Film

Beim Filmfestival in Ludwigshafen stehen Schauspieler im Zentrum

Vor allem die Darsteller tragen einen Film, das bestätigen beim Festival des deutschen Films auf der Parkinsel in Ludwigshafen nicht zuletzt auch die „Stasikomödie“ sowie „Laufen“

Von 
Thomas Groß
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Nominiert für den Filmkunstpreis: „Leander Haußmanns Stasikomödie“. © UFA Fiction/Constantin Film Verleih/Nik Konietzny

Ldwigshafen. Eine Geschichtslektion der etwas anderen Art: Der Regisseur, Autor und Theatermacher Leander Haußmann hat das Erfolgsrezept seines tragikomischen Spielfilms „Sonnenallee“ fortgeschrieben und eine „Stasikomödie“ inszeniert. Und diese zeigt nun noch erst recht, dass im Unrechtsstaat der DDR auch ganz normal gelebt und geliebt wurde und die politischen Verhältnisse insgesamt schlicht lachhaft waren.

DDR-Irrsinn

Der ironische Ton ist bereits mit der ersten Einstellung gesetzt: „Ost-Berlin 80er Jahre - trotzdem scheint die Sonne“, so lautet die Texteinblendung. Die Geschichte ist noch überdrehter, doppelbödiger als in „Sonnenallee“ - und nachgerade absurd. Die Rahmenhandlung spielt in der Gegenwart: Erfolgsautor Ludger Fuchs (Jörg Schüttauf) besorgt sich endlich seine vermeintlich bereinigte Stasi-Akte, doch als er sie im trauten Kreis öffnet, findet sich darin unvermutet ein Liebesbrief, der ihn zumal gegenüber seiner Frau (Margarita Broich) in Erklärungsnot bringt.

  • Leander Haußmanns Stasikomödie läuft noch am 3. und9. September.
  • „Laufen“ ist am 5., 6., 8. und 10. September zu sehen.
  • festival-des-deutschen-films.de

Die Binnenhandlung erzählt sodann, wie’s wirklich war, wie sich der junge Ludger (David Kross) von der Stasi anwerben ließ, um die Künstlerkreise vom Prenzlauer Berg zu bespitzeln - und wie er dort völlig unvermutet als großer Autor und Künstler entdeckt wird. Von bitterer Ironie ist das alles ebenso durchsetzt wie von zahllosen skurrilen Details; urkomisch, klamottenhaft wirkt vieles, und doch ist das Ganze auch von einer bedrohlichen Grundstimmung bestimmt, was insgesamt in der Paradebesetzung des Films, Henry Hübchen als versoffener Stasi-Oberst, seinen Kulminationspunkt findet. Die Knallchargen der Agenten und Stasi-Minister Mielke, von Bernd Stegemann als dämonisches Riesenbaby gegeben, sorgen für passende Ergänzung. Im Kino war das längst zu erleben, es hat aber allemal noch einen Auftritt in der Konkurrenz um den Ludwigshafener Filmkunstpreis verdient.

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Hochkarätig besetzt

Ausgiebig kommen hier surreale Noten ins Spiel, und nicht zuletzt überzeugt der vor Ideen- und Darstellungsvitalität berstende Film als Hochstaplergeschichte. Insgesamt hochkarätig besetzt, verdienen neben Hübchen und Schüttauf zumindest noch David Kross, Margarita Broich, Steffi Kühnert und Antonia Bill ausdrücklich Erwähnung, denen man bei allen sonstigen Qualitäten ihres Spiels immer gerne zuschaut.

Letzteres zumindest ist auch Anna Schudt zu bescheinigen, die im völlig anders gelagerten Film „Laufen“, einem Melodrama von Rainer Kaufmann, die Hauptrolle spielt. Die Darstellerin, vor allem als „Tatort“-Kommissarin an der Seite von Jörg Hartmann populär geworden, spielt die Cellistin Juliane, die sich nach dem Suizid ihres Partners allmählich zurück ins Leben kämpft.

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In melancholisch gestimmte Bilder taucht Routinier Kaufmann den fürs ZDF produzierten anrührenden Film, der ebenfalls um den Filmkunstpreis konkurriert. Ermuntert von der taffen Freundin, entwickelt sich Juliane zur ausdauernden Joggerin, was ihren Lauf zurück zu sich und ins Leben versinnbildlicht - und den Filmtitel erklärt. Neben der von Katharina Wackernagel gespielten Freundin steht Juliane eine Therapeutin (Victoria Trauttmansdorff) zur Seite, während die Eltern des Verstorbenen eher für bleibenden Verdruss sorgen. Schudt trägt den Film im Wesentlichen allein; seine Spannung zieht dieser auch daraus, dass allmählich bedeutende Details über die Beziehung Julianes zum in Rückblenden und Gedanken noch oft anwesenden toten Johann (Maximilian Brückner) klar werden.

Redaktion Kulturredakteur, zuständig für Literatur, Kunst und Film.

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