Musik

Duo Achim Degen und Stephan Kahne in Mannheim: Künstlerisch furchtlos

Zwei Stimmen, zwei Gitarren – das reicht. Zumindest, wenn das Duo Achim Degen und Stephan Kahne spielt, wie jüngst im Mannheimer Capitol-Casino.

Von 
Martin Vögele
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Achim Degen (l.) und Stefan Kahne beim gemeinsamen Auftritt im Mannheimer Capitol-Casino. © Martin Vögele

Mannheim. „Wir sind ja, wie ihr festgestellt habt, eine Band, die sich nicht unbedingt an Arrangements hält“, bestätigt Achim Degen dem Publikum nach einer guten halben Stunde Spielzeit. Vielmehr ließen er und Duo-Partner Stefan Kahne „uns in unseren freien Interpretationen frei fallen“. Für die Besucherinnen und Besucher im vollen Mannheimer Capitol-Casino erweist sich diese ergebnisoffene künstlerische Furchtlosigkeit als Gewinn.

Wobei die beiden Sänger und Gitarristen ihr Konzert, bei dem sie sich 60 Jahre Pop- und Rock-Geschichte widmen, zunächst noch durchaus nah an der Vorlage eröffnen – mit sonnenklarem Harmoniegesang und ebensolchen Gitarrensound zum Beatles-Klassiker „Here Comes The Sun“, gefolgt von einem weiteren Stück der Liverpooler, dem opak schimmernden „Blackbird“.

Künstlerische Verknüpfungen von den 90ern bis heute

Man darf feststellen, dass in dieser Zweier-Konstellation geballte musikalische Expertise aufeinander trifft: Da ist Stefan Kahne, Bad Dürkheimer Gitarrist, Produzent, Sänger und Songschreiber, der in den vergangenen Jahren im Studio respektive live mit bekannten Künstlern wie Andreas Kümmert, Christian „Chako“ Habekost oder Deep-Purple-Schlagzeuger Ian Paice zusammengearbeitet hat.

Und Achim Degen, Sänger und Gitarrist, dessen Anfang der 1990er in Frankenthal gegründete Soul-Rock-Formation Six Was Nine mit der Single „Drop Dead Beautiful“ 1994 einen Hit landete, der einem bis heute im Ohr geblieben ist. Im Publikum ist obendrein Schlagzeuger Michael Germer auszumachen, mit dessen rhythmischer Hilfe Kahne nicht nur vergangenes Jahr sein blendendes, Surf-rockiges Debüt-Soloalbum „Season One“ eingespielt hat (wovon er hier eine einnehmende Kostprobe liefert, die im Shadows-Klassiker „Apache“ mündet), sondern der auch bei der Indie-Band KKsings um den Frankenthaler Sänger und Songschreiber Klaus Kummer an den Drums sitzt. In Letzterer musizieren wiederum auch Kahne und Degen, und gemeinsam hat man vor Kurzem das absolut hörenswerte KKsings-Album „Sing To The World“ herausgebracht.

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Das sind künstlerische Verknüpfungen, denen nachspüren sich lohnt. Aber auch ganz für sich, als zwei Stimmen und zwei Gitarren, bescheren die beiden uns einen musikalisch hoch ansprechenden Abend. Sie wurden als „Acoustic Duo“ angekündigt, was nicht so ganz den Tatsachen entspricht – schließlich hat Kahne neben der Akustik- auch eine E-Gitarre mitgebracht, und damit die Voraussetzungen geschaffen, um dem Klangraum mehr Tiefe und Farbintensität zu verleihen. Was nicht zuletzt bei der flamboyanten Americana-Version von David McWilliams‘ „Days Of Pearly Spencer“ effektvoll zum Tragen kommt. Trotz einer Handverletzung zeigt Kahne keine Spur von Schonung, weder, wenn es darum geht, die Töne in elaborierten solistischen Kaskaden wirbeln zu lassen, noch beim druck- und drangvollen Akkordspiel.

Und Degens glänzende Stimme hält in klaren Beatles-Gesangslinien ebenso bestechend Kurs, wie sie auf David Bowies Spuren überzeugt („Space Oddity“) und loderndes Rhythm-and-Blues-Feuer entfesselt (etwa bei Marvin Gayes „I Heard It Through the Grapevine“). Komplettiert wird der Auftritt von der Singer-Songwriterin Lynn Jaculi, alias Lynn, die zusammen mit Kahne ihren feinnervigen, zart fallenden gesungenen Song „Zuhause“ präsentiert.

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