Mannheim. Die Erwartungen sind klein, der Druck ist aber groß. Das klingt paradox, vielleicht sogar widersprüchlich. Es schließt sich aber nicht immer zu 100 Prozent aus. Was ganz konkret für die Rhein-Neckar Löwen gilt: Nach der desaströsen Vorsaison ist die Europapokal-Qualifikation keine Pflicht. In die Nähe der internationalen Startplätze sollte es aber schon gehen. Ansonsten wird es ungemütlich. Denn mit dauerhaftem Mittelmaß gibt sich in Mannheim niemand zufrieden. Nicht die Sponsoren. Und nicht die Fans. Mit Platz zwölf wie zuletzt wird sich die SAP Arena kaum füllen lassen. Was die Gesamtsituation nach dem Niedergang unter der Ex-Geschäftsführerin Jennifer Kettemann so dramatisch macht.
Denn es geht in der neuen Saison nicht nur um Punkte, sondern um deutlich mehr. Es steht die generelle Perspektive der Löwen, vielleicht sogar der Verein mit seiner Selbstwahrnehmung an sich auf dem Prüfstand.
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Auch dem letzten Optimisten sollte mittlerweile klar sein, dass all die Kritiker der vergangenen Jahre keine Schwarzmaler waren, sondern Hellseher. Und dass der Pokalsieg 2023 keinesfalls als Wendepunkt gilt, sondern als ein Ausrutscher nach oben, dem viel zu viele Übergangssaisons, Neustarts und Umbrüche gegenüberstehen. Ganz zu schweigen von den etlichen Rückschlägen. Den gebrochenen Versprechen. Und dem sagenumwobenen Fünfjahresplan, den die mittlerweile entlassene Kettemann im Sommer 2022 ausrief. Die von ihr gebetsmühlenartig angepriesene Vision war letztlich nicht mehr als der nächste Rohrkrepierer. Denn auch diesen Worten folgten keine Taten. Wieder einmal.
Echter Neuanfang ist möglich – und es gibt Hoffnung
Nach der Trennung von Kettemann ist jetzt aber in der Tat so etwas wie ein glaubhafter Neuanfang möglich. Denn die Symbolfigur des Niedergangs ist weg, was Kräfte freisetzen kann. Die Transfers in diesem Sommer bereiten noch dazu berechtigte Hoffnung, dass es in der Tabelle nach oben geht. Denn mit den Verpflichtungen von Ivan Martinovic und Sebastian Heymann wurde zielstrebig auf die fehlende Torgefahr aus dem Rückraum reagiert. Der neue Linksaußen Tim Nothdurft erweitert mit seinen Defensivqualitäten die taktischen Möglichkeiten. Fest steht: Dieses Trio bildet zusammen mit Kapitän Patrick Groetzki und den olympischen Silbermedaillengewinnern Juri Knorr, Jannik Kohlbacher und David Späth eine Startformation, die vermutlich nicht allerhöchsten, sehr wohl aber gehobenen Ansprüchen genügt.
Umso mehr richtet sich deshalb der Blick auf die zweite Reihe. Sind Gustav Davidsson, Steven Plucnar und Jon Lindenchrone tatsächlich Alternativen und können von nun an zuverlässig helfen? So lautet die entscheidende Frage der neuen Saison. Die Antwort darauf wird wiederum maßgeblich für den Erfolg sein. Für die Endplatzierung. Und auch für die Zukunft.
Denn wenn die Löwen perspektivisch wieder zur Bundesliga-Spitzengruppe gehören wollen, müssen sie genau jetzt in die Gänge kommen. Auf dem Feld. Und mit einem Toptransfer als Nachfolger für Knorr, der 2025 den Club verlässt. Angekündigt wurde in den zurückliegenden Jahren viel – und wenig davon gehalten. Es ist an der Zeit, Fortschritte zu erzielen. Und den Worten endlich Taten folgen zu lassen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Es geht um die Zukunft der Rhein-Neckar Löwen
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