Es hat nichts mit übertriebenem Alarmismus zu tun, wenn man festhält: Der SV Waldhof hat sich in seiner fünften Saison in der 3. Liga in eine äußerst gefährliche Lage manövriert. Wenn nicht auf allen Ebenen umgehend die Sinne geschärft werden, kann diese Saison in einem sportlichen Debakel enden: dem Abstieg in die Regionalliga. Und das wäre nicht weniger als eine Katastrophe für den Mannheimer Traditionsverein. In seiner aktuellen Verfassung ist der SV Waldhof zweifellos ein Abstiegskandidat.
Die Probleme, die den SVW in diesen Tagen beschäftigen, sind vielfältig und teilweise miteinander verwoben. Da ist ein Kader, dem man mit viel Wohlwollen einen Mittelfeldplatz in der Tabelle zutrauen kann, der aber bei Lichte betrachtet von der individuellen Qualität der schwächste seit der Rückkehr in den Profifußball ist. Sportchef Tim Schork sollte im Vorjahr eine Aufstiegsmannschaft zusammenstellen und in dieser Saison ein entwicklungsfähiges Team, das die Fantasie für eine erfolgreiche Zukunft weckt. Das hat beides nicht geklappt. Auch wenn es dafür Gründe geben könnte, die nicht nur mit den kontrovers diskutierten Fähigkeiten des jungen Managers zusammenhängen.
Überlebensfähig dank Geld von Bernd Beetz
Schork dementiert zwar, dass es einen von oben verordneten Sparkurs gebe. Aber seitdem der erwünschte Zweitliga-Aufstieg in der Vorsaison verpasst wurde und seine Forderungen nach einem Stadionneubau in der Mannheimer Kommunalpolitik auf begrenzte Gegenliebe stießen, machen nicht wenige im Umfeld des SVW bei Präsident und Investor Bernd Beetz eine gewisse Lustlosigkeit aus, wenn es um den Verein geht.
Dass der Waldhof auch vier Jahre nach dem Drittliga-Aufstieg ein chronisches Zuschussgeschäft geblieben ist, das nur mit immer neuen Millionen von Beetz überlebensfähig ist, hängt auch damit zusammen, dass es bei der Suche und der langfristigen Bindung von Sponsoren unter Geschäftsführer Markus Kompp nicht substanziell vorangeht. Der ehemalige Hauptsponsor SI Trading wurde regelrecht vergrätzt, nach dem elften Spieltag laufen die Waldhof-Profis immer noch ohne Rücken- und Ärmelsponsor durch die Stadien der Republik. Fehlendes Geld, das dann natürlich nicht für die Mannschaft zur Verfügung steht.
Rüdiger Rehm ist der falsche Sündenbock
Womit wir bei Trainer Rüdiger Rehm wären. Die Aufbruchsstimmung, die sich bei der Verpflichtung des früheren Waldhof-Profis breitmachte, hat sich nach dreieinhalb Monaten bereits verflüchtigt. Zu durchwachsen sind bisher die fußballerischen Auftritte, zu wenig ist ein tragfähiges Konzept erkennbar.
Doch in der aktuellen Gemengelage ist Rehm auch der Leidtragende von Entwicklungen, auf die er selbst keinen Einfluss hat. Siehe oben. Und: Der 44-Jährige beschwert sich nicht über die unübersehbaren Mängel auf einzelnen Positionen, sondern packt es mit viel Herzblut an. Es fehlt im Team an Erfahrung, an Qualität, an einer gewachsenen Struktur. Das könnte selbst Pep Guardiola nicht im Handumdrehen beheben.
Rehm, ein gestandener, guter Profi-Trainer, der auf mehreren Stationen bewiesen hat, dass er eine Mannschaft besser machen kann, ist deshalb der falsche Sündenbock für die Krise bei Blau-Schwarz. Auch er trifft diskutable Entscheidungen, die Leistungen haben zuletzt nicht mehr gestimmt. Aber Rehm hat Geduld verdient. Sehr viel Geduld.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Gründe für die Krise beim SV Waldhof
Mit dem 1:3 in Bielefeld am Samstag ist der SV Waldhof endgültig in Abstiegsgefahr geraten. Die Probleme, die den SVW in diesen Tagen beschäftigen, sind vielfältig und teilweise miteinander verwoben, so Alexander Müller