Rhein-Neckar. Können sich Erwachsene aus dem Umland nach einem Club- oder Theaterbesuch am Wochenende in der Stadt darauf verlassen, dass sie mit dem Öffentlichen Nahverkehr zuverlässig und schnell nach Hause kommen? Um diese Frage zu beantworten, hat der ADAC erstmals 100 Nahverkehrs-Verbindungen in 20 deutschen Großstädten untersucht.
Das Ergebnis: Rund die Hälfte bietet einen zuverlässigen, guten bis sehr guten Service. Auch Mannheim stand auf der Liste der ADAC-Tester. Unterm Strich gaben sie dem Angebot die Note „gut“. Nach den Erkenntnissen des Mobilitätsclubs gibt es ein umfassendes Angebot sowohl kurz vor Mitternacht als auch bis in die Nacht hinein. Allerdings müsse der Verkehrsverbund Rhein-Neckar bei seiner elektronischen Fahrplanauskunft nachbessern, kritisieren die Tester.
Weil der ADAC sich selbst längst nicht mehr nur als Interessenvertretung der Autofahrer, sondern generell als Mobilitätsclub versteht, nimmt er auch immer wieder den ÖPNV und dessen Angebote genauer unter die Lupe. Für den aktuellen Vergleich hat er ganz konkret die Verbindungen an einem Samstagabend von Mannheim nach Viernheim, Heddesheim, Schwetzingen, Schifferstadt und Frankenthal unter die Lupe genommen.
Im Fokus standen dabei ein Zeitfenster für Erwachsene über 18 Jahren, die in der Zeit von 0.30 Uhr bis 2.30 Uhr nach Hause fahren wollen. Ein zweites Zeitfenster von 23.30 Uhr bis 0.30 Uhr wurde explizit für Jugendliche unter 18 Jahren untersucht. Diese müssen nämlich laut Gesetz bis Mitternacht die Clubs und Bars verlassen. Konkret ging es bei der Untersuchung um die Nacht vom 10. auf den 11. Mai. Die Datenerhebung fand bereits im Februar und März statt und wurde stichprobenartig wenige Wochen später nochmals auf mögliche Änderungen überprüft. An den ursprünglich erhobenen Daten hatte sich indessen nichts verändert.
Direktverbindungen nach Schwetzingen und Frankenthal fallen positiv auf
Insgesamt, so der ADAC, gebe es in der Region Rhein-Neckar eine ausreichende Anzahl an Möglichkeiten, um nach Hause zu kommen. Positiv aufgefallen seien bei fünf beispielhaft ausgewählten Verbindungen zwei Direktverbindungen nach Schwetzingen und Frankenthal, die nur jeweils 14 Minuten beanspruchten. Nach Viernheim und Heddesheim gab es ebenfalls Direktverbindungen, allerdings waren jeweils etwa zehnminütige Fußwege notwendig. Bei der Verbindung nach Schifferstadt war ein Umstieg oder die zusätzliche Nutzung eines Ruftaxis nötig.
Wie der ADAC verglichen hat
- Bei der Untersuchung konzentrierten sich die ADAC-Tester auf 20 Großstädte zwischen 100.000 und einer Million Einwohnern in ganz Deutschland und wählten als Zielorte jeweils fünf Umlandgemeinden mit jungem Bevölkerungsschwerpunkt aus. Hier wurde dann zentral eine Zielhaltestelle festgelegt.
- Neben den angebotenen Verbindungen innerhalb der zwei definierten Zeitfenster waren weitere Kriterien die Anzahl der Umstiege, die Reisegeschwindigkeit sowie die Länge der gegebenenfalls notwendigen Fußwege von der Haltestelle, bei der ausgestiegen werden musste, bis zur festgelegten Zielhaltestelle.
- Mit der Note „sehr gut“ wurden die Städte Augsburg, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und Hannover ausgezeichnet. „Gut“ erreichte neben Mannheim das Angebot in Stuttgart, Koblenz, Leipzig und Nürnberg. Kassel, Saarbrücken und Trier erhielten ein „ausreichend“, während Lübeck, Osnabrück und Potsdam eine eingeschränkte und Erfurt eine lückenhafte Anbindung ans Umland aufwiesen. Bielefeld, Magdeburg und Rostock wurden aus der Wertung genommen, da nachweislich vorhandene Verbindungen zum Erhebungszeitpunkt nicht über die elektronische Fahrplanauskunft angezeigt wurden.
- Weitere Informationen dazu gibt es unter adac.de.
Allerdings habe die Untersuchung auch Verbesserungspotential aufgezeigt, so der ADAC. „Die elektronische Fahrplanauskunft des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar (VRN) hat zum Testzeitpunkt nicht durchgängig zuverlässig funktioniert“, kritisieren die Tester. Die Funktion „früher“ und „später“, um sich alternative Verbindungen anzeigen zu lassen, habe nicht das gesamte, nachweislich vorhandene Angebot angezeigt. Einige Fahrten nach Mitternacht seien bei der Nutzung dieser Funktion gar nicht angezeigt worden und hätten nur durch die manuelle Eingabe von Datum und Uhrzeit abgerufen werden können. Das sei übrigens auch in Augsburg der Fall gewesen.
ADAC-Mobilitätsmanger gibt Tipps für den entspannten Heimweg
Für Nachtschwärmer hat der ADAC einige Tipps für einen entspannteren Heimweg mit dem ÖPNV. Jan Bühn, Mobilitätsmanager des ADAC Nordbaden, rät Verbraucherinnen und Verbrauchern: „Wer flexibel ist, hat bessere Chancen, eine geeignete Verbindung zu finden. Es kann helfen, verschiedene Auskünfte beispielsweise von der Homepage des Verkehrsverbundes, der App oder auch Google Maps zu vergleichen und nach variierenden Abfahrtszeiten und Start- beziehungsweise Zielhaltestellen zu suchen.“ Als sehr guten Zusatzservice bewertet der Club die OnDemand-Angebote wie VRNflexline oder fips für den sicheren Nachhauseweg. Die Fips- und VRNflexline-Busse lassen sich auch kurzfristig buchen und dienen zudem zahlreiche virtuelle Haltestellen innerhalb der Einsatzorte an.
Die Problematik mit der nicht vollständig angezeigten Fahrplanauskunft hatte der VRN bislang nicht auf dem Schirm, sagt VRN-Geschäftsführer Michael Winnes auf Anfrage dieser Redaktion. „Wir nutzen die App ja selbst“, berichtet er. Aber manchmal funktionierten solche komplexen Systeme nicht immer hindertprozentig. Bekannt sei, dass die Züge der DB nicht immer zuverlässig und vollständig angezeigt werden. Das liege an den Schnittstellen der Systeme. „Wir schauen uns ganz genau an, was der ADAC kritisiert und werden bei Bedarf auf jeden Fall nachjustieren“, verspricht Winnes.
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