Mannheim. Gianluca Ginoble, Piero Barone und Ignazio Boschetto begeistern als „Il Volo“ Fans auf der ganzen Welt. Im Rahmen seiner Europa-Tour gastiert das Trio am 11. November in Mannheim. Beim Interview haben die jungen Italiener erzählt, warum Belcanto so beliebt ist und was das Publikum bei ihrem Konzert in der Mannheimer SAP Arena erwartet.
Sie haben im Teenageralter angefangen, Belcanto zu singen. Jetzt sind Sie Anfang 30 und international bekannt.
Gianluca Ginoble: Es ist ein großes Privileg, wenn man es schafft, seine Leidenschaft in einen Beruf zu verwandeln und damit die Herzen vieler Menschen zu berühren. Das ist so, als würde ein Teil eines Puzzles fehlen, und wir diese Lücke gefüllt haben. Auch nach 16 Jahren sind wir immer noch da, füllen Arenen auf der ganzen Welt, was uns sehr stolz macht. Das zeigt uns, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben und wir hoffen, dass wir gleichzeitig andere junge Menschen dazu inspirieren können, diese Musik zu hören. Wir hören sämtliche Genres, da wir Musik lieben. Außerdem stammen die größten Musiker aus dem Bereich Klassik, weil das der Ursprung von allem ist.
Wie sind Sie das erste Mal mit Opernmusik in Berührung gekommen?
Piero Barone: Wenn man klein ist, gewöhnt sich das Gehör an das, was der Vater, die Mutter oder der Opa an Musik hört. Bei mir war es der Großvater, auch Gianluca und Ignazio kennen Oper durch ihre Familien.
Sie nennen Ihr Genre „Pop-Opera“.
Barone: Es ist eine Art Crossover, ein Mix aus Musik und italienischem Belcanto in zeitgemäßerer Form, um ihn jüngeren Generationen zugänglicher zu machen. Der Künstler, der dieses Genre ins Leben gerufen war, war Luciano Pavarotti mit seiner berühmten Reihe „Pavarotti and Friends“.
Sie haben in verschiedenen Sprachen Songs aufgenommen. Unter anderem auf Deutsch.
Ignazio Boschetto: Wir haben „Stille Nacht“ für ein Weihnachtsalbum aufgenommen. Sagen wir mal so, es war nicht einfach.
Ginoble: Wir haben mit Helene Fischer und Giovanni Zarrella gesungen und waren in verschiedenen TV-Shows. Was an uns am meisten geschätzt wird, ist Belcanto und die große italienische Kultur, die auch im Ausland Wertschätzung erfährt. Das Schönste an diesem Genre ist, dass es Menschen verbindet und Sprachbarrieren überwindet.
Sehen Sie sich als Botschafter der italienischen Kultur?
Ginoble. Italien ist die Grundlage der europäischen Kultur – und das nicht nur aus musikalischer Sicht. Wir sprechen von einer jahrtausendealten Kultur, die zeigt, dass die italienische Sprache, sowohl in der Musik als auch in der Literatur, alle inspiriert hat. Wir haben dieses große Erbe angenommen und versuchen, es weiterzutragen. Die Liebe, die das Publikum uns entgegenbringt, ist die Antwort darauf.
Viele Leute, die Ihre Musik hören, sprechen kein Italienisch. Wie gelingt es Ihnen, trotzdem auf der ganzen Welt Fans zu haben?
Barone: Ich erinnere mich, dass meine Eltern oder Menschen, die älter als wir waren, amerikanische Musik gehört haben, obwohl sie die Worte nicht verstanden haben. Auch heute ist das noch immer so: Nicht jeder spricht Englisch. Doch es ist die Melodie, der Rhythmus, die Vibrationen, die uns erreichen. Die Stärke der italienischen Musik liegt genau darin: in der Melodie und der Kraft der Musik. Das bemerken wir, wenn wir in Japan, oder im Orient auftreten, wo man die italienische Sprache nicht spricht. Das ist die Stärke des Belcanto.
Sie standen mit Künstlern wie Barbra Streisand, Pentatonix oder Belinda auf der Bühne. Gibt es jemanden, mit dem Sie sich eine Kollaboration vorstellen könnten?
Ginoble: Wir sind vor kurzem mit Eros Ramazotti aufgetreten. Wir hatten bereits vor etwa zehn Jahren die Gelegenheit dazu und jetzt kommen wir wieder auf der Bühne zusammen. Das Ziel ist auch, unsere Musik mit zeitgenössischeren Künstlern zu vermischen, wie es auch Pavarotti mit Andrea Bocelli gemacht hat. Es gibt verschiedene Künstler, mit denen wir es uns vorstellen könnten zu kollaborieren. Etwa Dua Lipa oder Ed Sheeran. Wer weiß, vielleicht haben wir auch die Chance, mit Künstlern aus dem Bereich Pop zu singen.
Barone: Tom Jones. Er ist einer unserer Lieblingskünstler. Vielleicht schlagen wir ihm eines Tages vor, zusammen ein Duett zu singen. (lacht)
Auf Ihren Konzerten bringen Sie mehrere Generationen zusammen. Was ist Ihr Geheimnis?
Boschetto: Ich denke, das Geheimnis besteht darin, drei junge Männer von inzwischen 30 Jahren zu sehen, die es seit mittlerweile 16 Jahren schaffen, eine Gruppe zu sein und zusammenzubleiben. Individualität ist etwas, das junge Menschen heutzutage immer mehr antreibt. Aber wir haben diesen Teamgeist, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen. Außerdem sind wir die einzigen jungen Künstler, die Belcanto singen – oder zumindest, die das weltweit tun. Unser Wunsch ist es auch, die gängige Vorstellung von Oper ein wenig aufzulockern. Nicht nur, weil wir jung sind, sondern auch durch die Art, wie wir sie in unseren Konzerten präsentieren, nämlich auf eine viel einfachere und leichtere Weise. Das spüren die Menschen – und das ist einer der Gründe, warum wir so viele Anhänger haben.
Sind Sie in all den Jahren eher beste Freunde geworden oder sind Sie wie Brüder?
Zum Konzert
Das Trio „Il Volo“ (dt. Der Flug) besteht aus den Sängern Gianluca Ginoble (30), Piero Barone (32) und Ignazio Boschetto (31).
Im Jahr 2009 nahmen sie an der Castingshow „Ti Lascio una Canzone“ teil , bei der sie von ihrem Manager Michele Torpedine entdeckt wurden. Musikalisch bewegen sie sich im Bereich Crossover zwischen Oper und Popmusik. Ihren Stil nennen sie „Pop-Opera“.
Ihr Debütalbum „Il Volo“ aus dem Jahr 2010 war kommerziell sehr erfolgreich. Anschließend traten sie viel in Fernsehshows auf und gaben weltweit Konzerte. Zudem kollaborierten sie mit prominenten Musikern wie Eros Ramazzotti oder Pentatonix.
Im Jahr 2015 gewannen sie den Wettbewerb „Festival di San Remo“ und qualifizierten sich damit für den Eurovision Song Contest. In Wien belegten sie den dritten Platz.
Auf ihrer Europa-Tour 2025 gastieren sie am Dienstag, 11. November, 20 Uhr, in der Mannheimer SAP Arena . Karten ab 111,95 Euro plus Gebüren unter eventim.de. cap
Ginoble: Freunde sucht man sich aus, aber wir sind wie Brüder, die dann natürlich auch Freunde geworden sind. Wir haben nicht dasselbe Blut, aber fast, könnte man sagen. Wir haben gelernt, miteinander zu leben, wie es reife und intelligente Brüder tun sollten. Auch wenn es manchmal nicht ganz einfach ist. Was uns zusammenhält, ist diese große Leidenschaft, und dass wir dasselbe Lebensziel haben. Mehr kann man sich eigentlich nicht wünschen.
In Deutschland waren Sie schon öfter. Haben Sie eine Lieblingsstadt?
Barone: Berlin ist für mich die schönste Stadt in Deutschland. Das liegt auch daran, dass es einer meiner Träume ist, beim Marathon in Berlin mitzumachen. Für uns ist Deutschland schon immer eines der wichtigsten Länder gewesen im Hinblick auf unsere musikalischen Projekte. Zu sehen, wie wir auf dem deutschen Markt immer größer werden, erfüllt uns mit viel Stolz. Auf unserer Europa-Tour im November werden wir in sechs deutschen Städten spielen.
In Mannheim treten Sie am 11. November auf. Kann man schon verraten, was die Besucherinnen und Besucher erwartet?
Boschetto: Wir sind derzeit noch mit der Vorbereitung der Europa-Tour beschäftigt. Aber unser Ziel war es schon immer, die Tradition der italienischen Musik und den Belcanto bekannt zu machen – und das wird bei unseren Konzerten auf jeden Fall niemals fehlen. Außerdem versuchen wir immer, unser Publikum mit neuen Liedern und neuen Ideen für die Show zu überraschen. Es gibt also vieles zu entdecken.
Barone: Wir werden nicht allein auf der Bühne stehen, sondern von einem großen Orchester begleitet. Denn das Orchester ist der Protagonist unserer Konzerte. Aber wir werden dem Publikum auf jeden Fall eine besondere Nacht bereiten. Sie werden sich eine Nacht lang wie in Italien fühlen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-regionale-kultur-il-volo-bringen-belcanto-nach-mannheim-konzert-am-11-november-_arid,2337348.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/firmen_firma,-_firmaid,13.html