Reise

Wie Olympia 2024 in Paris bis heute nachwirkt

Ein Jahr nach den Sommerspielen sind die Innovationen noch deutlich sichtbar. Paris hat mit dem Sportereignis langfristig gewonnnen.

Von 
Konstantin Groß
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Die Olympische Flamme: Auch in den nächsten drei Jahren wird sie jeweils im Sommer in den Tuilerien zu sehen sein. © Konstantin Groß

Mannheim. Es ist der 28. August 2024. Die Place de la Concorde in Paris, auf der sich sonst der Autoverkehr drängt, ist ein Stadion geworden. Die Eröffnungsfeier der Paralympischen Spiele steht an. Kurz vor Mitternacht ist es soweit: Die Marseillaise erklingt, das elektronische Olympische Feuer entschwebt scheinbar in einem Ballon in den Nachthimmel von Paris. Ein bewegender Augenblick für alle, die ihn miterleben dürfen.

Mehr als ein Jahr danach: Im Herbst 2025 bin ich erneut vor Ort. Um zu sehen, was geblieben ist von den Veränderungen, die in Paris für die Olympischen Spiele stattfanden. Und die mit dafür sorgten, dass die Zahl der Besucher im Jahr 2024 auf 49 Millionen gestiegen war.

Infos und Tipps zu Paris 2025



Anreise : Mit dem Zug (TGV/ICE) Mannheim-Paris direkt in 3 Stunden. 1. Klasse ab 165 Euro. Wochenend-Trip: Freitag Abfahrt Mannheim 13.42 Uhr, in Paris 16.52 Uhr, Sonntag Abfahrt Paris 19.06 Uhr, Ankunft MA 22.17 Uhr.

Übernachten : Da Reisende aus Deutschland immer am Gare de l‘Est ankommen, ist dieses Haus in nur 100 Metern Entfernung ideal: Hotel Este, 4 Sterne, 200 Euro DZmF, Blick auf Sacre-Coeur.

Speisen : „Le Petit Pont“, mit Terrasse und Blick auf Notre-Dame, Abendessen für 2 Personen mit Rotwein ab etwa 60 Euro.

Notre-Dame : Kostenlose Besichtigung; empfohlen Voranmeldung auf der Website notredamedeparis.fr. Teilnahme am Gottesdienst ohne Anmeldung möglich, Einlass bis zum Beginn der Messe.

Weitere Sehenswürdigkeiten : schier unendlich! Eiffelturm, Arc de Triomphe, Louvre, Invalidendom, Sacre-Coeur, Moulin Rouge.

Neu : das 2024 eröffnete Maison Elysee direkt gegenüber dem Haupteingang des Elysee-Palastes, informiert über dessen Geschichte und die bisherigen Präisdenten. Und es gibt ein Cafe. -tin

Meinen Rundgang beginne ich am Arc de Triomphe. Die Schäden, die die protestierenden „Gelbwesten“ am Nationaldenkmal angerichtet (und damit jede Unterstützung in der Bevölkerung verloren) hatten, sind längst beseitigt. Eine vergleichsweise kleine „Schändung“ sorgt dafür im August für Schlagzeilen: Ein Marokkaner hielt es für eine witzige Idee, an der Ewigen Flamme des Grabmals für den Unbekannten Soldaten seine Zigarette anzuzünden. Doch da kennen die Franzosen keinen Spaß: Nach dem 47Jährigen wurde gefahndet; der Innenminister höchstselbst erklärte, ihm die Aufenthaltsgenehmigung zu entziehen.

Champs-Elysees mit neuen Geschäften und mehr Bäumen

Von hier aus geht es über die Champs-Elysees, prachtvoll wie immer. Gleich am Anfang Cartier, Tiffany öffnet laut Plakat „prochain“ (bald) sein neues Domizil. Das inklusive Cafe, das während Olympia bewusst in dieser mondänen Lage eingerichtet wurde, besteht nicht mehr. Honi soit qui mal y pense. Doch es gibt auch positive Veränderungen: mehr Grün. Bis 2026 sollen in Paris 170.000 neue Bäume gepflanzt werden. Und auch und vor allem die Champs-Elysees kommen in den Genuss dieses Programms.

Ungeachtet der Zeitläufe steht er da wie immer: der Arc de Triomphe. © Konstantin Groß

Gegenüber dem Grand Palais biege ich links ab, zum Elysee-Palast. Noch vor einigen Jahren fuhren Busse vorbei, Stadtführer erläuterten in Höhe des Eingangs zum Ehrenhof, hier residiere der Präsident. Inzwischen ist die Straße für den Autoverlehr gesperrt, der Fußgängerweg gegenüber aber noch passierbar. Auch, um das 2024 eröffnete Museum zur Geschichte des Palastes besuchen zu können. Wenn es geöffnet ist. Nun aber ist Montag. Geschlossen.

Place de la Concorde wird teilweise begrünt

Vorbei an der US-Botschaft zur Place de la Concorde. Die acht Hektar große Fläche erlebt wohl die tiefgreifenste Veränderung. Seit Olympia ist die Hälfte des Platzes für den Autoverkehr gesperrt, gehört er Radfahrern und Fußgängern. Laut Plänen, die im März vorgestellt wurden, sollen hier auf drei Hektar Rasenflächen entstehen und 131 Bäume gepflanzt werden. Kosten: 38 Millionen Euro. 2026 soll es losgehen. Abgeschlossen ist dagegen die jahrelange Sanierung des Brunnens: Die kessen Figuren der Fontaine de Mers können wieder als Fotomotiv dienen.

Unverändert präsentieren sich dagegen die Tuilerien. Warum sollte man in diesem prächtigen Park auch etwas ändern? Um die Bassins herum genießen die Menschen in den Liegestühlen aus Eisen die letzten Sonnenstrahlen. Zur Rue de Rivoli hin lockte bis Ende September ein Jahrmarkt. Die Schreie der Passagiere des Überschlaggeschäftes sind über den gesamten Platz zu hören.

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Olympische Flamme ist in den Tuilerien zu sehen

Richtung Louvre die Attraktion: die Olympische Flamme. Die Feuerschale mit sieben Metern Durchmesser ist ein Meisterwerk der Technik. Tatsächlich brennt in ihr keine Flamme, was viel zu gefährlich wäre, sondern LED-Leuchten illuminieren den feinen Wasserdampf, der in die Schale gesprüht wird und so die Illusion einer Flamme erzeugt. Bis zu den Spielen 2028 in Los Angeles wird sie jedes Jahr zwischen Mitte Juni und Mitte September in den Tuilerien zu sehen sein.

Schließlich der Louvre. Auch er machte Schlagzeilen. Das Schloss, mit 73.000 qm größtes Museum der Welt, stöhnt unter dem Andrang der jährlich neun Millionen, die die 38.000 Kunstwerke sehen wollen, natürlich vor allem die Mona Lisa. Nun wurde eine Höchstgrenze von 30.000 pro Tag festgelegt. Als eine Überschreitung drohte, streikte das Personal. Der Präsident hat einen weiteren Eingang und einen eigenen Raum für Mona Lisa versprochen. Kosten: 800 Millionen Euro.

Im vergangenen Jahr verlor das Moulin Rouge ein Rad seiner Windmühle. Nun ist die Pariser Institution wieder komplett. © Konstantin Groß

Notre-Dame in altem Glanz mit neuen Attraktionen

Bei Notre-Dame hat Macron sein Versprechen gehalten. Die Baukräne in der gotischen Kathedrale, die seit dem Brand von 2019 ihre Silhouette prägten, sind verschwunden. Bereits im ersten halben Jahr seit der Wiedereröffnung vom 8. Dezember wurden über sechs Millionen Besucher verzeichnet, fast 35.000 pro Tag. Seit 20. September sind auch die beiden Türme zugänglich. Eine Treppe nach dem Vorbild jener im Schloss von Chambord führt nach oben, wo nun die Wasserspeier aus nächster Nähe bewundert werden können. Der Staatschef nahm als Erster ist die 424 Stufen.

Der Platz vor dem Rathaus, dem Hotel de Ville, hat bei meinem Besuch seine sportliche Nutzung behalten, ist gerade ein Beachvolleyballfeld. Bald soll er zum Urwald werden: Auf 2.500 Qadratmetern werden 150 Bäume stehen. Ausgewachsene Exemplare, die größten zehn Meter, die kleinsten sechs Meter, 20 bis 30 Jahre alt, aus detschen Baumschulen. Eichen und Buchen.

Beides Pariser Kultur: Centre Pompidou und Moulin Rouge

Nächste Station: das Centre Pompidou mit seiner ungewöhnlichen Ästhetik: Lüftungsschächte, die wie Schornsteine eines Ozeanliners aus dem Straßenpflaster ragen; Rolltreppen, die außen, Adern gleich, in Plexiglasröhren verlaufen. 1977 eröffnet, muss es nun saniert, Asbest entfernt werden. Seit 22. September ist das Haus zu. Für fünf Jahre.Leider.

Wieder komplett ist dagegen eine andere Attraktion der Stadt: das Moulin Rouge. Im April 2024 war das Flügelrad der roten Windmühle auf dem Dach abgebrochen. Seit kurzem ist es wieder dran. Manches in Paris soll eben so bleiben wie es ist.

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