Kunst

Peter Schlörs "Deep See": Erhabene Fotografie in Heidelberg

Peter Schlörs Ausstellung "Deep See" im Betriebswerk in Heidelberg verbindet Poesie und Empfindsamkeit mit dramatischem Licht und kontrastreichen Fotografien.

Von 
Susanne Kaeppele
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Ein Blick in die Ausstellung „Deep See“ von Peter Schlör im Betriebswerk Heidelberg. © Peter Schlör

Heidelberg. Das Erhabene, die Stille und das große Schwarz: Diese Vokabeln fallen der Betrachtenden immer wieder ein, wenn sie sich mit den wunderbaren Fotografien von Peter Schlör auseinandersetzt. Seit 40 Jahren ist er als Autodidakt in der Fotowelt unterwegs, deutschlandweit und international, viele Museen beherbergen seine Werke in ihren Sammlungen und gerne stellen Galerien ihn aus.

Von der Rätselhaftigkeit zur poetischen Klarheit

1964 in Mannheim geboren und dort auch lebend, arbeitete er lange Zeit analog, aber seit einigen Jahren begeistert sein digitales Werk. Wie eine Retrospektive ist die neue Ausstellung im Betriebswerk angelegt, wandert durch vielfältige Räume, die den Charakter der Lichtbilder vertiefen, die oft unklar scheinen und letztendlich immer freier werden. Zu Beginn vollkommen rätselhaft und undurchdringlich, aber immer aktiv die Formen wahrnehmend, etwa einen weißen Tisch mit Herbstblättern, in hartem Schwarzweiß, von oben festgehalten, eigentlich ungewiss und rätselhaft, aber dann doch zunehmend verständlich in seiner Kargheit.

Blick in die Ausstellung des Mannheimer Künstlers Peter Schlör im Betriebshof Heidelberg. © Peter Schlör

Zu Beginn seines Wirkens scheint er noch Interesse daran zu haben, den Betrachter zu verblüffen oder ihn in nicht auflösbare Fragen zu stürzen, was sich später völlig verliert. Vieles in Schlörs neuer Ausstellung "Deep See" wirkt zu Beginn noch etwas gesucht, wie etwa ein Wäldchen im Gebirge, stark ausgeleuchtet und damit mystisch. Raffiniert wiederum sein Spiel mit geraden Wegen im Wald, erneut durch starken Kontrast erzeugt oder auch durch eine dynamische Perspektive (Marc Peschke). Viele seiner Bildfindungen fußen übrigens auf den Traditionen des Neuen Sehens der 1920er Jahre, die Verwandtschaft hatte mit der Neuen Sachlichkeit. Poesie und Empfindsamkeit prägen die Ausstellung.

Die Magie der Kontraste in Schlörs Bildern

Vor Jahren war er selbst häufig als schwarzer Schatten auf seinen Bildern anwesend, die an sich zumeist keine Menschen zeigen. Sein großes Thema ist seit langer Zeit die Landschaft, etwa auf den Kanaren, aber auch in Afrika. Und sein Lebensthema, so könnte man sagen, sind die unnachahmlichen, ja fremden Themen samt Formaten: Wenn sich etwa ein winziges weißes Wölkchen in einem großen schwarzen Quadrat wiederfindet, kommt der Betrachtende ins Meditieren, so schön und leer ist das Bild. Peter Schlörs konzeptionelle Strenge hat aber auch viel mit dem dramatischen Licht zu tun, das immer wieder seine Fotografien des großen Schwarz konterkariert.

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Einige serielle Arbeiten sind auch zu sehen, etwa von Wellen am Strand. Aber überhaupt das Wichtigste scheint der starke Kontrast und die starke Spiegelung in den Bildwerken zu sein: Sie hält uns ab vom eigentlichen Sujet, verjagt uns und lockt zugleich. Innen und Außen verschränkt, durch Glanz und Tiefe. Gespenstisch weißes Licht auf harten Graten, davor tiefschwarzes Wasser, dann steile Berghänge im Schnee. Scharf glänzend, entschieden und gleichzeitig ganz fern, weit weg. Absolut sehenswert!


Zur Ausstellung

Adresse: Betriebswerk, Am Bahnbetriebswerk 5, Heidelberg. Bis 13. Nov. Mo - Sa 11 - 18 Uhr, aber nur nach vorheriger Anmeldung unter info@tankturm.de oder 06221/132440.

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