Kunst

So ist die Ausstellung von Katinka Eichhorn im Mannheimer Port25

Rätselhafte Kunst: Die junge Künstlerin Katinka Eichhorn stellt Zeichnungen, Malerei und Objekte im Port25 in Mannheim aus.

Von 
Susanne Kaeppele
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Katinka Eichhorn (hier mit einem Keramik-Ei) stellt bis 18. Januar 2026 im Port25 in Mannheim aus. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Völlig neue Arbeiten präsentiert Katinka Eichhorn in diesem Ausstellungsraum, der eigentümlich karg wirkt und damit sehr geeignet für die junge Künstlerin, die in Karlsruhe an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste studierte (bis 2020) und seither in Mannheim lebt. Denn die Werke erschließen sich wie der Raum erst nach und nach. Die Begegnung mit der Künstlerin wirft gleich viele Fragen auf, die auch mit den zahlreichen Objekten verbunden sind, die rätselhaft und spielerisch zugleich auf dem Tisch liegen und ebenso vage und mehrdeutig von der Decke hängen.

Eichhorn bringt unklare Gegenstände zum Schwingen, aber so, dass überhaupt nichts klarer wird. Denn Worte lassen die große Spannung in ihrer Kunst nicht eindeutiger werden, die Betrachtende wird immer wieder mit der großen Rätselhaftigkeit konfrontiert, die völlig offen lässt, worum es überhaupt geht.

Die Künstlerin Katinka Eichhorn in ihrer Ausstellung im Port25 in Mannheim. © Manfred Rinderspacher

Wenn ein solches Gebilde, das seltsam von der Decke herabhängt, den Titel „dendrobium nobile“ trägt, kann man mit Hilfe des Internets herausfinden, dass es sich dabei um eine weltweit verbreitete Orchideenart handelt, die aber hier und heute aus Kunstleder besteht, das mit Watte befüllt wurde. Aber die nähere Betrachtung intensiviert das Geheimnis nur, macht nichts klarer. Das Gebilde wurde zwar sorgfältig genäht, lässt aber Fäden hängen, ist mit Ketten an der Decke befestigt, sprich das weiche, unklare Material kontrastiert heftig mit der Kettenspannung. So erweisen sich auch diese Kunstwerke als das große Wunder, das hier für uns ausgebreitet wurde, unerklärlich und fremd.

Keramik und Transparentpapier überraschen in der Ausstellung von Katinka Eichhorn in Mannheim

Aber Katinka Eichhorn, die 1993 in Hamburg geboren wurde, überrascht die Betrachtenden immer wieder aufs Neue: So liegen auf dem Tisch nicht nur Zeichnungen, eine etwa versehen mit einer Glasplatte, die genial wie einfach den Fokus setzt auf die Zeichnung auf dem Blatt, sondern auch, wie sich herausstellt, keramische Werke, die aber aussehen wir gerissenes Papier. Und dann die Eier! Braun und weiß, mit Löffeln, und erst beim Anheben wird klar: Sie sind aus Keramik. Sehr nett, lustig, aber auch lehrreich, denn die Herstellung erfordert sehr hohe Hitze und ist nicht so einfach, das Ei muss danach noch zusammengesetzt werden.

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Und dann erweitert Transparentpapier noch einmal die gestalterischen Mittel: Denn das durchscheinende Papier bedeckt starkfarbig bemalte Seiten eines Heftes und verändert dadurch alles. Überhaupt die Hefte: Linien sind der Ausgangspunkt ihrer Arbeiten und die werden in den verschiedensten Konvoluten festgehalten. Dass sie auch wunderbare Farbzeichnungen anfertigt oder gestrickte kleine Farbwunder – das hat übrigens überhaupt nichts mit den klassischen Handarbeiten zu tun, die heutige Generation hat dazu einen vollkommen anderen Ansatz!

Der Höhepunkt der Ausstellung – so will es scheinen – ist ein in Schwarz und Weiß gehaltenes Stoffobjekt, das trotz seiner offensichtlichen Geschmeidigkeit, sehr heftig auf einem dicken Stift aufgepflockt ist. Und damit alle Widersprüche der Ausstellung zusammenfasst beziehungsweise bezeichnet, erläutert und vertieft, ohne ein einziges Wort. Große Empfehlung einer kleinen Ausstellung einer großen jungen Künstlerin!

Info: Port25, Hafenstr. 25–27, bis 18. Jan. 2026, Mi.–So. 11–18 Uhr.

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