Pop

Fatoni, Edgar Wasser und Juse Ju rappen in der Feuerwache Mannheim

Fatoni, Edgar Wasser und Juse Ju begeistern mit ihrem Album „BAWRS“ in der Alten Feuerwache Mannheim. Auch solo und in Zweier-Kombinationen glänzen die Musiker.

Von 
Martin Vögele
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Fatoni (links), Edgar Wasser (Mitte) und Juse Ju (rechts), geben mit ihrem Album „BAWRS“ ein ausverkauftes Konzert in der Alten Feuerwache Mannheim. © Rudolf Uhrig

Mannheim. „Beste Kombi“ haben Fatoni, Edgar Wasser und Juse Ju den ersten Song ihres ersten gemeinsamen Albums „BAWRS“ ganz unbescheiden genannt. Wobei die drei Rapper auf diesem Stück humorvoll ausgeleuchtete Hip-Hop-Hybris mit süffisanter Selbstironie und smarter satirischer Gesellschaftsanalyse verbinden. Tatsächlich ist an dieser Stelle auch keine falsche Zurückhaltung angezeigt: Es funkt, fesselt und fährt außerdem in die Beine, was die drei da in der Alten Feuerwache Mannheim präsentieren.

Auf dem Bühnenvorhang prangt dort das blaue, dreiäugig drein glotzende Gesicht, das auch das Covermotiv des im vergangenen April veröffentlichten Albums ziert. Davor an den Soundkontrollen: die Leipzigerin Jenny Sharp, bekannt auch als Live-DJ der Antilopen Gang, die mit einem elaborierten Solo-Set den Abend eröffnet, bevor sie das hochdynamische Performer-Trio begleitet, das nach „Beste Kombi“ und „Untergrund Kingz“ auch schon den initial-zündenden Juse-Ju-Song „Übertreib nicht deine Rolle“ präsentiert, auf dem die Rapper vor elf Jahren schon einmal in Dreier-Stärke zu hören waren (damals außerdem mit dabei: Jilet Ayse).

Die Halle ist ausverkauft – und das schon lange. Was wenig Wunder nimmt, schließlich lassen die drei nicht nur ihre geballte Hip-Hop-Expertise auf der Bühne wirken, sondern werfen auch ein gerüttelt Maß an einschlägigem Leumund in den Live-Ring. Allein Fatonis Vita liest sich wie ein Streifzug durchs Who’s Who der künstlerisch avancierten bundesrepublikanischen Musiklandschaft: Der Rapper, Komponist und Schauspieler spielte auf einer Bühne mit Fettes Brot, den Beatsteaks, Alligatoah oder Deichkind und arbeitete mit illustren Partnern wie Casper oder Tocotronics Dirk von Lowtzow zusammen.

Solo-Nummern bilden Glanzmomente des starken Konzerts in der Alten Feuerwache Mannheim

Nicht zuletzt veröffentlichte er 2017 mit der hochgeschätzten Popakademikerin Mine das Album „Alle Liebe nachträglich“. Mit seinen „BAWRS“-Gefährten kreuzte er auf diesem Weg schon wiederholt die Mikrofone. So nahm er mit dem Münchner Hip-Hop-Künstler Edgar Wasser die Kollaborationsalben „Nocebo“ und „Delirium“ auf, wobei Letzteres bis auf Platz vier der deutschen Charts rutschte. Und mit Kollege Juse Ju, der auch als Journalist, Moderator und TV-Autor bekannt geworden ist, arbeitete Fatoni bereits 2007 auf dem Langspieler „Prosecco Piff“ zusammen.

Bei aller Gemeinsamkeit gibt es hier auch Zweier-Kombinationen sowie Solo-Nummern, die mitunter Glanzmomente dieses ohnehin starken Konzerts bilden. Wozu unbedingt Juse Jus Wolf-Biermann-Adaption „Das Ende des Zynismus“ zu zählen ist, das jede muntere Doppeldeutigkeit ablegt und zu einem hellsichtigem Fanal von Menschlichkeit in verhärteten Zeiten wird. Edgar Wasser geleitet uns durch die irrlichternde „Geisterbahn“, Fatoni präsentiert das glänzende Stück „Authentizität“, und „100 Leute“ wird zu einem vom Publikum lautstark mit skandierten Gute-Laune-Knaller.

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