Musical

„Always on my mind“: Nils Strassburg als Elvis in Mannheim

Elvis bleibt lebendig: Das bewies jetzt auch die Musicalshow über den unvergessenen US-Sänger, die im Mannheimer Rosengarten zu erleben war.

Von 
Gernot Lahr-Mische
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Fast wie das Original: Nils Strassburg in „The Musical Story of Elvis“ im Mannheimer Rosengarten. © Markus Proßwitz / masterpress

Mannheim. Elvis hat nie wirklich das Gebäude verlassen. Über 45 Jahre nach seinem Tod 1977 geistert er durch zahllose Filme, Shows und Betrachtungen über Bühnen, Leinwände und Medien. Der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht äußerte sich unlängst in der „Welt“, wie Elvis‘ Stimme ihn als Jugendlichen „überwältigt“ habe. Auch Heinrich Detering arbeitet sich in Essays kulturhistorisch an dem Mann aus Tupelo, Mississippi ab. „Saw the Ghost of Elvis on Union Avenue“, sang Marc Cohn 1981 in „Walking in Memphis“, um zu gestehen, dass der Besuch von Graceland ihn aus einer Schaffenskrise erlöste.

„Elvis is alive“, auch im Rosengarten, der sich für einen Abend in das International Hilton Hotel, ein TV-Studio in Kalifornien, oder die Honolulu International Center Arena verwandelte. Der aus dem Stuttgarter Raum stammende Musiker und Sänger Nils Strassburg gibt uns den kompletten „King of Rock ‚n‘ Roll“ in der Show „The Musical Story of Elvis.“

An das Original kommt der Interpret nicht ganz heran

Volldampf zu Beginn: Vor leuchtenden „ELVIS“-Buchstaben erklingen stakkatoartig die Juke-Box-tauglichen Klassiker wie „That’s allright Mama“, „Teddy Bear“, oder „Don’t be cruel“. Natürlich ein Hauch zu enge, glitzernde Anzüge, die Koteletten, die schwarze Tolle, die vom Karatesport geschulten Figuren, der ikonische Ausfallschritt, das Beckenkreisen – alles da. Strassburg, der mit einer exquisiten siebenköpfigen Band aufwartet (dreiköpfiger Bläsersatz, Gitarre, Schlagzeug, Bass, Piano und Keyboard, zwei Background-Sängerinnen), kommt trotz kraftvollem Timbre selten gänzlich an die Originalstimme heran. Das ist auch nicht seine Ambition. Mit dem Konzert zeigt er, über welch schwer greifbare Präsenz Elvis verfügte.

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Zwischen dem typischen Elvis-Moderationsnuscheln - auf Englisch, versteht sich -, wobei er auch mal das Wort „Monnem“ einschiebt, und dem von Frauen umschwärmten Bühnencharismatiker schlägt er in den Arrangements eine Brücke in die Moderne. „Johnny B. Goode“ wird fast zu rockig und „Love me tender“ hat viel Tempo. Doch das sind bewusste Brüche, um Elvis auch „up to date“ zu zeigen. Ansonsten viel Original, großartiges Pathos: „You’ve lost that lovin‘ feelin‘“ von den Righteous Brothers hat die Erhabenheit, die die Ikone jederzeit abrufen konnte.

Der Song „If I Can Dream“ bedeutete ihm am meisten

Der Mann auf der Bühne zeigt auch Elvis‘ Schnoddrigkeit, den von zahllosen Shows erschöpften Performer. Raritäten: Elvis coverte auch lieblos Neil Diamonds „Sweet Caroline“, um dann den Schwanengesang über Martin Luther King, „If I Can Dream“, den Song, der ihm am meisten bedeutete, anrührend zu interpretieren. Plötzlich funktioniert das Spiel, das Publikum lässt sich auf die Illusion ein, strömt an die Bühne. Strassburg, läuft durch die Menge, verteilt Küsschen und dutzendweise Schals, um in einer fast epischen Endlosschleife ein furioses „Suspicious Mind“ abzuliefern.

Zweieinhalb Stunden große Show, von „Wooden Heart“ bis „Can’t Help Falling in Love“. Er präsentiert einen fast universellen Elvis. Am Ende ohne Cape, ohne Glitzer, ohne Schal. Strassburgs Botschaft: „You’re always on my mind.“ Den Niedergang lässt er aus. Man kann zumindest an diesem Abend, bei diesem seltsam nostalgischen Spiel John Lennon verstehen. Der sagte einst: „Vor Elvis war nichts.“ Großartige Erbverwaltung.

Nils Strassburg als Elvis

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