Musiktheater

So feiert Anke Jansen Hildegard Knef im Mannheimer Schatzkistl

Sängerin und Schauspielerin Anke Jansen feiert zum 100. Geburtstag von Hildegard Knef Leben und Werk der Künstlerin – mit neu arrangierten Chansons und biografischen Einblicken.

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Anke Jansen ist Hildegard Knef. © Lukas Grey

Mannheim. Tote Künstlerinnen oder auch Künstler werden gern imitiert, kopiert, parodiert. Aber eher selten gelingt eine Hommage, die berührend nahe kommt, ohne zu vereinnahmen. Und dies zeichnet das musikalisch begleitete Bühnen-Solo der Schauspielerin und Sängerin Anke Jansen zu Ehren von Hildegard Knef aus. Das Gastspiel begeistert im ausverkauften Mannheimer Schatzkistl.

Hildegard Frieda Albertine Knef – in den USA Hildegarde Neff genannt – würde am 28. Dezember ihren 100. Geburtstag feiern. Da liegt eine Bühnenwürdigung der wohl letzten deutschen Diva nahe. Freilich hat die in Köln lebende Anke Jansen ihre Knef-Huldigung bereits 2012 erfolgreich herausgebracht.

Klar regnet es rote Rosen, jedenfalls symbolisch, für die Ausnahmekünstlerin mit den vielen Begabungen – samt dem Talent, aus allem etwas mit Grandezza zu machen. Und so sollte sie Ella Fitzgerald, Königin des Jazz, keineswegs abwertend, sondern bewundernd als die „beste Sängerin ohne Stimme“ bezeichnen. Und ihre stets selbst geschriebenen Chansontexte klingen wie Poesie, ob sie von Höhen oder Tiefen künden.

Ein Ein-Frau-Theaterstück, bei dem gespielt und gesungen wird

Mehr als zwanzig neu arrangierte Knef-Klassiker erfüllen das Kleinkunsttheater, und so manche singen im Kopf mit. Ihr berühmtes „Eins und eins, das macht zwei“ mutiert bei dem Bühnenprogramm zu „einer plus zwei“. In Mannheim – die Besetzung der Musiker wechselt – begleiten, nein vervollkommnen am Piano Igor Zavatckii und Kevin Henkemeier am Bass die Hommage.

Eigentlich ist der Knef-Abend ein Ein-Frau-Theaterstück, bei dem gespielt und gesungen wird: Szenen einer Künstlerin, die international Karriere machte, immer wieder beruflich wie privat (drei Ehen) abstürzte, sich aber stets selbstbewusst erhob. „So oder so ist das Leben“. Dieser Chanson – ebenfalls von Anke Jansen interpretiert – sollte als schicksalhafter Leitsatz stehen.

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Im knallvollen Schatzkistl mögen so manche der Älteren mit „der Knef“ mannigfach Erinnerungen verbinden: vom Leinwandmelodram „Die Sünderin“ mit kurzer Nacktszene der jungen Hilde, die zum größten Skandal des Nachkriegskinos werden sollte, bis zu Hallen füllenden Auftritten. Auch wer glaubt, ihre bewegte Biografie zu kennen, staunt über Anekdoten und Einblicke, die das Programm über die Rampe bringt. Und manche der wichtigen Personen aus dem Leben der Deutschen, die auch US-Staatsbürgerin war, werden derart anschaulich geschildert, dass man diese leibhaftig zu sehen meint. Beispielsweise die strenge UFA-Nachwuchschefin Else Bongers, die zu Knefs Mentorin wurde. Einige Karrierestationen nutzt Anke Jansen für Spieleinlagen: Und dazu eignet sich wunderbar das Musical „Ninotschka oder Seidenstrümpfe“. Dass Hildegard Knef Mitte der 1950er als erste und einzige Deutsche mit einer Hauptrolle am Broadway debütierte, sollte bei uns untergehen.

Die Würdigung der legendären Grande Dame ist auch deshalb so besonders, weil sich Anke Jansen nicht anmaßt, auf der Bühne „die Knef“ zu sein. Sie porträtiert glänzend, aber nicht geschichtsklitternd deren Leben – samt Heiklem wie die Liebesbeziehung zu dem einstigen Reichsfilmdramaturgen. Und natürlich singt sie ihre Lieder. Mit Verve!

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