Nationaltheater

Was ein Spielmannszug von Mannheimer Fasnachtern bei einer Theater-Uraufführung macht

Statt Fasnachtszug marschieren sie durch das neubaugebiet Franklin - Musiker der "Pilwe" und der "Stroseridder"

Von 
Peter W. Ragge
Lesedauer: 
Der Musikzug von „Stroseridder“ und „Pilwe“ bei der Probe für das Stück „New World Franklin“ des Nationaltheaters auf noch unbebautem Franklin-Areal. © Thomas Tröster

„Cool, richtig cool“, findet es Lena Zöller, „eine ganz neue Erfahrung!“ Denn die Brassband, in der die Trommlerin mitspielt, hat am Samstag ab 19 Uhr einen ganz besonderen Auftritt. Sie wirkt bei der Uraufführung von „New World Franklin“ mit, einer Kooperation zwischen dem Stadtensemble und dem Schauspiel des Nationaltheaters auf Franklin.

In dem Stück geht es um die Geschichte des Franklin-Geländes, einst größte Wohnsiedlung amerikanischer Soldaten in Europa und heute Neubaugebiet. Theaterautor Björn Bicker hat dazu mit neuen und alten Bewohnern über Franklin gesprochen, und das daraus entstandene Stück inszenierte Beata Anna Schmutz, die Leiterin vom Mannheimer Stadtensemble, „in Form einer theatralen Prozession“, wie sie es nennt. „Wir haben an eine Art Umzug durch das Gelände gedacht, zu verschiedenen Orten der amerikanischen Siedlung“, erklärt Christian Holtzhauer, Intendant des Schauspiels. „Militärkapellen als Begleitung gibt es ja nicht mehr, da hatten wir dann die Assoziation an den Fasnachtszug und haben da nach einem passenden Verein gesucht“, sagt er.

Die Wahl fiel auf gleich zwei Vereine, die „Stroseridder“ und die Neckarauer „Pilwe“. Sie haben aus der „Stroseridder“-Brassband und dem „Pilwe“-Fanfarenzug eine Spielgemeinschaft gegründet, „Stropis“ genannt. Gekleidet ein bisschen wie amerikanische Pfadfinder, ziehen sie mit den Schauspielern und den Cheerleadern des Carneval Clubs Waldhof (CCW) nun durch das Neubaugebiet, vorbei an einigen Überresten der US-Armee wie der einstigen Zentrale der Militärpolizei, der Bibliothek, einer Kapelle oder einer Panzerhalle.

Mehr zum Thema

Theater

Proben für "New World Franklin" am Originalschauplatz

Veröffentlicht
Von
Martin Vögele
Mehr erfahren
Neuer Stadtteil

Mobilitätstag auf Franklin - Bewohner wollen Petition starten

Veröffentlicht
Von
Valerie Gerards
Mehr erfahren
Abendupdate

Die Nachrichten des Tages für Mannheim und die Region

Veröffentlicht
Von
Sebastian Eckel
Mehr erfahren

37 Musiker und sieben Betreuer bieten die „Stropis“ dazu auf – darunter auch zwei Rollstuhlfahrer, ein Trommler und eine Trompeterin. Das teils holprige Gelände ist für sie nicht leicht, aber sie sind dabei. „Es ist beschwerlich, aber wir kriegen das hin – sie wollen und wir wollen, dass sie dabei sind“, so Leo Isele, der Brassband-Leiter. „Ich mache fast 40 Jahre Musik und habe an allen möglichen Orten gespielt, aber so etwas habe ich noch nie gemacht“, sagt er. Das Projekt sei „Wahnsinn“, der Probenaufwand hoch, aber toll, freut er sich auf die Premiere. Alle Musiker seien „mit Stolz dabei“, sagt Isele.

„Es ist mal etwas völlig Neues, wir haben so etwas noch nie gemacht“, freut sich auch Marcel Küstner, der Stabführer der „Pilwe“. Natürlich sei eine Theaterpremiere „aufregend“, aber es sei interessant, den großen Aufwand der Vorbereitung zu sehen: „Man hat ja nicht oft die Gelegenheit.“ Das bekräftigt Bianca Küstner: „Das ist schon sehr interessant und eine Erfahrung wert“, meint sie, „und für uns ist es auch eine Ehre, hier dabei zu sein“, findet sie.

Redaktion Chefreporter

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen