Kabarettkritik

Wie bei Horst Evers im Mannheimer Capitol Faulheit siegt

Der Berliner Kabarettist erzählt im Mannheimer Capitol Geschichten aus seinem Buch „Zu faul zum Nichtstun“ - nicht ohne Längen

Von 
Jörg-Peter Klotz
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Füllte den Saal im Capitol komplett: Horst Evers. © Thomas Nitz

Mannheim. Manchmal siegt Faulheit – Jedenfalls beim vielfach ausgezeichneten Kabarettisten Horst Evers. Wenn der Wahl-Berliner am Freitagabend Geschichten aus seinem Buch „Zu faul zum Nichtstun“ (Rowohlt, 224 Seiten, 22 Euro) ziemlich freihändig vorträgt, ist der Saal des Mannheimer Capitols komplett gefüllt (die Empore blieb allerdings frei). Und die Lacher seiner Fans hat der 57-Jährige, der sympathisch selbstironisch mit seinem Durchnitts-Charisma spielt, die gesamte, mehr als zweistündige Spielzeit auf seiner Seite.

Spätestens seit seinem Bestseller-Roman „Der König von Berlin“ (2012) und Kooperationen mit Größen wie Bov Bjerg oder Manfred Maurenbrecher („Mittwochsfazit“) gilt Evers’ Arbeit als „literarisch“. Dabei ist seine Sprache vergleichsweise einfach gehalten. Was durchaus wohltuend ist. Die Zeiten sind ja kompliziert genug.

Das Kalifat? Nur im Kreizworträtsel eine Lösung

Darauf hebt der gelernte Niedersachse in seiner im Stehen vorgetragenen Exposition auch ab. Es gebe überall Probleme. Nur die Lösungen klängen in seinen Ohren manchmal seltsam. Wie das bei einer Demo in Berlin vorgeschlagene Kalifat – „weiß ich gar nicht …“, sinniert Evers und findet es nur an einer Stelle als Lösung praktikabel: „Im Kreuzworträtsel – mittelalterliche Herrschaftsform mit sieben Buchstaben.“
Das Spiel mit Paradoxien im Leben und aus dem Sprachgebrauch ist seine Methode, die er auch in seinen im Sitzen interpretierten Geschichten virtuos praktiziert – oft lakonisch, aber auch durchaus mal mit verbalem Ausdruckstanz und lautmalerischen Louis-de-Funes-Gedächtnismomenten.

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Das ist fast durchgängig sehr unterhaltsam, wenn nicht das norddeutsche Kaltblut und eine manchmal überbordende Detailverliebtheit mit Evers durchgehen. Und nicht jede lang angebahnte Pointe überrascht auf Dauer.

Horst Evers Problem: Es gibt Torsten Sträter

So zieht sich der Abend mitunter ein wenig. Zumal der seit 2000 erfolgreiche Kabarettist ein Problem hat: Torsten Sträter. Der arbeitet ähnlich, aber mit einem Pointen-Punch, bei dem das Publikum kaum zum Luftholen kommt.    

Ressortleitung Stv. Kulturchef

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