Kommentar Demo gegen rechts am Samstag: Ludwigshafen braucht ein Zeichen!

Die Vertreibungsideen von Rechtsextremen und AfD-Mitgliedern würden viele Menschen in Ludwigshafen betreffen. Dass zur Demo am Samstag nur um die 1000 Menschen erwartet werden, ist vor diesem Hintergrund enttäuschend

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Julian Eistetter
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Ludwigshafen. Es sind eindrucksvolle Bilder, die bei Kundgebungen gegen rechts in ganz Deutschland und auch hier in der Region entstanden sind. 20 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren es in Mannheim, 18 000 in Heidelberg. Das sind historische Größen, Signale mit enormer Strahlkraft.

In Ludwigshafen werden die Bilder längst nicht so eindrucksvoll sein, wenn am Samstag der Deutsche Gewerkschaftsbund Pfalz zur Demonstration auf den Berliner Platz ruft. Die Organisatoren würden sich schon über 1000 Menschen freuen. Dabei ist Ludwigshafen eine Stadt, die im Kern von den kruden Remigrationsabsichten eines Netzwerks aus Rechtsextremen sowie Mitgliedern von AfD und Werteunion betroffen wäre: 53 900 Ausländer lebten hier Ende 2022, insgesamt 53,6 Prozent der Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. Mehr als die Hälfte aller Ludwigshafener also hat nach der Vorstellung der Rechten nichts zu suchen in diesem Land.

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Warum also kein Aufschrei in dieser Stadt? Warum keine Proteste der Menschen, deren Daseinsberechtigung hier in Frage gestellt wird? Das mag zum einen mit der Angst zusammenhängen, als gut integrierter Ausländer die Stimme zu erheben, dadurch negativ aufzufallen oder sich angreifbar zu machen. Das mag aber auch daran liegen, dass es in Ludwigshafen neben vielen Positivbeispielen auch Menschen gibt, die eben nicht gut integriert sind und das auch gar nicht sein wollen. Die schlichtweg nicht erreicht werden und für die die Stadt nur ein austauschbarer Aufenthaltsort ist, ohne jede Identifikation. Das zeigt die Vermüllung im Hemshof, das zeigen die Probleme an der Gräfenauschule. Probleme, die selbst eine Ludwigshafener AfD stark gemacht haben, die nur durch Querelen und Skandale aufgefallen ist.

Auch um sich von dieser Minderheit abzugrenzen, wäre ein starkes Zeichen am Samstag auf dem Berliner Platz so wichtig. Ein Schulterschluss all jener, die die Demokratie lieben. Egal ob Deutsche, Türken, Bulgaren oder Bosnier. Ludwigshafen würde es unendlich guttun.

Redaktion Reporter Region, Teamleiter Neckar-Bergstraße und Ausbildungsredakteur

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