Mannheim/Berlin. „Zarti“, so nennen ihn seine zahlreichen Fans, ist im Deutschpop der Mann der Stunde. Ende vergangener Woche verblüffte der Sänger und Rapper Zartmann Uneingeweihte, als er sich mit seiner dritten EP „Schönhauser“ in den deutschen Albumcharts auf Platz eins vor der Duett-Platte „Who Believes In Angels?“ von Pop-Legende Elton John mit US-Sängerin Brandi Carlile platzieren konnte.
Aber eigentlich war das kein Wunder: Schon der eingängige Single-Vorbote „Tau mich auf“ erreichte im Februar den Spitzenplatz, das Duett „Wie Du manchmal fehlst“ mit Rap-Star Ski Aggu bekam als einer der Sommerhits 2024 Gold-Status. Am 7. Juni sind beim DasDing-Festival die hochgelobten Live-Qualitäten des mysteriösen Berliners in Mannheim zu erleben. Die zweite EP „Dafür bin ich frei“ hatte schon ab Juni 2024 140 Millionen Streams und Platz 10 der deutschen Charts erreicht. Nicht schlecht, für eine Karriere die erst 2021 mit dem Lied „2 Blocks“ gestartet ist - und dem ersten von inzwischen 20 YouTube-Videos.
Zartmann: Ein wenig mysteriös wie Cro oder Apache 207
Mysteriös ist der junge Mann, weil er um seinen bürgerlichen Namen und sein Alter ein Geheimnis macht – was einer Karriere nicht schadet, wie etwa Cro oder Apache 207 es eindrucksvoll haben. Mit fast fünf Millionen Hörenden pro Monat allein bei Spotify spielt der Berliner auch fast schon in einer Liga mit dem Stuttgarter und dem Ludwigshafener. Immerhin verrät das Firmen-Konglomerat Bamboo/Epic Records/Sony Music das das neue Kurzalbum nach der Schönhauser Allee im Berliner Ortsteil Prenzlauer Berg benannt ist. Dort soll der Künstler aufgewachsen sein. Für Platz eins in den Album-Charts reichten Zartmann nun acht Tracks mit 17 Minuten Spielzeit.
Unverkennbare Stimme wie Grönemeyer, Poisel oder May
Die musikalischen Erfolgszutaten sind weitgehend dieselben wie in der Rap-Erfolgsballade „Wie Du manchmal fehlst“: Melancholie satt und enormer Wiedererkennungswert. Zartmanns tiefe Stimme kommt offensichtlich der Vorliebe vieler Popfans in Deutschland für eigenwillige Gesangsorgane entgegen. Fast wie Udo Lindenberg, Herbert Grönemeyer, Philipp Poisel oder Henning May von AnnenMayKantereit ist sie unverkennbar – und dürfte mit wachsendem Erfolg polarisieren. Denn „Zarti“ kann ähnlich wie Poisel radikal schonungslos die emotionalen Schleusen öffnen, hat keine Angst vor Pathos, kann aber auch Druck entfachen wie May und Grönemeyer. Dass er mitunter die Konsonanten vernuschelt ist diesbezüglich ein nützliches Stilmittel, aber da hört man sich ein.
Duettpartner Max Raabe soll bei Zartmann selbst angefragt haben
Dass er entspannten Sprechgesang einflechten kann, sorgt für Abwechslung. So ergibt sich kein Balladen-Einerlei. Das verhindern aber auch druckvolle, stark rhythmisierte Uptempo-Nummern wie „Tau mich auf“ oder dem Tempo-Hybrid „Schönhauser“ mit dem artverwandten Rapper Gustav (0199). Der von Moritz Dauner sowie David Bonk geprägte Sound kennt jedenfalls keine Stilgrenzen. Auch nicht zum Oldschool-Schlager. Wobei: Der Legende nach soll Palastorchester-Frontmann Max Raabe höchstselbst angefragt haben, ob er etwas zum jüngsten Hit „Lass es gehen“ beitragen kann. Das passt: Denn Zartmann legt für sein Alter ein erstaunliches Faible für opulente Arrangements mit sehr geschmackvoll arrangierten Streichern und Mehrstimmigkeit an den Tag.
Bei aller musikalischen Vielfalt ist „Schönhauser“ inhaltlich hörbar von der Verarbeitung einer Trennung geprägt – mit dem Opener „Wann schreib ich einen Song über dich“ und der anrührenden Schlussnummer „Dein dudenkstsoschön“ als Rahmen für die Handlung. Deshalb ist „Schönhauser“ auch eine EP und kein Album: „Ich wollte nicht, dass mein erstes Album thematisch davon handelt (…) Ich weiß nicht, ob es zur Verarbeitung geholfen hat, aber mir geht es zumindest gut“, zitiert die Nachrichtenagentur dpa den Sänger. Es sei „schon herausfordernd, darüber immer wieder nachdenken zu müssen, jeden Abend auf der Bühne - zum Glück habe ich ein sehr verständnisvolles Publikum“, verrät Zartmann.
Er habe immer Leute bewundert, die offen ihre Emotionen zeigen – worauf die Zeile „Wünscht, ich könnt‘ auch mal weinen“ in „Wunderschön“ verweisen kann. Ob der offen aufgeführte Mut zur Verletzlichkeit, der sich auch in „Zartis“ Künstlernamen ausdruckt, andere Männer beeinflussen soll, dazu sagt der Berliner: „Es wäre schön, wenn das in ein, zwei Männern genau das hinterlässt.“
Nach dem Zeltfestival folgen Southside und große Hallen
2026 geht es für „Zarti“ live auf große Bühnen wie die Jahrhunderthalle in Frankfurt oder Stuttgarts Porsche Arena. Im Open Air Sommer steht zum Beispiel das Southside Festival am 20. Juni an – und davor Mannheim im Palastzelt: Das vierte DasDing-Festival läuft am Samstag, 7. Juni, im Rahmen des Zeltfestivals Rhein-Neckar auf dem Maimarktgelände. Ab 15 Uhr sind neben Headliner Zartmann unter anderem der Mannheimer Rapper Greeen, DJ Badchieff, Songwriterin Dilla, Becks oder Jassin live zu hören. Karten (64,90 Euro) und mehr unter www.delta-konzerte.de.
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