Alles streng geheim – keine Namen, nur Zahlen, nichts Genaues. Und auch bei der Vorstellung des Siegerentwurfs für das neu gestaltete Collin-Areal gestern im Erdgeschoss des Komplexes blieben die Namen der künftigen Investoren noch im Dunkeln. Der Grund: Erst muss der Gemeinderat dem Grundstücksgeschäft zustimmen, das sieht das Prozedere so vor. Am 28. April soll es so weit sein.
„Das spannende Verfahren war eine Herausforderung für alle Beteiligten. Mit Blick auf die nun vorliegende Perspektive für die weitere qualitätsvolle Entwicklung und Zukunft des Collini-Areals haben wir diese Herausforderung jedoch mit gutem Ergebnis bewältigt“, sagte Oberbürgermeister Peter Kurz bei der Präsentation. Besonders der Diskurs mit der Bürgerschaft habe die Entwicklung bereichert.
Sozialquote verbindlich
Zur Erinnerung: Gebaut wurde der Komplex von der Neuen Heimat ab 1972. Er war Teil der Planungen für die Stadterneuerung zur Bundesgartenschau 1975. Der Wohnturm, der gut erhalten ist, befindet sich in Privatbesitz. Der Büroturm, den die Stadt vorwiegend als Technisches Rathaus nutzt, und die Galerie gehören der Kommune, die das Gebäude zunächst mietete, später erwarb. Weil der seit 2012 eingerüstete Bürotrakt marode ist, errichtet die Stadt zurzeit im Glücksteinquartier einen Neubau. Gleichzeitig entschloss man sich, den Büroturm zu verkaufen. Relevant war dabei nicht das höchste Kaufgebot, sondern das geplante Konzept. Ganz oben stand die architektonisch-städtebauliche Qualität, die Nutzung des Freiraums, das Verhältnis von Wohnen und Arbeiten sowie ökologische Aspekte. Der Kaufpreis des Grundstücks war festgeschrieben, eine Sozialquote von 30 Prozent beim Wohnen (12-Punkte-Programm der Stadt) ist verbindlich.
„Das Ergebnis stimmt uns positiv, dass wir unsere Vorstellungen aus dem 12-Punkte-Programm in die Realität umsetzen können“, gab sich Baubürgermeister Lothar Quast überzeugt, „dass wir an dem Standort einen architektonisch qualitätvollen Entwurf und eine städtebauliche Verbesserung im Bereich zwischen Innenstadt und Neckar erhalten“.
Ziel sei, dass sich das Konzept in die Nachbarschaft des Wohnturms einfüge „und ein nachhaltiges Angebot hinsichtlich Gebäudestruktur, Nutzungskonzeption, Wege- und Grünvernetzung sowie unter energetischen Gesichtspunkten darstellt“, so der Dezernent weiter. Bürgerbeteiligung und Workshop (in den auch die Eigentümergemeinschaft des Wohnturms einbezogen war) hätten zu sehr guten Anregungen und wesentlich besseren Ergebnissen geführt. Das aufwendige Verfahren – Neuland für die Stadt – habe sich gelohnt, freuten sich Quast und Kurz über die guten städtebaulichen Lösungen.
„Die Arbeit schafft es, mit einer präzisen Setzung wesensverwandter Baukörperfiguren eine städtebauliche Figur zu entwickeln, die dem Standort in hohem Maße gerecht wird“, erläuterte Klaus Elliger, Leiter der Stadtplanung. Dabei wird der jetzige Büroturm durch vier niedrigere Türme (zwei Wohn-, zwei Bürotürme) ersetzt – der bestehende Wohnturm bleibt in der Stadtsilhouette das höchste und markanteste Gebäude. „Das Bürogebäude und die neuen Wohntürme haben mit ihrer Anordnung außerordentlich überzeugt“ so Jörg Aldinger, Leiter des Fachgremiums. Die Verfasser der Arbeit hätten es geschafft, die Typologie der 1970er Jahre in die Zukunft zu transportieren und attraktive Räume und Wege von der City zum Neckar zu öffnen.
Drei Jahre Bauzeit
Die Stadt verhandelt zurzeit den Kaufvertrag, der Gemeinderat soll das Vertragswerk im April beschließen. Erst dann wird der Investor bekannt gegeben. Die Bauzeit schätzen Experten auf drei Jahre. Mitte der 20er Jahre könnte das Ensemble stehen. Bestandteil der gesamten Neuordnung ist zudem ein Verkehrskonzept, das von Politikern und Bürgern erarbeitet und vom Gemeinderat beschlossen wurde. Es sieht vor, dass der Verkehr vom Cahn-Garnier-Ufer über die Hans-Böckler-Straße auf den Friedrichsring gelenkt und die vielbefahrene Straße im weiteren Verlauf rückgebaut wird, um einen freien Zugang zum Fluss zu schaffen.
Das Collini-Verfahren
- Der Verkauf des Collini-Centers (ohne privaten Wohnturm) erfolgt nach Konzeptqualität auf Grundlage eines im Vorhinein festgelegten Kaufpreises.
- Städtebauliche Ziele: respektvoller Umgang mit dem Wohnturm und dem Ensemble Neckarufer Nord/Collini-Center. Schaffung einer öffentlichen Fuß- und Radwegeverbindung und Anbindung des Stegs an die Quadrate. Abbau der Trennwirkung zwischen Quadraten und Neckarufer.
- Im Februar 2019 wurde eine erste Bürgerinformation durchgeführt; später noch ein Workshop veranstaltet. Anregungen sind in die Aufgabenbeschreibung eingeflossen.
- Das Verfahren wurde europaweit bekannt gemacht. Sieben Bewerber wurden zugelassen. Alle plädierten für den Abbruch des Bürogebäudes. Drei Entwürfe wurden für eine weitere Bearbeitung ausgewählt.
- Ausstellung: Die Siegerentwürfe sind von Mo., 17.2., bis Mo., 24. 2., im Foyersaal im EG des Collini-Centers ausgestellt. Mi., 19.2.,16 Uhr, findet eine öffentliche Führung statt.
- Infos unter: www.mannheim-gemeinsam-gestalten.de/dialoge/collini-center.
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