Ludwigshafen. Ein Ausbildungsplatz bei der BASF ist für die meisten Jugendlichen das große Los – nicht nur, weil der Chemiekonzern eine bekannte Marke ist und die Ausbildung im Ludwigshafener Werk als qualitativ hochwertig gilt. Sondern auch, weil mit einem guten Abschluss die Übernahme vor Ort als faktisch sicher galt. Rund 90 Prozent der fertigen Azubis wurden in den vergangenen Jahren übernommen. Doch diese Sicherheit ist Geschichte, die BASF wird künftig deutlich weniger Auszubildende übernehmen.
Das bekommt schon der aktuelle Jahrgang zu spüren, der demnächst fertig wird: „Aufgrund der herausfordernden wirtschaftlichen Situation und laufender Kostensparprogramme am Standort kann BASF aktuell nicht fest zusichern, dass alle geeigneten Auszubildende, die ab Winter 2025/2026 ausgelernt sind, übernommen werden können“, teilt eine Konzernsprecherin auf Anfrage mit.
2025 wurden rund 500 Azubis am BASF-Stammsitz übernommen
BASF arbeite intensiv daran, auch für die noch unvermittelten Auszubildenden Optionen zu finden. Dafür wurde laut Sprecherin ein flexibles Rahmenkonzept für die Übernahme mit dem Betriebsrat vereinbart. Dieser hat auch gegenüber dieser Redaktion eine Stellungnahme angekündigt. Über die veränderten Übernahme-Aussichten und das neue Rahmenkonzept sind alle Auszubildenden in internen Info-Veranstaltungen informiert worden.
Die Sprecherin betont auch, dass viele Auszubildende des anstehenden Abschlussjahrgangs bereits vermittelt seien. „Allerdings gibt es einen Teil der Auszubildenden – über fast alle Ausbildungsberufe hinweg – für die wir noch keine Übernahmeposition gefunden haben.“ Wie hoch die Übernahme-Quote für diesen Jahrgang ist, teilt BASF nicht mit.
Im Jahr 2025 wurden 508 Auszubildende übernommen – weitere Jugendliche seien für Tochterfirmen ausgebildet und dort übernommen worden. Es gebe einen Prozentsatz im sehr geringen zweistelligen Bereich von Azubis, die aufgrund von Leistung oder Verhalten kein Angebot erhalten hätten oder die Übernahmeangebote abgesagt hätten. Die Sprecherin betont, dass man eine „sehr hohe Übernahme“ in einem wirtschaftlich anspruchsvollen Umfeld ermöglicht habe.
BASF-Stammsitz muss massiv sparen
Damit bezieht sie sich auf die anhaltend maue Nachfrage für Chemieprodukte, die der BASF einen deutlichen Rückgang bei Umsatz und Gewinn im ersten Halbjahr 2025 eingebrockt hatten. Dazu kommt die Unsicherheit durch die Zollpolitik in den USA. Vorstandschef Markus Kamieth hatte jüngst erklärt, dass die Unsicherheit und schwierige Chemie-Konjunktur nicht nur in diesem Jahr, sondern auch im nächsten Jahr anhalten dürften.
Dazu kommt, dass das Ludwigshafener Stammwerk massiv in den roten Zahlen steckt und milliardenschwere Sparprogramme umsetzen muss. Hunderte Jobs wurden schon abgebaut, Anlagen wurden stillgelegt, weitere Schließungen drohen.
Auch die Zahl der Neu-Azubis in Ludwigshafen geht zurück
„Wir streben weiterhin eine sehr hohe Übernahme unserer Azubis an“, so die Sprecherin. Grundsätzlich sei die Planung der Übernahme in einigen Bereichen aber herausfordernd. Jedoch hat der größte Arbeitgeber der Region bereits die Zahl der Neu-Azubis deutlich reduziert. Anfang September starteten 530 junge Menschen am Standort Ludwigshafen. Im Vorjahr waren es mit 650 Neu-Azubis noch deutlich mehr. Und schaut man auf die 800 Plätze, die BASF noch vor drei Jahren im Stammwerk besetzt hat, wird der Rückgang noch deutlicher.
Dabei hat der BASF-Vorstand immer wieder auf die Notwendigkeit verwiesen, mit der Ausbildung des eigenen Nachwuchses auf den wachsenden Fachkräftemangel zu reagieren. Schließlich erwartet man allein im Ludwigshafener Werk durchschnittlich etwa 1000 Renteneintritte pro Jahr. Auch die gesunkene Zahl der Ausbildungsplätze begründet die BASF-Sprecherin damit, dass der Bedarf aufgrund laufender Kostensparprogramme zurückgeht.
Für das kommende Jahr würden wiederum Azubi-Planzahlen erwartet, „die leicht unter 2025“ liegen. Der finale Bedarf werde – in einer von hohen Unsicherheiten geprägten Wirtschaftslage – erst Anfang 2026 festgelegt. Bewerbungen für den Ausbildungsstart 2026 seien aber trotzdem schon möglich.
BASF-Sprecherin: „Investieren viel in Fachkräfteausbildung“
Die Sprecherin betont, dass BASF am Stammsitz viel in die Fachkräfteausbildung investiert, zum Beispiel einen zweistelligen Millionenbetrag in den Bau eines neuen Ausbildungsgebäudes für Laboranten. Und in diesem Jahr wurde ein neuer Elektroparcours für eine hochwertige Qualifizierung in der Elektroausbildung in Betrieb genommen. „BASF ist nach wie vor der größte Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb in Rheinland-Pfalz. Wir bieten Jugendlichen auch weiterhin eine aussichtsreiche berufliche Perspektive und sichern für BASF die Fachkräfte von morgen.“
Aus der Belegschaft in Ludwigshafen sind angesichts der Entwicklung bei der Ausbildung besorgte Stimmen zu hören. Ist sie doch ein deutliches Signal dafür, dass der Vorstand für das Werk in Zukunft mit deutlich geringerem Personalbedarf rechnet. Rund 33.000 Menschen (Stand: Ende 2024) arbeiten für BASF SE, was ungefähr dem Stammwerk entspricht. Vorstandschef Kamieth will in seinem Zielbild, dass das Werk schlanker und profitabler wird – das wirkt sich offensichtlich bereits auf den Fachkräfte-Nachwuchs aus.
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