Kino

Der neue Film: "Alien: Romulus"

Fede Alvarez dringt mit „Alien: Romulus“ in die Tiefen des Alls vor und fügt einem der erfolgreichsten Franchise der Filmgeschichte ein weiteres (Grusel-)Kapitel hinzu

Von 
Gebhard Hölzl
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„Im Weltraum hört dich niemand schreien“: Längst legendär ist diese „Tagline“, dieser Slogan, mit dem 1979 „Alien: Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ beworben wurde. Kreativer Kopf hinter dem ewigen Klassiker war Regisseur Ridley Scott, der damals gemeinsam mit dem Schweizer Surrealisten HR Giger das bis zum heutigen Tag furchteinflößendste aller Leinwandmonster geschaffen hat. Der Beginn eines der erfolgreichsten Franchise der Filmgeschichte war der Weltraumschocker, der die damals noch wenig bekannte Sigourney Weaver über Nacht zum Star werden ließ - und in dem sie in ihrer Rolle der glatzköpfigen Amazone Ripley die Frau als toughe Actionheldin etablierte.

Fede Alvarez hatte ein B-Picture im A-Picture-Look im Sinn

Auf insgesamt sechs Filme - die Cross-over-Arbeiten „Alien vs. Predator“ und „Aliens vs. Predator 2“ nicht mitgerechnet - hat es die Reihe bislang gebracht, neben Scott zeichnen die einschlägigen Größen James Cameron, David Fincher und Jean-Pierre Jeunet für die Inszenierung der diversen Fortsetzungen verantwortlich. Diesem illustren Club ist nun der aus Uruguay stammende Fede Alvarez beigetreten, der sich 2013 mit der „Tanz der Teufel“-Neuadaption „Evil Dead“ einen Namen gemacht hat. Ein B-Picture im A-Picture-Look hatte er mit „Alien: Romulus“ nach eigenen Angaben - in Absprache mit Scott, der als einer der Produzenten firmiert - im Sinn, mit Schwerpunkt Grusel und weniger Science-Fiction.

Bewährtes Teen-Horror-Setting mit Verbeugung vor dem Original

Auf einem gespenstischen Bergbauplaneten - „null Tage Sonne pro Jahr“ ist auf einem Insert zu lesen -, angesiedelt in den Jahren zwischen „Alien“ und „Aliens“, setzt die Handlung ein. Schmutzig sind die Straßen, heruntergekommen die Gebäude. Zwielichtige Gestalten lungern in dunklen Ecken. Typisches „Blade Runner“-Territorium. Minenarbeiterin Rain (Cailee Spaeny), Ripleys Wiedergängerin, macht sich mit ihrem nonstop müde Witze erzählenden Humanoid-Roboter Andy (David Jonsson) auf den Weg ins Büro der Abbaufirma, um ihren Vertrag aufzulösen.

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Dort angekommen, wird ihr mitgeteilt, dass ihre Arbeitszeit um weitere fünf Jahre verlängert wurde und ihr die Abreise verboten ist. So beschließt sie als Teil einer sechsköpfigen Gruppe - ganz paritätisch drei Frauen und drei Männer -, ihr Heil in der Flucht zu suchen. Dafür muss jedoch noch die überlebensnotwendige Ausrüstung beschafft werden, die sich an Bord eines im Orbit schwebenden Raumschiffwracks befindet...

Ein bewährtes Teen-Horror-Setting. Die verschiedenen Protagonisten werden zunächst vorgestellt. Zwischen einem der Jungs und dem Roboter kommt es zu Reibereien, eins der Mädchen ist schwanger, Rain versucht, die Gemüter zu beruhigen und einen kühlen Kopf zu behalten... Alles so weit bekannt. Dann taucht noch der 2020 verstorbene Ian Holm, einst Besatzungsmitglied des „Alien“-Raumfrachters Nostromo, auf, als Rumpfmensch digital wiederbelebt und nun treuer Gefolgsmann der Bergbaugesellschaft. Der Bösewicht, der das Alien, das nach rund 40 Minuten Spielzeit auftaucht, unbedingt am Leben halten will.

Der Ton ist gesetzt. Dann bricht das Inferno los. Zunächst sind die „Facehugger“ da. An Kraken erinnernde Wesen, die sich ans Gesicht ihrer Opfer heften und mit ihren Tentakeln in deren Mund eindringen und so ihre Eier ablegen. Fans wissen, was als Nächstes passiert: Die Außerirdischen haben ihren Wirt gefunden. Bald werden sie die Leiber, gewohnt blutig, zum Platzen bringen. Bis schließlich - untermalt mit Benjamin Wallfischs („Es“) unheilschwangerer Musik - das Alien mit dem gefletschtem Metallgebiss, aus dem ätzender Speichel tropft, auftaucht. Nase an Nase mit Rain - die obligate Verbeugung vor dem Original.

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Action und Spezialeffekte sind für die Zielklientel maßgeschneidert

Das Gestern und das Heute bringt der Filmemacher geschickt in Einklang: Düster, bedrohlich in Schwarz und Blau hält Kameramann Galo Olivares („Roma“) die schattenreichen Bilder, zackig, spitz, scharfkantig ist das Produktionsdesign von Naaman Marshall („Mortal Combat“). Beinhart und temporeich sind die Actioneinlagen, gut die Stunts, überzeugend die Spezialeffekte. Mit der Schwerkraft wird gerungen, aus allen Rohren geschossen. Wahrlich nicht neu, aber für die Zielklientel maßgeschneidert. Der genretypische Kampf auf dem startenden Rettungsschiff fehlt ebenso wenig wie glibberige Alieneier und der finale, nicht wirklich überraschende Verweis auf den nächsten, möglicherweise letzten Teil der Saga. Aber darüber entscheiden wohl weder Scott noch Alvarez, der seine eigenen Vorgaben erfüllt hat, sondern das Einspielergebnis. Mit ausgezeichneten Aussichten - nicht zuletzt weil Spaeny eine gute Figur macht und man mit ihr bangt und hofft.

Freier Autor Gebhard Hölzl, Print-/TV-Journalist, Autor und Filmemacher.

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