Ludwigshafen. Musik als Erlebnis zu vermitteln: Das ist Beat Fehlmanns Credo. Mit ihm hatte der scheidende Intendant der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz nachweisbar Erfolg: Die um mehr als 80 Prozent gesteigerten Abonnenten-Zahlen in den Jahren nach der Corona-Pandemie sind Beweis genug. Anteil an der Entwicklung neuer Formate, die sich immer differenzierter an den Bedürfnissen unterschiedlicher Zielgruppen und Milieus ausrichten, hat auch ein künstlerischer Beirat. Und so wirft Fehlmann zum Abschied einen optimistischen Blick auf die bevorstehende neue Konzertsaison.
Geplant sind 161 Veranstaltungen an 30 Spielorten, davon 91 eigene Produktionen. 65 Veranstaltungen richten sich an Kinder und Familien. Chefdirigent Michael Francis will bei 25 Konzerten selbst am Pult stehen, künftig soll er jedoch von Julian Rachlin unterstützt werden, der als Geiger und Dirigent insgesamt 15 Konzerte gestalten wird. Ein schleichender Abgang des amerikanischen Dirigenten sei damit nicht verbunden, betont der Intendant. Francis, der bei der Staatsphilharmonie bis 2028 unter Vertrag steht, knüpft seinen Verbleib nach eigenen Aussagen mitnichten an die Intendanz des Schweizers, der an die Musikakademie Liechtenstein wechselt. Aus Florida zugeschaltet, bekräftigt der Chefdirigent sein bleibendes Interesse am Posten in Ludwigshafen. Von der Zusammenarbeit mit Rachlin verspricht man sich dort eine künstlerische Weiterentwicklung des Orchesters.
Staatsphilharmonie will angehenden Musikern ein Podium zu bieten
Weil die Abo-Konzerte im Ludwigshafener Pfalzbau in der zurückliegenden Spielzeit mit einer Auslastung von 99 Prozent bilanziert wurden, sollen in der neuen Saison fünf zusätzliche Termine angeboten werden. Neben Stefan Blunier und Robert Spano wird Julian Rachlin eines der Pfalzbau-Konzerte dirigieren: Gustav Mahlers erste Symphonie steht hierbei auf dem Programm. Die Abonnenten dieser Reihe kommen auch in den Genuss von Richard Strauss‘ „Heldenleben“ sowie Mendelssohns e-Moll-Violinkonzert mit Rachlin als Solisten. Bestandteil der Ludwigshafener Abo-Konzerte ist auch Mahlers Vierte. Überhaupt ist Mahler in der bevorstehenden neuen Spielzeit der Staatsphilharmonie stark repräsentiert: Seine sechste Symphonie ist Ziel- und Höhepunkt der Reihe „Modern Times“, mit der die Staatsphilharmonie traditionell die Saison eröffnet.
Vielfältiges Musikprogramm in Mannheim und Speyer
In Mannheim wird unter anderem Sylvain Cambreling am Pult stehen. Darüber hinaus wird im Musensaal Sidney Corbetts Klavierkonzert „Jagged Ladder“ uraufgeführt. Zur eher seltenen Kombination von Gitarre und Orchester kommt es mit Joby Talbots „Ink Dark Moon“ und dem Solisten Rafael Aguirre. Orffs „Carmina Burana“ wird die Staatsphilharmonie mit dem Mainzer Bachchor aufführen. Ein fester Termin ist das Musikfest in Speyer Anfang Juli, wo vornehmlich Werke von Haydn und Beethoven auf dem Programm stehen.
Die Veranstaltungsreihen „Mittendrin“ und „Metropol“ und neuerdings ein „Konzertlabor“ wollen weitere Hörerschichten erschließen. Daneben geht die Staatsphilharmonie eine Kooperation mit der Pfälzischen Musikgesellschaft ein, um angehenden Musikern ein Podium zu bieten. Wenn Beat Fehlmann nach Liechtenstein wechselt, wird er womöglich das eine oder andere betrübte Gesicht hinterlassen – aber kaum noch Lücken im Konzertkalender.
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