Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das Mannheimer Riesenrad hat den richtigen Weg am Alten Meßplatz gewiesen

Mannheim. Nicht alles, was unsinnig klingt, ist auch Unsinn. So erntete die Idee der Mannheimer Stadtspitze, den Alten Meßplatz im Sommer mit einem gewaltigen Riesenrad zu befrieden, anfangs viel Kopfschütteln bis Gelächter. Die Fahrpreise – elf Euro für Erwachsene – schienen so gar nicht in die Neckarstadt zu passen. Dann verzögerte sich die Aufstellung bis Anfang August. Dafür konnte hier zwar keiner was, aber es passte ins Bild.

Doch zeigten sich Menschen, die damit gefahren sind, begeistert von der Aussicht. Gut kamen auch die Freikarten an, die der Betreiber ausgab. 50 wurden über das Projekt ALTER verteilt, 150 über das Quartiermanagement etwa an Jugendhäuser und Integrationskurse für Mütter. Nun sind sich alle einig, das Projekt habe dem Alten Meßplatz sehr gutgetan. Es sorgte für Belebung und auch mal ein anderes Publikum.

Das zeigt den richtigen Weg. Attraktionen und kulturelle Veranstaltungen beleben das Areal ebenso, wie es das Forum für Deutsche Sprache tun wird. Prima, dass dessen Bau nach Finanzproblemen nun endlich beginnen kann. Auch muss der ALTER-Fortbestand unbedingt gesichert werden. Bei allem Verständnis für die Mannheimer Kassennot: Mindestens 25.000 Euro, wie sie die dieses Jahr noch zusammengekratzt wurden, sollten auch im nächsten drin sein.

Ein Kalkül der Stadtspitze, das nicht aufging, war indes ein Zurückdrängen der Drogenszene. Nur wegen eines Kinderkarussells unterm Riesenrad im Umkreis von 100 Metern ein Cannabis-Verbot durchzusetzen, war der Polizei rechtlich zu heikel. Das Gesetz sieht das nur für Kitas und Spielplätze vor. Und auf das eigentliche Problem weist der Leiter des Neckarstadt-Reviers zu Recht hin: Dass es trotz der Cannabis-Freigabe keine legale Kaufmöglichkeit gibt, ist grotesk. Da darf man sich nicht wundern, wenn der Schwarzmarkt weiter gedeiht. Insbesondere an Hotspots wie dem Alten Meßplatz.