Konzert

Fanta-4-Star Thomas D rappt bei Enjoy Jazz in Mannheim

Thomas D, Mitglied der Fantastischen Vier, ist mit der Soul-Jazzband The KBCS bei Enjoy Jazz in Mannheim aufgetreten. Ein besonderes Konzert.

Von 
Martin Vögele
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Thomas D bei Enjoy Jazz in Mannheim. © Rudolf Uhrig

Mannheim. „Lehnt euch zurück und genießt die Show“, heißt Thomas D sein Publikum in einer Songpause willkommen und zitiert damit zugleich den Text ebendieses Stücks. „Das ist unsere letzte Show dieses Jahr“, fügt er hinzu, und insofern sei dies „ein ganz besonderer Moment auch für uns“.

Das ist allerdings nicht der einzige Umstand, der dieses Konzert zu einem exklusiven Erlebnis werden lässt. Wesentlich trägt dazu die Spielkunst der nachgerade fantastischen vier Mitmusiker an der Seite des Star-Rappers bei: die Mitglieder der Jazz-, Soul- und Funkband The KBCS. Ausbuchstabiert verbergen sich dahinter Lukas Kochbeck am Schlagzeug, Nicolas Börger an den Tasten, Lars Coelln an der Gitarre und Daniel Stritzke am Bass.

Das Konzert von Thomas D und The KBCS in Mannheim ist ein musikalisches Erlebnis ohne Kategorienzwang

Der Song „Show“, mit dem das Quintett sein Enjoy-Jazz-Konzert im ausverkauften sogenannten Colab der Mannheimer Phoenix group startet, ist auch die erste Single des initialen Kooperationsalbums „The M.A.R.S Sessions“ gewesen, das Thomas D und die Hamburger Instrumental-Band vor vier Jahren veröffentlichten.

„Show, alles nur Show, wir tun alle nur so“, heißt es darin weiter. Nein, tun sie nicht, das hier fühlt sich absolut echt und richtig an.

Was das Quintett aus den Solo-Songs von Thomas D und Stücken seiner angestammten Mega-Band Die Fantastischen Vier macht, das klingt nicht, als wären hier originäre Hip-Hop-Nummern nachträglich auf Soul-Jazz und Funk umgerüstet worden, sondern vielmehr wie eine natürlich gewachsene Einheit. Wozu sicherlich die in den Stücken schon angelegte, pointierte Rap-Rhythmik beitragen dürfte, die hier aber in eine elaborierte Groove-Sprache übertragen wird.

Thomas D (Fanta 4) mit The KBCS bei Enjoy Jazz in Mannheim im Colab des Hauptsponsors Phoenix group. © Rudolf Uhrig

Wobei man mit Kategorien wie Hip-Hop, Soul, Jazz und Funk schnell hilflos dasteht, wenn einem ein Song wie „Uns trennt das Leben“ um die Ohren geschleudert wird: Wild, wie entfesselt flammt das Stück auf, der Bass knallt aus dem Lautsprecher, als wolle er die Membran zerreißen – das ist purer Rock ’n‘ Roll. Oder, wie Enjoy-Jazz-Festivalchef Rainer Kern eingangs sagt: „Das mit den Kategorien ist immer so eine Schwierigkeit, deshalb haben wir keine.“ Und: „Es muss passen.“ Es passt.

Thomas D, das gilt für den ganzen Auftritt, agiert frappierend kraftvoll, nicht nur als Vokalist, sondern auch was seine hochdynamische Bühnenperformance angeht. Und er zeigt sich überdies bestens aufgelegt. Das Colab von Enjoy-Jazz-Hauptsponsor Phoenix bildet hierbei einen – vor allem für einen Gast dieser prominenten Größenordnung – geradezu intimen, atmosphärischen Rahmen, eine Enjoy-Jazz-Bilderausstellung mit eingeschlossen.

Thomas D

  • Thomas D wurde 1968 in Stuttgart geboren und heißt mit bürgerlichem Namen Thomas Dürr.
  • Seit 1989 ist er Mitglied der Hip-Hop-Erfolgsgruppe Die Fantastischen Vier . Sein erstes Soloalbum („Solo“) brachte er 1997 heraus.
  • Mit der Hamburger Soul-Jazzband The KBCS spielte Thomas D im heimischen, titelgebenden Studio das 2021er-Album „The M.A.R.S Sessions“ ein. Als weitere Kollaborationen folgten 2024 „Little Big Beat Studio Live Session“ sowie „M.A.R.S Sessions II“.
  • Zusammen mit The KBSC sowie Soulsänger Flo Mega hat Thomas D daneben das Album „Mega D“ aufgenommen und im vergangenen April veröffentlicht.

Musikalisch wird das Programm von dem Mannheimer Trompeter und Live-Elektronik-Spezialisten Julian Maier-Hauff und DJ Radio Bergheim eingeläutet, bevor sich Journalistin Aida Baghernejad in einem instruktiven Talkformat („Beef it up!“) mit der Sängerin und Jazz- und Popkünstlerin Donya Solaimani unterhält.

So launig wie ungezwungen ist auch die Begrüßung durch den Phoenix-Vorstandsvorsitzenden Sven Seidel, der dem Co-Schwaben Thomas D eröffnet, dass sein Patenonkel kurzzeitig der Deutschlehrer des Musikers gewesen sei und er auf diesem Weg zum Abi 1993 zu einem Bild mit persönlicher Widmung der Fanta-4-Stars gelangte, das Seidel mithin „32 Jahre aufgehoben“ habe.

Wobei wir beim Stichwort „Deutschlehrer“ daran denken müssen, wie mühelos sich Songs wie etwa der in der Zugabe präsentierte Klassiker „Liebesbrief“ auch mit Jahrzehnten Abstand ins Gedächtnis rufen lassen.

Mit „Lass los“, hat Thomas D ein Lied über das Lieben und Loslassen geschrieben

Ein reichlich zeitloser Hit ist auch „Es wird Regen geben“, der hier prägnant groovend, mit konzisem Funk und funkelndem Gitarrensolo in Töne gesetzt wird. Aus eigener innerer Helligkeit scheint dagegen „An alle“ zu leuchten, eine Komposition, die aus dem Repertoire von Thomas Ds Anfang der 2000er gegründetem Rockbandprojekt Son Goku stammt.

„Millionen Legionen“, wiederum aus dem Hause Fanta 4, schimmert sphärisch, mit treibendem Flow und dunklen Unterströmungen, und mit „Lass los“, hat der zweifache Vater ein Lied über das Lieben und Loslassen geschrieben, das gefühlvoll und mit leise pulsierender Melancholie präsentiert wird.

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Wollte man eine eigene Stilrichtung danach benennen, wie D und die Band den Solo-Hit „Krieger“ umformen, könnte man sie vielleicht als „Konkrete Psychedelik“ bezeichnen: So innerlich-immersiv wie gleichermaßen druckvoll nach außen drängend flutet das Stück Raum und Bewusstsein.

Und „Verdammt am Mikrofon“ vom Kollaborationsalbum „Mega D“, das Thomas D, The KBCS und Soulsänger Flo Mega dieses Frühjahr herausgebracht haben, gerät zu einer knisternd energetischen Funknummer. Wie gesagt: ein wirklich exklusives Erlebnis.

Freier Autor

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