laut Projektleiter Daniel Keutgen so lange, weil die Platzverhältnisse sehr beengt sind. Und weil trotz Bauarbeiten die Stromversorgung der BASF nicht unterbrochen werden darf. Sind die Anlagen auch nur wenige Sekunden ohne Strom, kann es Tage dauern, bis der Betrieb wieder richtig läuft.

Warum braucht die BASF in Zukunft soviel mehr Strom?

Die Chemieproduktion braucht sehr viel Energie, bisher werden dafür Öl und Gas eingesetzt – was große Mengen des Klimakillergases Kohlendioxid freisetzt. Die BASF will ihre CO₂-Emissionen mehr und mehr verringern und bis 2050 klimaneutral werden. Deshalb soll von fossilen Rohstoffen auf grünen Strom umgestellt werden. Durch die neue Umspannanlage sollen die drei bisherigen Gaskraftwerke überflüssig gemacht werden.

Wie stark wird der Stromverbrauch steigen?

„Der Strombedarf am Standort Ludwigshafen lag im Jahr 2024 bei rund 4,6 Terrawattstunden (TWh)“, erklärt ein BASF-Sprecher. „Wir gehen davon aus, dass sich unser Bedarf am Standort bis zum Jahr 2045 mindestens verdoppeln wird.“

Weil die BASF künftig sehr viel mehr Strom braucht, muss sie die Infrastruktur dafür ausbauen. Und neue Stromtrassen müssen den Windstrom vom Norden in den Süden Deutschlands bringen. © picture alliance/dpa

Und dafür muss die Strominfrastruktur am Standort ausgebaut werden. Das sei die Grundlage dafür, „BASF zukünftig mit ausreichenden Mengen an erneuerbarer Energie zu versorgen“, sagte Tilmann Hezel, Senior Vice President Infrastructure bei BASF in Ludwigshafen; beim Spatenstich zur neuen Umspannanlage am Wochenanfang.

Wo will BASF die großen Mengen erneuerbarer Energie allein für das Ludwigshafener Werk herbekommen?

Der Chemiekonzern hat langfristige Abnahmeverträge mit Versorgern abgeschlossen, die Windstrom von Offshore-Parks aus der Nordsee liefern. Außerdem ist bei Frankenthal ein Solarpark geplant. Das Vorhaben befindet sich aktuell im Bauleitplanverfahren bei der Stadt Frankenthal, wie ein BASF-Sprecher mitteilt. Das umfasst die Fortschreibung des Flächennutzungsplans sowie die Aufstellung eines Bebauungsplans. Zudem wird geprüft, ob Geothermie eingesetzt werden kann. Dafür haben spezielle Fahrzeuge des Projektpartners Vulcan Energy seismische Untersuchungen in der Vorderpfalz durchgeführt. Diese werden gerade ausgewertet, um potenzielle Bohrlöcher zu ermitteln.

Bundesumweltminister Carsten Schneider (rechts) lässt sich von BASF-Chef Markus Kamieth das Ludwigshafener Stammwerk und seine Klimaprojekte zeigen. © Marcus Schwetasch/BASF SE

Welche Klima-Projekte hat BASF in Ludwigshafen gestartet, was ist geplant?

Im Testbetrieb läuft bereits der Wasserelektrolyseur, der CO₂-freien Wasserstoff herstellt – ein wichtiger Rohstoff in der Chemie. Auch das Herzstück der Chemieproduktion, die Steamcracker, soll klimafreundlicher werden. Steamcracker brauchen sehr hohe Temperaturen, das wurde bisher durch Verbrennung fossiler Brennstoffe erreicht. Seit gut einem Jahr ist die weltweit erste Demonstrationsanlage für elektrisch beheizte Steamcracker-Öfen in Betrieb. Im Stammwerk soll außerdem die weltweit größte industrielle Wärmepumpe zur CO₂-freien Dampferzeugung gebaut werden. Die Anlage soll Abwärme aus dem Cracker zur Herstellung von CO₂-freiem Dampf einsetzen.

Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) will ja die Energiewende neu und kostengünstiger ausrichten. Wird ausreichend grüner Strom aus der Nordsee nach Ludwigshafen kommen?

Ja, sagt Reiches Kollege, Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD), beim Besuch der BASF am Dienstag. Auch er sei dafür, die Energiewende kostengünstiger zu machen, werde sie aber vorantreiben. Die Stromtrassen vom Norden in den Süden Deutschlands müssten so schnell wie möglich gebaut werden.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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