Mannheimer Hotspot

Wie kann die Kriminalität am Mannheimer Alten Meßplatz bekämpft werden?

Randalierer, Kriminalität, offene Drogenszene – die Beschwerden über den Alten Meßplatz in Mannheim sind zahlreich. Nun herrscht wieder mehr Optimismus.

Von 
Steffen Mack
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Der Alte Meßplatz, aufgenommen gegen 19 Uhr. Hinten ist die Stelle, wo nun das Forum für Deutsche Sprache entstehen wird, bereits mit einem Bauzaun abgesperrt. © Steffen Mack

Mannheim. Wo kürzlich noch das Riesenrad stand, steht jetzt ein Bauzaun. Um beide Themen geht es an diesem Abend etwa einen halben Kilometer weiter im Bezirksbeirat der Neckarstadt-West. Zu Beginn erinnert der Sitzungsleiter, Grünen-Bildungsbürgermeister Dirk Grunert, an die „sehr intensiven Diskussionen“ über den Alten Meßplatz. Nun habe man dort einen schönen Sommer mit vielen Verbesserungen erlebt.

Auch David Linse spricht von einer „schwierigen Situation“ voriges Jahr. Dass Christian Specht seinen Persönlichen Referenten schickt, dürfte den Stellenwert zeigen, den der CDU-Oberbürgermeister der Problematik zumisst. Zur Veranschaulichung, was 2024 los war, hat Daphne Hadjiandreou-Boll vom Fachbereich Demokratie und Strategie „MM“-Schlagzeilen mitgebracht. Da wird der Alte Meßplatz als Mannheims Problemzone bezeichnet, auf die Drogenszene hingewiesen und die Frage aufgeworfen, wie sicher sich Menschen dort noch fühlen.

Neuer Meßplatz: ALTER bekam nach „recht gutem“ Gespräch mit Specht doch Geld

Sorgen bereitete auch das geplante Forum Deutsche Sprache. Weil die Kosten aus dem Ruder liefen, musste der Bau verschoben werden. Daraufhin wurde ein Beteiligungsprozess mit allen relevanten Akteuren gestartet, um den Alten Meßplatz nicht weiter verwahrlosen zu lassen. Heraus kam ein Bündel unterschiedlicher Maßnahmen. Die sichtbarsten sind Pflanzenkübel und „City Decks“, Sitzmöbel mit automatisch bewässerten Pflanzen. Ein weiteres Element waren viele kulturelle Veranstaltungen, vorwiegend organisiert vom Projekt ALTER.

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Der betreute und bewirtschaftete Treffpunkt ist indes selbst „sehr holprig“ ins Jahr gestartet, woran Kristin Höflein vom gemeinnützigen Betreiberverein POW erinnert. Der Gemeinderat stellte mit knapper Mehrheit keine Mittel mehr bereit, begründet mit dem Fehlen eines förderfähigen Konzepts. Zum Glück sei es ihr und Mitstreiterin Julia Alicka gelungen, nach einem „recht guten“ Gespräch mit Specht 25.000 Euro aus anderen Töpfen zu bekommen, berichtet Höflein.

Das Riesenrad wird im Nachhinein als Glücksfall für den Alten Meßplatz bewertet. © Christoph Blüthner

Im Gegenzug hätten sie strengere Hausregeln erlassen, etwa strikte Verbote von Cannabis und hartem Alkohol. Die ließen sich mit einiger Mühe auch durchsetzen. Im Gegensatz zur Ruhezeit zwischen 2 und 6 Uhr. „Wie sollen wir das machen?“ Sie könnten ja schlecht mitten in der Nacht aufstehen und kontrollieren, ob irgendwer am längst geschlossenen ALTER rumstehe. Alicka weist zudem darauf hin, dass ihre Umsätze am gewöhnungsbedürftigen neuen Standort „vollkommen eingebrochen“ seien. Auch gebe es fürs nächste Jahr noch keine Finanzierung. Da hofften sie erneut auf kurzfristige Hilfen von der Stadt.

Neuer Meßplatz in Mannheim: Kalkül mit Cannabis-Verbot nicht aufgegangen

Gelobt wird von Höflein das Anfang August aufgestellte „Monnem Eye“. Über die Preise (elf Euro für Erwachsene, sieben für Ermäßigte) könne man zwar streiten. Aber das Riesenrad habe „für wahnsinnig gute Stimmung gesorgt“. So sieht das auch Christian Zacherle, der Leiter des benachbarten Neckarstadt-Reviers. Er sei „ganz begeistert“, sagt er dem „MM“ am Rande der Sitzung. Neben der guten Stimmung sei auch „ein ganz anderes Publikum“ auf das Gelände gekommen.

Ein Kalkül der Stadtspitze ist indes nicht aufgegangen. Das Kinderkarussell unter dem „Monnem Eye“ sollte der Polizei eine Handhabe geben, gegen Cannabis-Konsum vorzugehen. Doch laut Zacherle ergab eine rechtliche Prüfung, dass die gesetzlich festgelegte 100-Meter-Sperrzone nur um Kitas und Spielplätze herum gilt. SPD-Bezirksbeirat Maikel Schwerdtfeger wendet ins einmütige Lob fürs Riesenrad auch Zweifel am gewünschten Zurückdrängen der Drogenszene ein: „Vorne ja, am Abgang zum Neckar nein.“

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Doch dort ist Dealern nun die Baustelle im Weg, wo das Forum Deutsche Sprache entsteht. Ende Oktober sollen die Arbeiten richtig losgehen, montags bis samstags von sieben bis 19 Uhr. Die Grundsteinlegung ist fürs Frühjahr geplant, die Fertigstellung Mitte/Herbst 2028. Henning Lobin vom Mannheimer Leibniz-Institut für Deutsche Sprache zeigt sich sehr erleichtert, das Projekt mit Unterstützung der Klaus-Tschirra-Stiftung nun doch realisieren zu können. Die Kosten seien mit dem Verzicht auf einige Elemente und weiteren Änderungen „wieder eingefangen“ worden.

Bau des Forums Deutsche Sprache auf dem Neuen Meßplatz in Mannheim beginnt nun

Dass das Forum den Alten Meßplatz aufwerten wird, darüber herrscht im Bezirksbeirat Konsens. Die 15 Frauen und drei Männer im Publikum sagen nichts dazu, also widersprechen zumindest nicht. Parallel zum Neubau will die Stadt an zwei Stellen das Neckarvorland umgestalten. Der Beginn im südlich angrenzenden Abschnitt ist für Juli nächsten Jahres geplant.

Die Visualisierung zeigt, wie das Forum für Deutsche Sprache am südlichen Alten Meßplatz einmal aussehen soll und was in den einzelnen Bereichen vorgesehen ist. © Henn/IDS

SPD-Bezirksbeirat Kai-Uwe Herrenkind und Linken-Stadtrat Dennis Ulas kritisieren indes, dass es noch kein Konzept für öffentliche Toiletten auf dem Platz gibt. Es sei unfair, dass dem noch nicht mal im städtischen Haushalt bezuschussten ALTER zu überlassen (er bekam ein Klo zur Verfügung gestellt).

Doch Linse macht sehr deutlich, dass sich daran auf absehbare Zeit nichts ändern wird. „Sie sind im Gemeinderat, Sie kennen die finanzielle Situation“, sagt er zu Ulas. Leider funktioniere auch das Konzept „Nette Toilette“, das Gewerbetreibende einbinden solle, hier in der Neckarstadt bisher noch gar nicht. Also doch noch etwas Missklang an einem überaus harmonischen Abend.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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