Mannheim. Es gab nicht wenige Fans, die Marco Antwerpen bei seiner Amtsübernahme als Trainer des SV Waldhof Ende Januar kritisch gesehen haben. Eine noch nicht allzu weit zurückliegende Vergangenheit beim in Mannheim glühend unbeliebten Verein vom Betzenberg. Eine wechselhafte Vita, in der mehr kurze als längere Stationen zu finden sind. Und dann lief es anfangs auch noch sportlich nicht: Aus seinen ersten vier Spielen beim SVW holte Antwerpen einen mickrigen Punkt.
Doch der Fußballlehrer aus Unna hat nach diesem verkorksten Beginn, in dem er dieser verunsicherten Mannschaft vielleicht zu sehr seinen eigenen Stil überstülpen wollte – Stichwort Dreierkette – Außerordentliches geleistet. Der 52-Jährige hat dem Team innerhalb von acht Wochen die Grundrezeptur für einen erfolgreichen Abstiegskampf beigebracht: eine feste taktische und personelle Struktur, neue Widerstandsfähigkeit, mehr defensive Stabilität, Durchschlagskraft bei eigenen Standardsituationen – und gemeinsam mit seinem Co-Trainer Frank Döpper eine extreme Emotionalisierung von der Seitenlinie.
Antwerpen wirkt. Und das ist eine sehr gute Nachricht für den SV Waldhof, wenn es jetzt in die entscheidende Phase der Saison geht. Zehn Punkte aus vier Spielen belegen den Aufwärtstrend, der die Mannheimer erstmals seit der Winterpause wieder auf einen Nichtabstiegsplatz gespült hat. Antwerpen hat ein kleines blau-schwarzes „März-Wunder“ angestoßen. Nur Preußen Münster (zuletzt sieben Siege in Folge) hat in diesem Zeitraum besser performt. Der formstarke Abstiegskandidat Waldhof punktet aktuell wie ein potenzieller Aufsteiger.
Gerade die dramatische Entstehungsgeschichte des ersten Auswärtssiegs unter Antwerpen bei Dortmund II (2:1) am Karsamstag kann der Wendepunkt in dieser Saison gewesen sein. Nach einem Ausgleichstreffer gegen sich in der Nachspielzeit schlug der SVW mit beeindruckender Moral durch Julian Rieckmann noch einmal zurück.
Aus einem Team, das nach Rückschlägen häufig einfach wegknickte, sind kleine Mentalitätsmonster geworden. Auch das ist ein Verdienst des neuen Trainers. Der positive Nebeneffekt des Dortmund-Siegs: Der Makel, das schwächste Auswärtsteam der Liga zu sein, ist seit Samstag zumindest vorläufig getilgt.
Selbstbewusstsein statt lähmender Existenzangst
Für die in den vergangenen Monaten leidgeplagten Fans wirken emotionale Siege wie der in Dortmund wie eine Entschädigung für die Qualen einer Saison, die lange Monate mit dem Präfix „Horror“ versehen werden musste. Wo lange die nackte Existenzangst Beine und Köpfe lähmte, sind jetzt das Selbstbewusstsein und die Zuversicht zurückgekehrt.
In den beiden Heimspielen gegen Unterhaching und Essen sowie im direkten Duell in Duisburg kann der SV Waldhof im April bereits die Grundlage für den Klassenerhalt legen und sich ein nervenzehrendes Foto-Finish an den letzten Spieltagen ersparen. Wer hätte diese Ausgangslage noch Ende Februar, nach dem niederschmetternden 0:1 bei Schlusslicht Freiburg II, für möglich gehalten?
Wenn die bei seinem Amtsantritt alles andere als selbstverständliche Rettung gelingen sollte, hat Marco Antwerpen alle Skeptiker Lügen gestraft. Und er hat sich selbst eine Perspektive geschaffen, über den Sommer hinaus in Mannheim zu arbeiten.
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