Ludwigshafen. Im Englischen würde man an dieser Stelle vielleicht von „Crashen“ sprechen, gemeint ist: In eine Veranstaltung hereinzuplatzen und sie damit aus der Bahn zu werfen. Auf überaus charmante Art geschieht dies bei der Pressekonferenz der Pfalzbau Bühnen zur Programmvorstellung der Spielzeit 2025/26: Nina Petri und Josephine Thiesen aus dem – nebenan probenden – Schauspielensemble der Theater-Eigenproduktion „Maß für Maß“ stehen unvermittelt im Gläsernen Foyer, wo Bürgermeisterin Cornelia Reifenberg und Intendant Tilman Gersch gerade ihre Pressegäste begrüßt haben. Kurzes, heiteres Plaudern, ein paar Fotos und weiter geht’s im Programm – zu dem indes freilich auch die von Gersch selbst inszenierte Shakespeare-Komödie „Maß für Maß“ gehört. Deren Premiere ist am 3. Oktober, womit zugleich die bis zum 13. Dezember andauernden Festspiele Ludwigshafen eröffnet werden. (Zuvor, am 28. und 29. September, ist auf der Großen Bühne bereits das Kinderstück „Summ & Brumm“ zu sehen.)
Die Spielzeit 2025/26
- Die Festspiele Ludwigshafen beginnen am 3. Oktober 2025 mit der Premiere der Eigenproduktion „Maß für Maß“. Regie führt Intendant Tilman Gersch. Der Theaterfrühling findet zwischen 13. März und 28. Juni 2026 statt.
- Ab kommendem Freitag, 20. Juni, soll das Programm für die Spielzeit 2025/26 im Theater im Pfalzbau ausliegen, ab Ende Juni dann auch online stehen (www.theater-im-pfalzbau.de).
- Karten für die Vorstellungen bis Ende des Jahres können ab 9. September (auch online) erworben werden. Vorbestellungen sind jederzeit per E-Mail (pfalzbau.theaterkasse@ludwigshafen.de) möglich.
Der jüngst nachgebesserte städtische Haushalt 2025 sei von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion ADD zwar noch nicht genehmigt worden und die dort für die Festspiele eingestellten Mittel stünden mithin unter Finanzierungsvorbehalt, stellte Reifenberg voran. Sie gab sich aber zuversichtlich, dass die Haushaltsgenehmigung demnächst erteilt werde, und zeigte sich „trotz der angespannten Finanz- und Weltlage doch wieder froh, hier ein großartiges Potpourri einzigartiger, anregender und informativer Veranstaltungen anbieten zu können“.
Pfalzbau-Programm mit vielversprechenden Gastspielen und Lesungen an
In der Tat erscheint das vorgelegte (und von Gersch mit ansteckender Begeisterung vorgestellte) Programm so vielseitig wie vielversprechend. Zumal darin zahlreiche höchst prominente Namen aus der Theater-, Tanz- und Literaturszene zu finden sind. Die Festspiele umfassen unter anderem Gastspiele aus Berlin, Wien und Zürich, wozu ein postum inszenierter René-Polesch-Abend der Berliner Volksbühne („Der Schnittchenkauf“) oder das Drag-Travestie-Theater „Die kleine Meerjungfrau“ des Zürcher Schauspielhauses zählen. Im Rahmen der Spielplan-„Extras“ liest der bekannte Schauspieler Ulrich Matthes Kafkas „Verwandlung“, die Autorin und Dichterin Martina Hefter trägt aus ihrem 2024 mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ vor und Grimme-Preisträgerin Caroline Peters tut selbiges aus ihrem Buch „Ein anderes Leben“. Auch Feminismus-Ikone Alice Schwarzer gibt sich hier, im Gespräch mit der Autorin und Journalistin Jana Simon, die Ehre. Und mit Roland Schimmelpfennig kann das Theater im Pfalzbau einen der profiliertesten Gegenwartsdramatiker überhaupt begrüßen – er stellt seine Romanadaption „Sie wartet, aber sie weiß nicht, auf wen“ nach Arthur Schnitzlers Stück „Reigen“ vor.
Auch die Tanzsparte ist stark aufgestellt: sasha waltz & guests sind ebenso bei den Festspielen vertreten wie die brasilianische São Paulo Dance Company, das Ballet de l’opera de Lyon oder die Londoner Hofesh Shechter Company. Eröffnet wird das Tanzprogramm von „SER“, einem Flamenco-Ballettabend des spanischen Tänzers Sergio Bernal. Hinzu kommen After-Show-Konzerte, darunter ein neues Lounge-Format, das sich verschiedenen Genres und Musikpersönlichkeiten widmet. Unter dem Dach der Reihe „Salon populaire“ finden neben zwei Podiumsdiskussionen auch einige der schon erwähnten Lesungen statt.
Wiederaufnahme von Eigenproduktionen
Im Dezember ist neben Kindertheater auch das Jubiläumsprogramm der Schweizer Company Mummenschanz zu sehen, im Januar folgen unter anderem zwei Aufführungen des kanadischen Ballet BC Vancouver sowie Sharon Eyals neues Tanzstück „Delay the Sadness“ und Bob Wilsons Auseinandersetzung mit Melvilles Jahrhundertroman „Moby Dick“ am Düsseldorfer Schauspielhaus. Hinzu kommen Musiktheater-Gastspiele des Pfalztheaters Kaiserslautern – etwa mit Wolfgang Korngolds Oper „Die tote Stadt“ und dem Webber-Musical „Jesus Christ Superstar“. Außerdem stehen weitere Kindertheater-Vorstellung sowie Themenabende im Zuge der „Wort & Wein“-Reihe im Spielplan.
Beim Theaterfrühling Ludwigshafen (13. März bis 28. Juni) werden nicht zuletzt Tanzgastspiele der brasilianischen Grupo Corpo, der israelischen Batsheva Dance Company, des Junior Ballet de l’opera national de Paris, des Ballett National Prag und des Ballet Preljocaj begrüßt. Wiederaufgenommen werden die Eigenproduktionen „Das Kaffeehaus“ und das Musical „Hair“. Besonders weist Gersch auch auf Caroline Guiela Nguyens „Kracher-Inszenierung“ „Lacrima“ hin, die von der Herstellung eines Prinzessinnen-Brautkleids handelt, wonach Lot Vekemans‘ „Blind“ (Bayerisches Staatsschauspiel) am 28. Juni die Spielzeit beendet.
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