Mannheim. Kann man als Komiker durchstarten, wenn man aus einem kleinen Ort kommt? Eine Frage, die sich Fabi Rommel stellt. Denn für ein Dorfkind sind die Möglichkeiten eher überschaubar. In seinem zweiten Programm „Heimat“ hat sich der Stand-Up-Comedian mit Themen wie Familie und Heimweh beschäftigt. Damit ist der 32-Jährige im ausverkauften Mannheimer Capitol vor rund 500 Gästen aufgetreten. Auch der Zusatztermin am Mittwoch, 22. Oktober, ist ausverkauft.
Der Montag sei eigentlich der schlechteste Tag für eine Comedyshow, stellt Rommel fest. „Aber ihr seid okay drauf für den Montag bisher“, erklärt er ruhig. „Das heißt, ihr habt nicht komplett beschissene Jobs oder der BASF-Rauch hat euch schon komplett kaputt gemacht.“
Mit einem Cliffhanger startet er in seine kurzweilige Show. „Die Geschichte, die ich euch heute Abend erzählen will, ist, wie ich Berlin nach sieben Jahren verlassen musste“, erzählt er. „Und Panik hatte, dass ich meinen Traum von Comedy dadurch wieder komplett zerstöre.“
Vor Jahren habe ihn seine Oma einmal gefragt, warum er in Berlin wohne. Rommels Heimat ist nämlich eigentlich Calw. „Das berühmteste, was wir hier haben, ist der Autor Hermann Hesse“, sagt der sympathische Künstler. „Und wir gehen wirklich ,all in‘ mit der Information.“ Außerdem gäbe es noch die Kommando-Spezialkräfte von der Bundeswehr. Nach einer beruflichen Station bei Daimler stand für ihn daher fest, dass er nach Berlin ziehen muss. „Die Stadt ist komplettes Chaos, manchmal zu aufregend für den Kopf“, erzählt er. Dort sei es ihm aber gelungen, Comedian zu werden.
In Calw dagegen schätzt er die Verpeiltheit seiner Familie, woraus auch lustige Geschichten entstehen. So hält der Nachbar mit seinem Kran Rommels Vater davon ab, zum Bäcker zu gehen. Sein Erzeuger darf zudem die USA nicht mehr bereisen, da er aus Geiz eine Strafe im Wert von 15 Dollar nicht bezahlt hat. Aber auch Rommel ist nicht frei von Sparsamkeit. Um den Euro in der Raststätte für den Toilettenbesuch zu sparen, uriniert er im Freien – und dabei auf seine eigenen Schuhe.
Pokémon Go im Park und Nachbarschaftsbegegnungen
Rommel erzählt dem Mannheimer Publikum auch, wie er in der Pandemie dem Spiel Pokémon Go verfallen war und bei der Suche nach seltenen Monstern versehentlich als „Parkscheißer“ wahrgenommen wurde.
Sentimental wird er, wenn er an seine verstorbene Oma zurückdenkt, an die er viele schöne Erinnerungen hat. Seine Großmutter wollte in ihrer Heimat Türkei beigesetzt werden. Da Rommel seine Oma mit Calw verbunden hat, habe die Beerdigung sein Heimweh nur verstärkt. „Direkt als ich wieder in Berlin war, war ich mir sicher, ich bin jetzt bereit, die Stadt zu verlassen.“
Im Stuttgarter Stadtrand angekommen, kommt es erst einmal zu einer Konfrontation mit einer Nachbarin, die etwa Rommels Müll durchwühlt. „Es war so ironisch. Ich habe mir in Berlin immer wieder so ein bisschen mehr Regeln und Bürgerlichkeit gewünscht in dem ganzen Chaos. Und in Baden-Württemberg war es einfach so: Pass auf, was du dir wünschst.“
Doch seine Familie und Freunde haben es geschafft, dass er und seine Freundin sich mit der Zeit heimisch fühlten. „Ich weiß nicht, ob wir in Süddeutschland bleiben, vielleicht ziehen wir auch bald zur Familie von meiner Freundin in den Norden.“ Das sei für ihn okay, denn von seiner Oma habe er gelernt, dass man 40 Jahre woanders sein und es schaffen kann, an beiden Orten eine schöne Gemeinschaft zu haben. „Wenn man die Prioritäten richtig setzt.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-regionale-kultur-vom-dorfkind-zum-comedian-fabi-rommel-im-mannheimer-capitol-_arid,2334192.html