Kultur im Klimawandel - Teil 7 - Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz wirkte an Nachhaltigkeitsprojekt der Kulturstiftung des Bundes mit

Wie die Ludwigshafener Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz ihre CO2-Emmissionen reduziert

Von 
Georg Spindler
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Setzen sich ein für mehr Umweltbewusstsein in der Staatsphilharmonie Ludwigshafen: Intendant Beat Fehlmann (l.) und Verwaltungsleiter Clemens Keller. © Rinderspacher

Ludwigshafen. Viele reden vom CO2-Ausstoß. Aber nur wenige können seine Dimension mit exakten Zahlen belegen. Zu diesem exklusiven Kreis gehört die Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz in Ludwigshafen. Sie nahm - als einzige Kultureinrichtung der Metropolregion Rhein-Neckar - an einer Initiative der Kulturstiftung des Bundes teil, bei der eine detaillierte Klimabilanz von Kulturinstitutionen erstellt wurde. „Es war wichtig, dabei mitzumachen“, erklärt Beat Fehlmann, der Intendant der Staatsphilharmonie, im Gespräch mit dieser Redaktion, „einfach um zu sehen, in welchen Bereichen wir aktiv werden müssen und wo wir es nur mit Kosmetik zu tun haben.“

Zu Letzterem zählt für Fehlmann etwa die von manchen Klimaschützern heftig kritisierte Verwendung von Papier im Büro oder für Werbebroschüren. „Das schlägt bei uns mit gerade mal 1,5 Tonnen Emissionen pro Jahr zu Buche“, sagt er. „Damit werden wir die Welt nicht retten.“ Zum Vergleich: Die sogenannten eventbezogenen Emissionen, die durch den jeweiligen Konzertsaal und die Anreise des Publikums verursacht werden, beträgt ein Vielfaches, im Schnitt 418 Tonnen jährlich. Damit wird offensichtlich, dass der Papierverbrauch tatsächlich nur eine untergeordnete Rolle spielt.

Solche genauen Daten an der Hand zu haben, ist ein Resultat des Klimabilanz-Pilotprojekts. Die Staatsphilharmonie wurde dafür von der Kulturstiftung des Bundes ausgewählt. Warum? „Weil uns dieses Thema seit langem umtreibt“, erklärt Fehlmann. „In unseren Jahresberichten spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit schon seit Jahren eine Rolle.“ Außerdem habe die Kulturstiftung erkannt, „dass wir Know-How zu dieser Thematik in unserem Haus haben.“ Verwaltungsleiter Clemes Keller sei ein Fachmann auf diesem Gebiet, der schon vor der Studie viele Daten erstellt habe.

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Keller ist seit 2014 bei der Staatsphilharmonie, zuvor war er als Geschäftsführer bei einer kirchlichen Institution tätig. „Die Bewahrung der Schöpfung hat für mich damals schon eine Rolle gespielt“, berichtet er im Gespräch. „Ich hatte mich seinerzeit bereits intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und wusste, wo die Stellen sind, an denen man etwas tun kann.“

So ist das Probe- und Verwaltungsgebäude der Staatsphilharmonie in Ludwigshafen längst schon auf LED-Beleuchtung umgestellt, Bewegungsmelder wurden angebracht. Seit 2016 werden für alle Abonnementkonzerte, die im Ludwigshafener Pfalzbau und im Mannheimer Rosengarten stattfinden, Kombitickets angeboten, die das Benutzen öffentlicher Verkehrsmittel für das Publikum miteinschließen. Ein „relativ großer Anteil“ erneuerbarer Energien werde bereits für die Stromversorgung genutzt, was aber in der Zuständigkeit des Landes Rheinland-Pfalz liege - denn die Staatsphilharmonie ist eine Landeseinrichtung.

Zu ihren Besonderheiten gehört, dass das Orchester ein Reiseorchester ist. „Wir geben im Schnitt etwa 130 Konzerte im Jahr“, berichtet Fehlmann. Das Einzugsgebiet reiche von Mainz bis Wörth, von Kaiserslautern bis Ludwigshafen. „Wir sind aber auch europaweit unterwegs.“ Am 16. September fliegt die Staatsphilharmonie sogar für Konzertauftritte nach Dubai.

Der Transport von Musikern, Instrumenten, Gastsolisten und Dirigenten spielt also eine wichtige Rolle. Trotzdem waren Fehlmann und Keller überrascht, wie hoch der dadurch verursachte Emissionsanteil tatsächlich ist. Die Klimabilanzierung ergab nämlich, dass 87 Prozent des CO2-Ausstosses auf diesen Bereich entfallen. Für die Jahre 2018 bis 2020 bedeutetet das im Schnitt rund 565 Tonnen jährlich. Der Fuhrpark schlägt laut Klimabilanz dagegen mit 18 Tonnen, Strom und Fermwärme für das Haus in Ludwigshafen mit 66 Tonnen zu Buche.

„Wir gehen offen mit diesen Zahlen um. Nur so kann man das Thema auch greifbar machen“, sagt Verwaltungsleiter Keller. „Wir wissen jetzt aufgrund dieser Daten, wo bei uns die Musik spielt“, ergänzt Fehlmann. „Unsere Herausforderung wird sein, zu überlegen, welche kompensatorischen Maßnahmen künftig ergriffen werden können“, heißt es in der offiziellen Stellungnahme der Staatsphilharmonie zum Ergebnis der Klimabilanzierung. Man prüfe, die Einführung eines Umwelt-Managementsystems einzuführen. Im Gespräch präzisiert Fehlmann, man werde künftig etwa Gespräche mit Dienstleistern führen, mit denen die Philharmonie kooperiert. Ein Thema könnte etwa die Umstellung der Busse auf Biosprit sein. Oder man werde gegenüber externen Veranstaltern bei Gastspielen das Thema Kombiticket zur Sprache zu bringen.

Auch bei Konzertprogrammen wird die Staatsphilharmonie die „inhaltliche Verknüpfung zum Thema Natur suchen“, wie der Intendant ankündigt. „Ganz explizit“ sei dies im Rahmen der Bundesgartenschau in Mannheim geplant. Denn eins steht für Beat Fehlmann fest: „Wenn Corona vorbei ist, wird Nachhaltigkeit das zentrale Thema sein. Und für uns ist es wichtig, schon jetzt in die Zukunft zu denken.“

Redaktion

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