Chemie

Wie die BASF mit ihrer Strategie vorankommt

Konzernchef Markus Kamieth sieht Fortschritte bei der Neuausrichtung des Chemiekonzerns. Beim Strategie-Update gibt es auch einige Überraschungen.

Von 
Bettina Eschbacher
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Antwerpen ist der zweitgrößte Produktionsstandort der BASF nach Ludwigshafen. Auch hier setzt der Konzern auf den Verbund, die Vernetzung von Anlagen und Wertschöpfungsketten. © BASF SE

Ludwigshafen/Antwerpen. Vor einem Jahr hat BASF-Vorstandschef Markus Kamieth seine neue Strategie „Winning Ways“ präsentiert, wie die BASF wieder profitabler werden soll. Am Donnerstag erklärte er beim Kapitalmarkttag am Standort Antwerpen, wie weit die BASF damit gekommen ist und wie es weitergehen soll. Ein Überblick über die wichtigsten Punkte:

Das plant BASF bei den Randgeschäften

Das Unternehmen unterscheidet stärker zwischen Randgeschäften, die ausgegliedert wurden und verkauft oder für einen Börsengang vorbereitet werden sollen.

  • Katalysatorengeschäft/ECMS: BASF will die ECMS-Sparte (Umsatz 2024: 7 Milliarden Euro) nun doch länger behalten. Das Unternehmen sieht sich als bester Eigentümer, um dieses Geschäft zu betreiben. Nach der Ausgliederung hatte sich der Bereich neu aufgestellt und bringt wieder mehr Geld. Außerdem kommt das Aus für Verbrenner, für die die Auto-Katalysatoren gebraucht werden, wohl doch nicht so schnell. Kamieth spricht von einem „sehr langen Sonnenuntergang“.
  • Batteriematerialien: Im Bereich Battery Materials (Umsatz: 0,6 Milliarden Euro) wurden Fixkosten und Investitionsausgaben deutlich reduziert. Verträge mit wichtigen Kunden wie CATL wurden abgeschlossen, um Kapazitäten auszulasten. BASF gibt sich offen für weitere Partnerschaften.
  • Coatings/Lacke: Hier gibt es schon erste Verkäufe: So wurde das brasilianische Geschäft mit Bautenanstrichmitteln (Suvinil) an Sherwin-Williams für einen Kaufpreis von 1,15 Milliarden US-Dollar abgeschlossen. Außerdem sondiert BASF den Markt, um einen Verkauf oder Joint Ventures für die Geschäftseinheiten (Umsatz: 3,8 Milliarden Euro) Fahrzeugserienlacke, Autoreparaturlacke und Oberflächentechnik zu prüfen. Eine Entscheidung wird im vierten Quartal 2025 erwartet.
  • Agro-Sparte/Pflanzenschutz und Saatgut: Die größte Ausgliederung „Agricultural Solutions“ (Umsatz: 9,8 Milliarden Euro) wird für einen Börsengang vorbereitet: Ein Minderheitsanteil soll an die Börse.
Steamcracker, hier der Steamcracker II in Ludwigshafen, gelten als das "Herzstück" der Verbundproduktion. Die Cracker spalten Rohbenzin auf. Dabei entstehen die Grundstoffe Ethylen und Propylen. © BASF SE

Was BASF für das Kerngeschäft plant

Als Kerngeschäft sieht BASF die Bereiche: Chemicals (Chemikalien), Materials (Kunststoffe), Industrial Solutions (Zusatzstoffe für die Industrie) und Nutrition & Care (Ernährung und Pflege). Sie stehen zusammen für einen Umsatz von 40,3 Milliarden Euro.

  • Verbund: Einer stärkeren Aufspaltung der Kerngeschäfte erteilte der Vorstandschef eine klare Absage. Gerade der Verbund, also die enge Verzahnung von Produktionen an Standorten wie Ludwigshafen oder Antwerpen, bringe viele Vorteile und ermögliche eine hohe Wertschöpfung. Der neue Verbundstandort in Zhanjiang werde dabei eine große Rolle spielen, kündigte Kamieth an.
  • Aussichten: Wo man noch Baustellen sieht, plant der Vorstand die Schließung nicht profitabler Anlagen, die Inbetriebnahme wettbewerbsfähiger neuer Anlagen und die Prüfung strategischer Optionen, etwa Verkäufe. Diese Maßnahmen sollen das Ergebnis in den Kerngeschäften bis 2028 um rund 400 Millionen Euro steigern.

Das Sparprogramm – der aktuelle Stand

Eine schwache Chemie-Nachfrage und eigene strukturelle Probleme machen dem Konzern zu schaffen. BASF steuert mit mehreren Sparprogrammen gegen, die das Stammwerk in Ludwigshafen besonders stark treffen.

  • Kostensenkung : BASF hat diese Programme laut Finanzvorstand Elvermann beschleunigt und erwartet bis Ende 2025 Einsparungen in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Mit erreichten 500 Millionen Euro aus dem Vorjahr wäre damit ein konkretes Sparziel erreicht.
  • Personal: Die Sparprogramme gehen einher mit Stellenabbau. Weltweit sind es 3000 Beschäftigte weniger seit 2024. Außerdem wurden zehn Prozent der Leitungsstellen abgebaut.
  • Ludwigshafen : „Die Schritte zur Einsparung von einer Milliarde Euro werden konsequent umgesetzt“, betonte Elvermann. Dazu gehört die Stilllegung von Anlagen, zuletzt traf es die Produktion von Hydrosulfiten mit 65 Beschäftigten. Außerdem wurde die Instandhaltung zu einer – verschlankten – Einheit zusammengefasst. Auch bei der Beschaffung wird gespart.
  • Investitionen: BASF will weniger investieren und hat die erwarteten Investitionen zwischen 2025 und 2028 von rund 17 Milliarden Euro auf 16 Milliarden Euro reduziert. Verzichtet wird zum Beispiel auf den geplanten Bau einer CO₂-armen Ammoniakproduktion in den USA. Sogar bei dem neuen Super-Standort in China wurde jetzt gespart.
BASF-Vorstandschef Markus Kamieth sieht seine Strategie auf einem guten Weg, © BASF SE

Wie es beim neuen China-Standort in Zhanjiang läuft

  • Kosten: Der neue Verbundstandort Zhanjiang im Süden Chinas liegt unter Budget, teilte die BASF zu ihrem Capital Market Day mit. Die gesamten Investitionsausgaben zwischen 2019 und 2028 sind laut Finanzvorstand Dirk Elvermann um 1,3 Milliarden Euro auf etwa 8,7 Milliarden Euro gesenkt worden. Bisher hatte BASF mit einer Gesamtinvestition von zehn Milliarden Euro gerechnet. Zum Beispiel beim Einkauf habe man gespart, erklärte Elvermann.
  • Start: Die meisten Anlagen sollen bis Ende 2025 in Betrieb gehen. Damit liege BASF im Zeitplan.
  • Erwartungen: China ist der wichtigste Chemiemarkt weltweit. Allerdings räumte BASF-Chef Kamieth vor Analysten in Antwerpen ein, dass die Marktbedingungen in China weiter schwierig seien. Deshalb werde die Gewinnkurve des neuen Werks weniger schnell ansteigen als prognostiziert. So werde auch der Beitrag zum operativen Gewinn (Ebitda) 2026 geringer ausfallen als erwartet. Schon beim Hochlauf der Produktion in Zhanjiang würden gleichzeitig Maßnahmen zur Kostensenkung eingeführt.

Wo BASF bei den Finanzzielen steht

Das Unternehmen leidet unter einer Nachfrageschwäche und gesunkenen Preisen. BASF hatte bereits die Ergebnisziele für das laufende Jahr gekappt und rechnet vorerst mit weiter schwierigen Geschäften.

  • Die Botschaft: „ Die vergangenen zwölf Monate haben gezeigt, dass wir mit unserer neuen Strategie die richtigen Themen anpacken“, sagte Kamieth in Antwerpen. Für ihn geht es auch darum, dass BASF angesichts der schwachen Konjunktur „Selbsthilfe“ betreibt, also die eigenen Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz durchzieht.
  • Ergebnis-Ziele : Die mittelfristigen Ziele wurden bestätigt. Unter anderem will BASF ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von zehn bis zwölf Milliarden Euro erreichen.
  • Dividende: Der Konzern bestätigte seine Ausschüttungspläne. Das betrifft eine jährliche Mindestdividende von 2,25 Euro je Aktie.
  • Aktienrückkauf: BASF will zwischen 2027 und 2028 Aktien im Wert von mindestens vier Milliarden Euro zurückzukaufen. Ein Aktienrückkauf dient in der Regel dazu, überschüssiges Kapital an die Aktionäre zurückzugeben. Dieser Rückkauf könnte sogar früher starten, je nachdem wie gut es mit den geplanten Verkäufen läuft.
  • Aktienkurs: Die Börse reagierte verhalten positiv auf das Strategie-Update. Im Tagesverlauf lag die Aktie mit plus1,35 Prozent bei rund 43,40 Euro.

Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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