Diskussionen zur Rede - Auf dem Podium, im Publikum und im Foyer – Allmendingers konkrete Appelle überraschen positiv

„Die politischste Rede bisher“

Von 
Lisa Gabauer
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„Wow!“. Das ist das erste Wort, das nach der knapp eineinhalbstündigen Rede von Jutta Allmendinger fällt. Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski spricht es – und meint es sichtlich ernst. Und dann geht die Diskussionsrunde auch gleich mit den ganz großen Themen weiter. „Wie schaffen wir den Wandel mit der Digitalisierung?“, fragt Kosminski die Soziologin. Ein Thema, das Allmendinger – die in Mannheim aufgewachsen ist – in ihrem Vortrag klar als eine der wichtigsten Herausforderungen der Zukunft sieht.

Und auch bei dieser komplexen Frage ist die 61-Jährige nicht um eine Antwort verlegen: „Wir brauchen einen emanzipierten Umgang mit den neuen Technologien. Und ein emanzipierter Umgang setzt voraus, dass man auch versteht, was passiert.“ Es sei wichtig, Programmierkenntnisse nicht nur Jüngeren zu vermitteln, sondern in die Ausbildung für alle Altersbereiche aufzunehmen. Es müsse endlich mit dem Glauben Schluss sein, „eine Bildung, eine Ausbildung, reicht fürs ganze Leben. So wird das nicht gehen“, so Allmendinger. Das Publikum reagiert mit lautem Beifall – auch als sie klarmacht, wer die Rahmenbedingungen für den digitalen Wandel stellen soll. „Wir haben hier doch Politiker anwesend. Ich finde schon, dass wir von den Politikern fordern können, uns in die Zukunft zu führen.“ Einer von vielen Appellen an diesem Vormittag, der bei Schauspielintendant Burkhard C. Kosminski, neben SRH-Chef Christof Hettich Veranstalter der Reihe, sowie Politikern und Prominenten positiv aufgenommen wird.

Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD), auf dem Weg nach New York, war nicht dabei. „Mich hat beeindruckt, dass wir Politiker regelrechte Aufträge bekommen haben. Im Gegensatz zur letzten Rede von Norbert Lammert war diese hier sehr konkret in allen Details. Das hat mich besonders gefreut, weil es wichtig ist, aus dem Abstrakten ins Konkrete zu kommen“, sagt Stadtrat Gerhard Fontagnier (Grüne). Kosminski teilt diese Sicht: „Das war heute vielleicht die politischste Rede bisher“, fasst der Schauspielintendant seine letzte Mannheimer Rede zusammen.

Nur Mitveranstalter Christof Hettich vom Gesundheitsunternehmen SRH versucht in der Runde kurzzeitig, die starken politischen Appelle etwas abzumildern: Er müsse eine „Lanze für die Politiker brechen“, die oftmals nicht die Möglichkeit hätten, in einer Legislaturperiode wichtige Transformationen, gerade mit Blick auf die Digitalisierung, vorzunehmen. Ein Argument, das Allmendinger nicht gelten lässt: „Da muss ich klar widersprechen. Digitalisierung berechnet sich nicht in Legislaturperioden.“

Forderung nach jüngerer Rednerin

Dass mit der Soziologin endlich eine Frau auf der Bühne steht, kommt gut an. „Mich hat das sehr gefreut. Sie hat viele Beispiele genannt, die mit ihrem Leben als Frau zu tun haben, und die ungleichen Chancen in der Gesellschaft in den Mittelpunkt gestellt“, so Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala (Grüne). Und ginge es nach Allmendinger, sollte auch die nächste Rede von einer Frau, die „30 Jahre jünger ist und aus dem digitalen Zeitalter kommt“ gehalten werden. SRH-Chef Hettich bestätigt nur, dass es jemand aus dem „Kultur- vielleicht auch Literaturbetrieb“ sei. Eine Frau? „Wir wollen schauen, dass wir allen Menschen, die etwas zu sagen haben, unabhängig vom Geschlecht, die Bühne bieten,“ ließ Hettich Raum für Spekulationen.

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