Deadpool und Wolverine, das sind die unartigen Jungs, die vor der Übernahme durch die Disney Studios erfolgreich für 20th Century Fox unterwegs waren - was im Verlauf des gleichnamigen Films mit reichlich bösem Witz kommentiert wird. Aus dem Ruhestand ist das Duo zurückgekehrt. Sie eint, dass sie über rasche Selbstheilungskräfte verfügen. Als besserwisserisches, narbenübersätes Schandmaul punktet Deadpool alias Wade Winston Wilson mit politisch wenig korrekten Wortkaskaden. Auf seinen Sixpack-Astralleib und die ausfahrbaren Krallen setzt Wolverine, bürgerlich Logan, einst Mitglied der „X-Men“.
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Beide sind sie im rund 5000 Charaktere umfassenden Marvell-Kosmos Fan- und Publikumslieblinge, auf Augenhöhe mit ihren berühmten Kollegen „Spiderman“, „Iron Man“ oder „Black Widow“. Was natürlich mit den Schauspielern zu tun hat, die sie verkörpern: der Kanadier Ryan Reynolds („Free Guy“) und der Australier Hugh Jackman („Greatest Showman“). Rot und gelb sind sie gewandet, ihre Kostüme hauteng geschneidert. Im Spidey-Look der Eine, im Gladiatoren-Brustpanzer der Andere. Power pur im Doppelpack, selbstredend auch auf verbaler Ebene. Wofür Reynolds - neben Regisseur Shawn Levy („Nachts im Museum“) - als einer der fünf Drehbuchautoren (mit-)gesorgt hat.
Launig laut und mit reichlich Zeitlupe
Gewohnt dünn - weil ohnehin ohne Belang - ist die Story. Ein gewisser, im Original britisch näselnder Mr. Paradox (Matthew Macfayden) will via Zeitreisemaschine - von Produktionsdesigner Ray Chan im „Schirm, Charme & Melone“-Retrolook entworfen - den Lauf der Welt verändern. Helfen soll ihm dabei das glatzköpfige Superhirn Cassandra Nova (Emma Corrin), die fiese Zwillingsschwester des edlen Professor X(avier), der in Person von Patrick Stewart im Abspann vorbeischaut. Sie bewohnt mit ihren Getreuen eine postapokalyptische Einöde, sattsam bekannt aus den „Mad Max“-Abenteuern, auf die schamlos frech Bezug genommen wird - wie auf zig vorangegangene MCU-Extravaganzen.
Produzent Kevin Feige, Mastermind der lukrativen Endlosreihe, lässt’s gewohnt krachen. Der Film ist ein Mashup, bei dem einem das Hören und Sehen vergeht. Krawall und Action, Stunts, Spezialeffekte und Spektakel, mehr als zwei Stunden lang - inklusive gefühlt gut zehn Minuten finaler Credits. Launig laut und mit reichlich Zeitlupe. Stahlklauen werden lustvoll in sämtlichen Körperöffnungen versenkt - ein Fest für alle Psychoanalytiker -, Deadpool kämpft gegen 100 andere Deadpools, Woverine tritt ebenfalls als multiple Persönlichkeit in Erscheinung.
"Like A Prayer" und "Hells Bells"
Der Soundtrack besteht aus einschlägigen Ohrwürmern. „Hells Bells“ von AC/DC ist gesetzt, Madonnas „Like A Prayer“ kommt ironisch zum Einsatz, ebenso wie der „Grease“-Hit „You’re the One that I Want“, wenn sich die Titelhelden in einem Biedermann-Honda an die Gurgel gehen. Ein Fan-Film. Ohs, Ahs und Szenenapplaus gab’s während der Pressevorführung. Nebst wohligem Stöhnen wenn Lieblinge wie Deadpools (Ex-)Herzblatt Vanessa (Morena Baccarin) - zur Erinnerung: „Gib mir einen Kuss und red’ keinen Stuss“ -, das quirlige Tokio-Girlie Yukio (Shioli Kutsuna) oder Jennifer Garners sexy Elektra auf der Leinwand auftauchten. Einfach unwiderstehlich - wenn man diese Art Unterhaltung schätzt.
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