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Sci-Fi-Thriller "I.S.S.": Dritter Weltkrieg im Weltall

Als auf der Erde ein Atomkrieg ausbricht, kommt es auch auf Gabriela Cowperthwaites Titel gebender Raumstation „I.S.S.“ unter den sechs Besatzungsmitgliedern zu heftigen Konflikten

Von 
Gebhard Hölzl
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Auf der Erde bricht ein Atomkrieg aus. Plötzlich kommt es auch auf der Raumstation zu Konflikten. © Unviersal Pictures/Bleeker Street

Krawall im All hat im Kino Tradition. Wuchtig und martialisch in den Marvel-Superhelden-Blockbustern, reflektiert und ruhig in Stanley Kubricks Geniestreich „2001 - Odyssee Im Weltraum“ oder Douglas Trumbulls „Lautlos im Weltraum“. Um das Ausloten technischer Möglichkeiten geht es, um die Besiedlung ferner Planeten und um die Erforschung des Universums. Kriegerische Mittel kommen dabei gerne effektreich zum Einsatz.

In der ISS herrscht zunächst noch Frieden

Dabei herrscht im Orbit in Wahrheit (noch) Frieden. Seit 1998 betreiben 16 Staaten - darunter Deutschland - beziehungsweise fünf Agenturen die International Space Station, kurz ISS. Der künstliche Satellit kreist in rund 400 Kilometern Höhe um die Erde, die er in circa 93 Minuten ein Mal umrundet. Seit 2000 wird die ISS von Raumfahrern und Raumfahrerinnen bewohnt. Die US-amerikanische Raumfahrtbehörde NASA arbeitet Hand in Hand mit dem sowjetischen Pendant Roskosmos.

Die Kooperation klappt. Wie auch zu Beginn von „I.S.S.“, von Gabriela Cowperthwaite („Der Killerwal“) nach einem Drehbuch von Nick Shafir inszeniert. Die Astronautin Dr. Kira Foster (Ariana DeBose) und ihr Kollege Christian Campbell (John Gallagher Jr.) stoßen neu zur Besatzung. Freundlich werden sie von Commander Gordon Barrett (Chris Messina), den Kosmonauten Weronika Vetrov (Masha Mashkovaa) sowie deren Landsleuten, den Geschwistern Nicholai (Costa Ronin) und Alexey Pulov (Pilou Asbæk), begrüßt. Gemeinsam wird die seit Glasnost populäre Friedenshymne „Winds of Change“ angestimmt.

Die Beengtheit der Kapsel wird für die Zuschauer spürbar

Bis die Crew auf der Erde Lichtblitze wahrnimmt, die sich als nukleare Explosionen entpuppen. Zwischen den USA und Russland scheint ein Atomkrieg ausgebrochen zu sein. Die Stimmung kippt schlagartig, nervös belauern sich die beiden Mannschaften, die von ihren Regierungen jeweils einen eindeutigen Befehl erhalten: Jede Partei soll mit allen Mitteln versuchen, die Kontrolle über die Station zu übernehmen. Noch komplizierter wird die Situation, als die Raumstation plötzlich dramatisch an Höhe verliert.

Ein Kammerspiel um Argwohn und Vertrauen, Solidarität und Verrat. Wo nur ein Miteinander das Überleben gewährleistet, wird gegen jede Vernunft rücksichtslos gegeneinander vorgegangen - erschwert durch den Umstand, dass Gordon und Weronika heimlich eine Liebesaffäre unterhalten.

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Die Loyalitäten lassen sich nicht an den Nationalitäten festmachen. Sympathieträgerin ist die von Oscar-Preisträgerin DeBose („West Side Story“) empathisch verkörperte Kira, die mit der Schwerelosigkeit zu kämpfen hat, derweil einer der russischen Brüder - vorhersehbar und sattsam bekannt - als Schurke herhalten muss. Prototypisches „Kalter Krieg“-Denken.

Nur von gewissen Klischees getrübt ist der Unterhaltungswert dennoch hoch. Nick Remy Matthews‘ („Hotel Mumbai“) Aufnahmen unserer brennenden Welt - durchaus aktuell und sinnbildlich zu verstehen - jagen einem Angstschauer über den Rücken. Großartig fällt das Produktionsdesign vom einschlägig vorbelasteten Geoff Wallace („Die Astronauten“) aus. Ihm gelingt es, die Beengtheit der Kapsel spürbar zu machen, während die Filmemacherin clever von der Schwerelosigkeit erzählt - etwa wenn Blut wie in einer Lavalampe langsam durchs Bild schwebt.

Freier Autor Gebhard Hölzl, Print-/TV-Journalist, Autor und Filmemacher.

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