Mannheim. Der Erzähler Wilhelm Genazino, dessen literarischer Eigensinn sich auch in ungewöhnlichen Titeln niederschlug, nannte einen seiner Romane „Wenn wir Tiere wären“. Sofern wir das nur wären, so konnte man sich bei der Lektüre des Buches denken, würde uns das moderne, schwierige Leben womöglich nicht mehr zu überfordern drohen.
Von solch einem Leben und den Versuchen, es irgendwie zu meistern, erzählte Genazino ja immerzu. Das Tier habe nur Erde, der Mensch aber eine Welt, meinte der Philosoph Martin Heidegger sinngemäß. Diese „Welt“, des Menschen geistiger Horizont und alles, was er damit und daraus entwirft, ist ihm freilich Segen und Fluch zugleich. Auch die vielerlei Krisen unserer Zeit sind eine Konsequenz davon. Und ausbaden müssen sie mit uns auch die anderen Lebewesen.
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Dabei spürt der Mensch schon lange eine innige Beziehung zum Tier - und zwar nicht nur dem sprichwörtlichen Tier im Menschen (oder nur im Manne). Zahlreiche Arten hat er domestiziert und dabei nicht immer nur ausgenutzt. Wie etwa „Herr und Hund“ zu harmonieren vermögen, hat Thomas Mann eindrücklich in seinem gleichnamigen Buch beschrieben und lässt sich auch alltäglich oft beobachten, wobei der beteiligte Mensch durchaus kein Herr sein muss. Weniger beschaulich wirkt es freilich, wenn Menschen und Wildtiere einander zu nahe rücken und sich dann Krankheitserreger von hier nach dort und umgekehrt übertragen. Sowas kann sich ebenfalls zur globalen Krise auswachsen.
Besser lebt es sich mit Haustieren wie Kaninchen, Katzen oder wiederum Hunden. Was nicht heißt, dass des Tieres in der Nähe wegen dasjenige in einem selbst im Zaum gehalten würde. Ein Mann in Ravensburg hat das bestätigt. Mehrfach war er schon durch aggressives Verhalten aufgefallen. Als ihn die Polizei kontrollieren wollte, warf er laut einem Agenturbericht seinen kleinen Hund auf die Beamten. Achtung ließ er gegen Mensch wie Tier vermissen - und gab so ein Gegenbeispiel dafür, wie man es eigentlich machen sollte.
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