Liebhaber der Kultur

Wo Mannheims Literatur neue Wege geht

Im Mannheimer Literaturverein Räuber ’77 treffen sich schon seit fast 50 Jahren kreative Köpfe, um Literatur zu leben. Die Leidenschaft will man künftig verstärkt auch an jüngere Generationen herantragen

Von 
Karolin Jauernig
Lesedauer: 
Hat verstärkt jüngere Generationen im Blick: Manfred Klenk vom Literaturverein Die Räuber ’77. © Karolin Jauernig

Mannheim. Die Räuber ‘77 - ein Name, der wie ein Aufruf zur literarischen Revolte klingt, inspiriert von Schillers rebellischem Geist, der einst in Mannheim mit „Die Räuber“ die Bühnen erschütterte. Genau hier, in Mannheim, begann 1977 die Geschichte des Vereins, als eine PEN-Tagung - das internationale Netzwerk für die Freiheit des Wortes - keine regionalen Autoren einlud. Das wollten lokale Literaturliebhaber nicht akzeptieren. Sie gründeten die Räuber ‘77, benannt nach Schillers revolutionärem Werk, um der regionalen Literatur eine starke Stimme zu geben.

Ein prägender Kopf des Vereins ist Manfred Klenk. Seit 2011 festes Mitglied der Räuber 77, macht er sich nicht nur als Autor einen Namen, sondern übernahm von 2016 bis 2023 Verantwortung im Vorstand. „Die Hälfte des Tages gehört der Literatur“, sagt er, und diese Leidenschaft durchdringt jeden Aspekt seines Alltags. Besonders Gedichte, seine große Leidenschaft, empfindet er als „horizontöffnend“ und entspannend - in ihnen findet er Ruhe und Inspiration.

Ganz im Sinne von Schillers Idee der „Freiheit des Wortes“

Der Verein lebt aber nicht nur durch Einzelpersonen, sondern als Gemeinschaft von rund 50 Autoren, die ihre Leidenschaft für Literatur teilen. Trotz ihres nicht hauptberuflichen Schreibens ist das Engagement der Mitglieder ungebrochen. Bei den monatlichen Treffen, an denen 15 bis 20 Mitglieder regelmäßig teilnehmen, werden Texte besprochen, Projekte vorgestellt und wird sich gegenseitig unterstützt - sei es durch den Austausch von Verlagskontakten oder Netzwerken in der Literaturszene. Früher waren es etwa 100 Mitglieder. Um der schrumpfenden Zahl entgegenzuwirken, pflegen die Räuber 77 eine enge Verbindung zum Mannheimer Kollektiv Junge Literatur, um auch der jungen Generation Raum zu bieten.

Mehr zum Thema

Humor

Duo Uhlig und Karl mit "Beziehungsstatus: Erledigt" in Mannheim

Veröffentlicht
Von
Ralf-Carl Langhals
Mehr erfahren
Kunst

Port 25 in Mannheim zeigt Tuschewerke von Rainer Negrelli

Veröffentlicht
Von
Christel Heybrock
Mehr erfahren
Freizeit

Was beim Schlossfest der Mannheimer Uni geboten wird

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren

Die Vielfalt des Vereins zeigt sich in den Texten, die bei den „Räubern“ entstehen. Von kunstgeschichtlichen Krimis über Reiseberichte und Gedichte bis hin zu experimenteller Prosa und Mundartdichtung - die Räuber 77 decken ein breites Spektrum ab, das sich oft abseits des literarischen Mainstreams bewegt. „Jeder Text ist Literatur der Gesellschaft und verdient es, gelesen zu werden“, lautet ein zentrales Credo. Offenheit für alle Arten von Texten bleibt dabei entscheidend, ganz im Sinne von Schillers Idee der „Freiheit des Wortes“.

Ein zentrales Anliegen des Vereins ist die Förderung der lokalen Literatur. Dies zeigt sich in den zahlreichen Lesungen und Workshops, die regelmäßig stattfinden. Die Teilnahme am Weinheimer Literaturfestival ist ein fester Bestandteil des Vereinskalenders. Auch besondere Veranstaltungen wie ein poetischer Rundgang auf der Bundesgartenschau haben in den letzten Jahren zu den Höhepunkten gezählt. Eine besondere Tradition sind die „Räuberlesungen“, bei denen Literatur in gemütlicher Atmosphäre präsentiert wird - manchmal sogar mit musikalischer Begleitung. Diese Events fördern nicht nur den künstlerischen Austausch, sondern stärken auch das Gemeinschaftsgefühl im Verein.

Die Räuber ‘77

 

  • Die Räuber ‘77 - Literarisches Zentrum Rhein-Neckar - sind seit 1977 eine Gemeinschaft von Literaturfreunden und Autoren, die sich engagiert für die Förderung der Literatur in der Metropolregion Rhein-Neckar einsetzen.
  • Lesungen, Textwerkstatt-Gespräche, Literaturveranstaltungen und eigene Anthologien sind Bestandteile des Vereinslebens.
  • Der Verein legt besonderen Wert auf Kooperationen mit der Literaturszene vor Ort und in der Region, um den literarischen Austausch zu fördern.
  • Neue Mitglieder sind im Verein sowohl als aktives Mitglied als auch als Fördermitglied stets willkommen.
  • Mehr Informationen unter www.raeuber77.de

Auch in der Zukunft stehen für die Räuber wichtige Meilensteine an. Das 50-jährige Jubiläum des Vereins ebenso wie das 100-jährige Bestehen der Stadtbibliothek Mannheim und das 30-jährige Jubiläum des Förderkreises der Stadtbibliothek. Gemeinsame Lesungen und Veranstaltungen durch eine Kooperation sind bereits in Planung.

Zentrales Ziel der Räuber 77 ist die Förderung der jungen Generation. Mit Lesestunden in Schulen wollen sie Kindern die Magie von Büchern nahebringen. „Die Kinder sollen erleben, wie spannend ein Buch sein kann - als echte Alternative zur digitalen Welt“, betont Klenk, der fest daran glaubt, dass Literatur auch in einer digitalisierten Gesellschaft ihren festen Platz behaupten wird.

Besonders stolz ist der Verein auf sein unermüdliches Engagement. „Viele wollen die Räuber am Leben halten“, sagt Klenk, und das spürt man bei jedem Treffen und jeder Veranstaltung. „Ein literarischer Verein, der bald 50 Jahre besteht, ist eine Seltenheit.“ Doch trotz aller Herausforderungen bleibt eines sicher: Literatur ist Leidenschaft - und diese Leidenschaft pulsiert weiter in den Räubern 77, bei ihren Lesungen, Treffen und Projekten, die weit über die Region hinaus wirken.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen