Mannheim. Wie immer höchst seriös sieht es im Musensaal des Rosengartens aus. Mit schwarzem Samt umspannt steht ein Tisch leicht rechts versetzt auf der Bühne. Auf ihm stehen zwei Wassergläser, dahinter zwei Stühle. Eine Lesung also, weiß, wer an klassische Kulturveranstaltungsgenres denkt. Doch was ist das, was Schauspielerin Elena Uhlig mit ihrem Mann und Kollegen Fritz Karl da gut zwei Stunden veranstaltet? Comedy? Beziehungskabarett? Eine Literaturshow?
„Beziehungsstatus: Erledigt“ nennt das Instagram-Klick-Königspaar sein über zweistündiges Entertainment, dessen Popularität den Saal fast zur Gänze mit Menschen um die 50 füllt – Frauen in der Überzahl. Fritz Karl stellt daher die Frage aller Fragen an die Männer, die er aufstehen lässt: „Wer von euch musste mit und wer ist freiwillig hier?“ Gelächter.
Überhaupt gelingt das Aufwärmen gut: Per Handzeichen muss das Publikum mit chorischen Einsätzen mitspielen: „Ich lieb’ dich nicht – Du liebst mich nicht – aha – Da-da-da“. Und schon schwappt qua Trio-1980er Hit nicht nur die Neue Deutsche Welle, sondern auch das Grundvertrauensproblem des partnerschaftlichen Miteinanders leitmotivisch durch den Saal.
Heiter bis wolkig: Partnerschaften in Literatur und Ehe-Alltag
„Was nützt die Liebe in Gedanken?“ – in klugen Gedanken von Dichtern und Denkern liefert sie zumindest allgemeingültige Erkenntnisse. Doch bevor Karl und Uhlig munter durch Liebes-Zitate und Aphorismen von Oscar Wilde, Franz Kafka, Goethe oder Kant schwadronieren, schlägt man im Wörterbuch nach – unter „L“ wie Liebe und unter „E“ wie Ehe. Auch das kann zum Lachen sein. Wohlig wird es einem bei Schiller, dem die Liebe als „schönstes Phänomen der beseelten Natur“ galt. Zynisch-herb, aber für westliche Ohren nicht minder lustig wird es, wenn Karl standesbeamtliche Traureden aus Kasachstan, China oder Tahiti zitiert. Kalauer und später auch eher zotige Sketche dürfen bei den beiden schauspielenden Witze-Erzählern nicht fehlen: „Liebe ist, wenn es Landliebe ist!“
Ob Oscar Wildes Einschätzung, die Ehe sei „der Versuch, gemeinsam halb so glücklich zu werden, wie man alleine war“, zutreffend ist, bleibt dabei zwischen dem „Schmollwinkler“ und der „Wortverdreherin“ launig offen.
„Das war mal was anderes!“, sagt eine Zuschauerin hernach und hat damit recht. Darin liegen der schräge Zauber und hohe Unterhaltungswert dieses öffentlichen Promi-Paargefrotzels zum einen. In ihren Insta-Stories lebt es zum anderen wie ein Wettertief vom Zusammenprall höchst unterschiedlicher Charaktertemperaturen: Elena Uhligs überbordende rheinische Frohnatur (Düsseldorf!) stößt auf Fritz Karls spröde austrianische Gelassenheit (Wien!), der mimische Ausbildungsgeist des dortigen Max Reinhardt Seminars (Karl) auf performatives Overacting der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Das Ergebnis: ein Sturm der Heiterkeit – und Standing Ovations.
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