Kommentar Fahrradklimatest in Mannheim: Zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Mannheims Fahrradpolitik steht in der Kritik. Was fehlt, damit Radfahrer wirklich sicher unterwegs sind – und was jetzt passieren muss, erklärt Valerie Gerards.

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Valerie Gerards
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Mannheim. Mannheim will Fahrradstadt sein. Doch der ADFC-Fahrradklimatest 2024 zeigt erneut, dass der Weg dorthin noch weit ist. Die Gesamtnote 4,0 ist kein Ausrutscher, sondern Ausdruck eines strukturellen Problems. Wer in Mannheim Rad fährt, kennt die Schwachstellen: Zu schmale Wege, schlechte Oberflächen, gefährliche Baustellenführungen. Und vor allem Falschparker, die Radwege blockieren, ohne Konsequenzen fürchten zu müssen.

Dabei gibt es längst Regeln. Auf Fahrradstraßen hat der Radverkehr Vorrang. Autos müssen sich anpassen, dürfen nur überholen, wenn genug Platz ist. Tempo 30 gilt, Rücksicht ist Pflicht. Doch in der Realität herrscht oft das Recht des Stärkeren. Wer mit dem Rad unterwegs ist, wird bedrängt, geschnitten, überholt – auch dort, wo das verboten ist. Solange nicht kontrolliert wird, bleibt die Fahrradstraße ein Papiertiger.

Wer Fahrradstraßen ernst nimmt, muss sie durch regelmäßige Überwachung, durch Sanktionen und durch Präsenz schützen.

Die Stadt verweist auf Fortschritte, wie etwa neue Fahrradstraßen, Radschnellwege, ein gut genutztes Leihsystem. Das ist richtig, aber es reicht nicht. Denn ein bisschen Infrastruktur allein macht noch keine Verkehrswende. Es braucht politischen Willen, klare Prioritäten und vor allem konsequente Umsetzung. Wer Regeln aufstellt, muss sie auch durchsetzen. Wer Sicherheit verspricht, muss sie garantieren.

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Die Kritik aus dem Gemeinderat ist deutlich, und sie ist berechtigt. Die Verkehrswende darf kein Lippenbekenntnis bleiben. Sie braucht Mut, auch gegenüber dem motorisierten Verkehr. Wer Rad- und Fußverkehr stärken will, muss Flächen neu verteilen. Das wird nicht allen gefallen. Aber ohne diesen Schritt bleibt Mannheim im unteren Mittelfeld stecken.

Was fehlt, ist auch ein klares Bekenntnis zur Kontrolle. Wer Fahrradstraßen ernst nimmt, muss sie durch regelmäßige Überwachung, durch Sanktionen und durch Präsenz schützen. Nur so entsteht Vertrauen, und nur so wird aus dem Versprechen einer fahrradfreundlichen Stadt eine erlebbare Realität.

Die Zeit der Ankündigungen ist vorbei. Jetzt zählt, was auf der Straße passiert.

Freie Autorin

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