Dortmund. Als alles schon nach einem bitteren Unentschieden für den SV Waldhof im Abstiegskampf der 3. Liga aussah, segelte in der vierten Minute der Nachspielzeit noch einmal ein Eckball von Luca Bolay in den Strafraum. Fridolin Wagner verlängerte und in der Mitte stand Julian Rieckmann, der den Ball zum 2:1-Sieg über die Linie drosch.
Ausgerechnet Rieckmann, der erst zur Mannheimer Führung eingeköpft (74.) und den Elfmeter zum späten Ausgleich durch Ole Pohlmann (90.+1) verschuldet hatte. Nach dem 2:1 brach sich der Waldhof-Wahnsinn im Stadion Rote Erde Bahn.
SV Waldhof nach Sieg über Borussia Dortmund II auf Nicht-Abstiegsplatz
Matchwinner Rieckmann wurde fast verschluckt in den Emotionen seiner Mitspieler, über 1000 mitgereiste Waldhof-Fans rasteten ebenfalls aus. Durch den Last-Minute-Sieg und die 0:2-Niederlage des Halleschen FC in Regensburg sprang der SVW in der Tabelle erstmals seit Mitte Januar auf einen Nichtabstiegsplatz. Aktuell stehen die Mannheimer mit 34 Punkten auf Rang 15, können aber am Sonntagabend noch von Arminia Bielefeld (33 Punkte, gegen den MSV Duisburg) auf den 16. Platz verdrängt werden. Die Abstiegszone beginnt beim Tabellen-17. Halle (32 Punkte)
Es war ein verdienter Sieg, weil wir die strukturiertere Mannschaft waren, die kaum etwas zugelassen hat.
Mittendrin in den geradezu ekstatischen blau-schwarzen Feierlichkeiten: Trainer Marco Antwerpen. Der 52-Jährige hat mit jetzt 10 Punkten aus vier Spielen ohne Niederlage die Trendwende im Kampf um den Klassenerhalt geschafft, ordnete das am Ende turbulente Geschehen aber eher nüchtern ein. „Es war ein verdienter Sieg, weil wir die strukturiertere Mannschaft waren, die kaum etwas zugelassen hat. Natürlich habe ich mich am Ende auch gefreut. Man darf ja nicht vergessen, in was für einer Stresssituation wir uns befinden – nicht nur die Spieler, sondern auch wir im Trainer-Team“, sagte Antwerpen.
Rieckmann, der Mann des Nachmittags, musste nach diesem Drama mit gutem Ende auch erst einmal ein bisschen herunterfahren. „Ich war auch schon fast beim Feiern in der Kurve. Dann war ich ein bisschen zu spät dran. Das war ein Elfmeter, da bin ich auch sauer auf mich selbst. Ich bin einfach überglücklich, dass ich diesen Fehler selbst wieder ausbügeln konnte“, sagte der 23-Jährige. Rieckmann erzielte in Dortmund seine ersten beiden Drittliga-Tore überhaupt.
Die ersten beiden große Fragezeichen beseitigte der Blick auf den Spielberichtsbogen: Mittelstürmer Terrence Boyd lief trotz Sprunggelenksproblemen auf. „Wir haben ihn am Freitag getestet. Er hat keine Schmerzen“, sagte Antwerpen. Den gesperrten Innenverteidiger Malte Karbstein ersetzte der neue luxemburgische Rekordnationalspieler Laurent Jans, eigentlich gelernter Außenverteidiger. Ein wenig überraschend begann beim SVW nach seiner frühen Auswechslung in der ersten Halbzeit gegen Arminia Bielefeld (1:0) auch Mittelfeld-Abräumer Julian Rieckmann wieder.
Rieckmann bügelt seinen eigenen Fehler aus
„Sieg um jeden Preis. Nur für den Verein“, forderten die 1000 Waldhof-Fans im Gästeblock des Stadions Rote Erde, direkt neben dem riesigen Signal Iduna Park. Die absolute Entschlossenheit, gegen das zurzeit formschwächste Team der Liga (zuletzt drei Niederlagen in Folge) den eigenen Aufwärtstrend fortzusetzen, war bei den Mannheimern im ersten Durchgang jedoch noch nicht auszumachen.
SV Waldhof hatte in der ersten Halbzeit Probleme, das Spiel nach vorn zu bringen
Bevor dieses Spiel am Ende in einem Fußball-Krimi kulminierte, bekamen die 4000 Zuschauer aber auch viel fußballerische Hausmannskost geboten. In einer Partie auf schwachem Drittliga-Niveau ohne große Höhepunkte ließ der SVW im ersten Durchgang zwar keine Dortmunder Torchance zu, hatte aber unübersehbare fußballerische Probleme im Spiel nach vorne.
Kaum Anspielstationen, zu wenig Tempo und Bewegung, keine Tiefe in den Offensivaktionen – die Kurpfälzer taten sich trotz leichter Überlegenheit sehr schwer, gefährlich in den BVB-Strafraum einzudringen. Beste Gelegenheit blieb deshalb die Volleyabnahme von Boyd nach einer Hereingabe von Jalen Hawkins, die Dortmunds Torhüter Silas Ostrzinski parierte (28.).
SV Waldhof gegen BVB II in der zweiten Hälfte energetischer
In die zweite Hälfte startete der Waldhof energischer. Ein Hawkins-Aufsetzer wurde von einem Dortmunder knapp über die Latte gelenkt (50.), Martin Kobylanski köpfte eine Abifade-Flanke drüber (57.). Aber natürlich blieb die Ausgangslage beim Stand von 0:0 gefährlich. Das zeigte sich in der 64. Minute, als Jans in der Vorwärtsbewegung den Ball verlor, und am Ende eines Dortmunder Konters SVW-Schlussmann Omer Hanin dem einschussbereiten Ole Pohlmann den Ball frech vom Fuß klaute.
In einer ähnlichen Situation hängte Julian Hettwer im Sprint ab, Seegert klärte in allerletzter Sekunde (71.). Kurz danach hatte der Waldhof-Kapitän Glück, als er Franz Roggow am Fünfmeterraum foulte, Schiedsrichterin Fabienne Michel schon auf den Elfmeterpunkt zeigte, die Entscheidung aber zurücknahm, weil der Dortmunder bei der Aktion im Abseits gestanden hatte.
"Gänsehaut pur": Rieckmann trifft in der letzten Aktion des Spiels
Das Tor erzielte statt dem BVB II aber der Waldhof: Luca Bolays Ecke beförderte Rieckmann mit dem Hinterkopf ins lange Eck (74.). Auch mit der Führung im Rücken blieben die Mannheimer dran: Fridolin Wagners scharfe Hereingabe zwang den Dortmunder Mario Suver fast zu einem Eigentor (82.). Es wirkte nicht mehr so, dass der BVB sich noch einmal zurückmelden würde- bis Rieckmann Falko Michel im Strafraum umriss. Den fälligen Elfmeter verwandelte Pohlmann sicher (90.+1).
Im Waldhof-Block wurde es ganz still. Bis Rieckmann in der letzten Aktion des Spiels für eine echte Gefühlseskalation im Lager des SVW sorgte. „Das war Gänsehaut pur“, sagte Baxter Bahn. „Riesenkompliment an Rieki. Er hat heute überragend gespielt und hat sich dafür belohnt. Für die Mannschaft ist so ein emotionaler Sieg natürlich ungemein wichtig. Das gibt einen Schub.“
SV Waldhof gegen Borussia Dortmund II
- Borussia Dortmund II: Ostrzinski – Aidonis (62. Michel), Pfanne, Suver, Guille Bueno - Roggow, Azhil (86. Tattermusch), Hettwer (79. Bamba), Eberwein (62. Göbel) , Pohlmann - Elongo-Yombo (79. Besong).
- SV Waldhof: Hanin - Klünter, Seegert, Jans, Bolay – Rieckmann, Bahn (68. Wagner) – Abifade (88. Okpala), Kobylanski (68. Arase), Hawkins (62. Goden) – Boyd.
- Tore: 0:1 Rieckmann (74.) 1:1 Pohlmann (90.+1, Foulelfmeter) 1:2 Rieckmann (90.+4)
- Beste Spieler: Ostrzinski/Hanin, Seegert, Rieckmann.
- Gelbe Karten: Azhil, Aidonis/Seegert, Klünter, Rieckmann.
- Schiedsrichterin: Fabienne Michel (Gau-Odernheim).
- Zuschauer: 3005.
- Nächstes Spiel: SV Waldhof – SpVgg Unterhaching, Samstag, 6. April, 16.30 Uhr.
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