Kommentar Die Mannheimer Kundgebung gegen rechts bringt Gewinner und Verlierer hervor

Mit 20.000 Teilnehmern bei der Kundgebung gegen rechts hat Mannheim ein starkes Zeichen gesetzt. Doch die Veranstaltung hat auch Verlierer hervorgebracht: Die einen haben die Bühne missbraucht, die anderen sind ferngeblieben

Veröffentlicht
Kommentar von
Florian Karlein
Lesedauer

Wow, Mannheim – das ist stark! Gut 20 000 Menschen haben bei der Kundgebung gegen Rechtsextremismus am Samstag nicht nur gezeigt, dass die große Mehrheit nicht auf die menschenverachtenden Ziele der AfD hereinfällt. Nein, die ganze Region hat auch bewiesen, dass die 18 000 Menschen, die sich in der Woche davor in Heidelberg versammelt hatten, keine Eintagsfliege waren. Es darf stolz machen, dass unsere Gesellschaft aufgewacht ist und sich gegen rechts zur Wehr setzt.

Die Menge auf dem Alten Meßplatz war laut und kreativ. Unzählige bunte Schilder von jungen und alten Demonstranten, mit Migrationsbiografie und ohne, Frauen und Männer, queer oder nicht, mit Handicap oder ohne zeigen, dass unsere Gesellschaft zusammenstehen kann. Doch trotz der überwältigenden Bilder von Samstag ist noch Luft nach oben. Denn in einer Stadt der Größe Mannheims, in der Menschen mit so vielen unterschiedlichen Biografien zusammenleben, gibt es noch mehr Potenzial im Kampf gegen rechts zu heben. Mit einer Kundgebung darf nicht Schluss sein. Das gilt für den Protest, das gilt aber auch für die Politik. Doch genau die sorgt für einen der größten Minuspunkte der Kundgebung.

Ärgerlich, dass die Menschen im hinteren Teil des Platzes wegen der schwachen Soundanlage nichts von den Ansprachen gehört haben. Dass die Gruppe Free Palastine die Bühne mit Palästina-Flaggen für ihr Anliegen missbraucht hat, ist unerträglich. Schockierend ist das Fernbleiben der Mannheimer Liste.

Mehr zum Thema

Demo (mit Video und Fotostrecke)

20.000 Menschen und drei Probleme bei Mannheimer Kundgebung gegen rechts

Veröffentlicht
Von
Sebastian Koch und Florian Karlein
Mehr erfahren

Alle sonst im Gemeinderat vertretenen Fraktionen außer der AfD versammelten sich hinter Oberbürgermeister Christian Specht bei dessen Ansprache auf der Bühne, bewiesen Geschlossenheit. Dass dort kein Vertreter der ML stand, ist ein fatales Signal. Man kann fordern, wie es die Fraktion im Vorfeld der Kundgebung getan hat, nicht nur gegen Rechts-, sondern gegen jede Form des Extremismus auf die Straße zu gehen. Doch als Kommunalpolitiker einer demokratischen Partei hätte es allen in der ML ein Anliegen sein müssen, bei der Kundgebung am Samstag nicht nur dabei zu sein, sondern auf der Bühne ein Zeichen zu setzen. Wer sich dafür nicht einsetzt, gerät in Verdacht, sich nicht von Rechtsextremismus und der AfD distanzieren zu wollen. Mindestens aber stellt man sich ins Abseits. Es wird spannend zu sehen, wie die anderen Parteien und Fraktionen damit umgehen. Und nicht zuletzt CDU-OB Specht, denn er wurde in seinem Wahlkampf stark von FDP und Mannheimer Liste unterstützt.

Redaktion Leiter des Redaktionsteams Mannheim

VG WORT Zählmarke