Mannheim. Das wird mehr als eine Lesung, eher eine ungewöhnliche Mischung aus historischer Literatur und Wissenschaft: Autorin Britta Habekost wird am Samstag, 6. September, 14 Uhr, Passagen aus ihrem Roman „Der Untergang von Thornton Hall“ vortragen – gemeinsam mit Gabriele Pieke, Leiterin der Abteilung Antike & Medien der Reiss-Engelhorn-Museen (rem). Diese Kombination sei das Besondere an dieser „Zeitreise mit Gänsehaut“ betitelten Veranstaltung im Florian-Waldeck-Saal, erklärt die Schriftstellerin im Gespräch mit dieser Redaktion. „Das wird praktisch eine Mischung aus Lesung und, historischen Fakten. Gabriele Pieke greift dabei die Themen auf, die für das Museum relevant sind.“ Interessant, fast exklusiv ist der Termin, weil im Eintritt von 7 Euro der Besuch der Ausstellung „Glanz der Antike“ im Keller des Zeughauses mitenthalten ist. Wegen der Sanierung der Fenster ist das zum Stadtjubiläum 2007 eröffnete Museum normalerweise nicht zugänglich. „Umso schöner, dass die Besucherinnen und Besucher die Sammlung ein letztes Mal sehen können“, so Habekost.
Für den unterhaltsamen Gänsehaut-Faktor sollen nicht nur die Passagen aus dem Roman sorgen, der auch mit den Wurzeln der „Schauerliteratur“ und mit Mystery-Elementen arbeitet. Auch rem-Abteilungsleiterin Pieke hat etwas zur dunklen Seite der Antike in petto. Dann geht es etwa um uralte Fluch-Täfelchen, die Toten Pompejis und die heute längst vergessenen Schattenseiten des Sehnsuchtsorts Italien.
Zahlscheine als Traveler Checks des 18. Jahrhunderts
Im Buch geht es um die Faszination junger, meist reicher und/oder adliger Deutscher im 18. Jahrhundert für die „Grand Tour“ zu antiken Stätten in Italien. Diese Reisen wurden eine Grundlage von Kunstgeschichte und Archäologie – dem Kern der Arbeit in den rem. „Zum Beispiel die Brüder Reiss haben diese Kavaliersreisen auch unternommen - nach Italien, Ägypten oder Griechenland - und haben da gesammelt. Ebenso Kurfürst Carl Theodor, der nach Rom gereist ist und Marmorstatuen erworben hat“, sagt Habekost. Viele Exponate der rem stammten ja auch aus diesen Bereichen. „Wir werden viel über den Untergang von Pompeji reden, über Rom und diese Italienreisen der Oberschicht.“ Die Arbeiten in der im Jahr 79 vom Vesuv zerstörten Stadt am Golf von Neapel seien bahnbrechend für Archäologie und Kunstgeschichte gewesen: „Ohne diese Entdeckung wüssten wir heute viel weniger über die Antike“, so Habekost.
Dass die Veranstaltung von der VR Bank Rhein-Neckar unterstützt wird, macht auch inhaltlich Sinn: „Es geht auch im Roman und in der Lesung auch um praktische Fragen zum Reisen in dieser Zeit. Wir sprechen zum Beispiel darüber, wie Leute im 18. Jahrhundert unterwegs auf so einer Europareise eigentlich Geld beschafft haben. Das ist eine spannende Frage.“ Einfach einen Sack voll Münzen mitzunehmen, sei unmöglich gewesen. „Man wäre ständig ausgeraubt worden. Sie haben sich zum Beispiel in London oder bei Filialen italienischer Banken Zahlscheine besorgt und sie dann auf Reisen eingelöst, wie frühe Traveler Checks“, erklärt die Autorin. Das sei eines von mehreren Beispielen für den „Culture Clash zeigt zwischen Reisen damals und heute“.
Britta Habekost verrät, dass sie mit ihrem Ehemann Christian „Chako“ Habekost schon am siebten Band der Pfalzkrimi-Reihe „Elwenfels“ arbeitet. Auch der Nachfolger des 2024 erschienenen „Der Untergang von Thornton Hall“ sei schon in Planung. „Darüber kann ich aber noch nicht sprechen.“ Sie habe zwar oft Stoffe für mehrere neue historische Romane im Kopf, schreibe aber nie parallel. „Dafür tauche ich zu tief in die Recherche zur jeweiligen Zeit ein.“
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