Den Reiss-Engelhorn-Museen steht ein ganz gravierender Einschnitt bevor, wenn Generaldirektor Alfried Wieczorek zum Jahresende in Ruhestand geht. Seit er vor über 20 Jahren die Leitung übernahm, wurde aus dem vormals verschlafenen städtischen Haus ein international agierender Museumskomplex, renommierter Forschungs- und herausragender Ausstellungsstandort – finanziert weitgehend mit Stiftungsmitteln.
Seine Fußstapfen, die er hinterlässt, sind groß, ja riesig. Es war daher völlig richtig, nicht gleich die bequeme, hausinterne Lösung zu suchen, sondern zunächst in der nationalen, ja internationalen Museumslandschaft nach geeigneten Bewerbern zu schauen. Aber einigen Interessenten war von vornherein klar, dass es da sehr wohl im Haus einen sehr guten, bewährten Stellvertreter von Alfried Wieczorek gibt, der schon viel eigenes Profil gezeigt hat und viele Erfolge vorweisen kann: Wilfried Rosendahl. Er ist sicher der richtige Mann für die Nachfolge.
Neue Impulse gesetzt
Sicher – es gab Vorbehalte, weil er nicht die „Außensicht“ mitbringt. Doch Mannheim hat nicht nur gute Erfahrungen mit Führungskräften gemacht, die von außen geholt wurden und die Stadt dann lediglich als Durchlaufstation zu höheren Aufgaben betrachteten. Zudem ist der Vorbehalt nur halb richtig. Rosendahl war lange anderswo tätig. Auswärtige, renommierte Museen bis hin zur Frankfurter Schirn, dem Münchner Lenbachhaus oder dem Landesmuseum Koblenz haben ihn parallel zu seiner Mannheimer Tätigkeit als Kurator für Sonderausstellungen engagiert, woraus wiederum Kooperationen für Mannheim entstanden.
Es gab Stadträte, die wünschten sich nach Wieczorek einen kompletten Neuanfang. Aber warum? Sein Konzept ist höchst erfolgreich gewesen. Rosendahl hat bewiesen, dass er ebenso populäre Sonderschauen gestalten, viele Drittmittel einwerben, mit Stiftungen verhandeln und diesen Erfolgskurs fortsetzen kann. Neue Impulse sind dennoch zu erwarten – das zeigte er schon, als er Schwerpunkte auf Kinder-/Familienausstellungen setzte und ganz aktuelle Themen wie Klimawandel aufgriff.
Einige Bewerber haben deutlich gemacht, dass sie in Mannheim Defizite sehen – bei Provenienzforschung, Digitalisierung, Präsentation der Dauerausstellung. Das ist alles völlig richtig. Die erfolgreichen Sonderschauen haben das bislang verdeckt. Aber ein neuer Direktor, egal wer, kann das nur dann ändern, wenn die Stadt finanziell nachbessert.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Der richtige Mann