Theater

Proben für "New World Franklin" am Originalschauplatz

Björn Bickers Stück "New World Franklin" feiert am 20. Mai Premiere.Derzeit laufen die Proben für das Gemeinschaftsprojekt von Nationaltheater und Stadtensemble auf dem ehemaligen Kasernengelände in Mannheim

Von 
Martin Vögele
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NTM-Schauspielerin Tala Al-Deen (Mitte) und das Stadtensemble. © Vögele

Mannheim. Ein erster, schneller Blick und man würde zur Kenntnis nehmen, dass da ziemlich viel los ist, auf dem Vorplatz des Alten Kinos Franklin. Ein zweiter und man würde sich vielleicht etwas wundern über die Konstellation der dort versammelten Menschen: Viele tragen Headsets, und rund um die zentrale Plattform verteilt, auf der sie stehen, sind zahlreiche Musikzug-Mitglieder mit ihren Instrumenten auszumachen. Donner grollt aus den aufgestellten Lautsprechern. Tala Al-Deen vom Schauspielensemble des Mannheimer Nationaltheaters (NTM) erhebt die Stimme, wird zum amerikanischen Gründervater (und Blitzableiter-Erfinder) Benjamin Franklin: „Hier sollten die Träume der Menschen Häuser bekommen, hier, auf diesem Grund, der die letzten hundert Jahre nichts gesehen hat als Panzer und Stiefel“, sagt sie.

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Und nun wird hier geprobt für die Nationaltheater-Produktion, „New World Franklin - Die Verteidigung der freien Welt“, eine Kooperation von NTM-Schauspiel und dem Mannheimer Stadtensemble, das am Samstag, 20. Mai, Premiere feiert. Regisseurin Beata Anna Schmutz gibt Anweisungen über Mikrofon: „Wir machen jetzt einen Durchlauf, bis ich Stopp schreie“, erklärt sie zu Beginn. Wer nicht selber spielt, den bittet sie, wie das Publikum zu agieren. Bald wird gemeinsam der Ort gewechselt, es geht in die NTM-Spielstätte Altes Kino Franklin, dann weiter - an einem blauen Panzer vorbei - zur alten Franklin-Bibliothek.

Die Uraufführung ist gleichsam als Parade durch den Stadtteil konzipiert, flankiert von acht Stationen, an denen Szenen und Performances gezeigt werden. Neben Tala Al-Deen wirkt NTM-Schauspieler Arash Nayebbandi sowie Julia Headley vom Tanz an der Seite der rund 20 Spielerinnen und Spieler des Stadtensembles an der Aufführung mit. Mit Musik, Gardetanz und Cheerleading sind obendrein die Karneval-Gesellschaft „Mannemer Stroseridder 1962“, die Neckarauer Narrengilde „Die Pilwe“ sowie Cheerleading und Garde des Carneval Club Waldhof an der Inszenierung beteiligt.

Vor Ort recherchiert

„New World Franklin“ erzählt, so das Theaterprogramm, „vom Ankommen und der Gründung einer neuen Gemeinschaft auf dem alten historischen Gelände“. Gemeint ist Franklin, vormals US-Kaserne, heute der jüngste Stadtteil Mannheims. Dramatiker Björn Bicker hatte für das Stück vor Ort recherchiert, mit unterschiedlichen Menschen unterschiedlichen Alters gesprochen, auch inhaltlich völlig offen. Was ihn sehr interessiert habe und sie sehr wichtig an diesem Stück finde, meint Dramaturgin Annabelle Leschke am Rand der Probe, sei das Thema, dass der Krieg „hier eigentlich immer da ist.“ Man spüre das, wenn man in die alten Gebäude gehe, alte Schilder finde. Dieser Boden habe „einen Krieg nach dem anderen“ erlebt, erklärt auch Regisseurin Schmutz: Wehrmachtskasernen, dann die US-Army, dann Erstaufnahmestelle für Geflüchtete aus Syrien, der Ukraine und anderen Kriegsgebieten.

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Gleichzeitig gebe es auf Franklin Neues, Schickes, wie etwa die Boulder-Halle, so Leschke. „Und da stellt sich die Frage: Kann man die Zukunft hier so von der Vergangenheit losgelöst gestalten und leben? Das, finde ich, ist ein Kern in diesem ganzen Stück“, erläutert sie.

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