Comedy

Wie eine Wundertüte: Mirja Boes im Mannheimer Capitol

Ein Blatt vor den Mund nimmt sie nun wirklich nicht: Die Komikerin Mirja Boes hat das Publikum im Mannheimer Capitol mit witzigen Anekdoten und lustigen Liedern begeistert

Von 
Tanja Capuana
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Ihre Lieder machen Spaß: die Komikerin Mirja Boes. © SVen Hoppe/dpa

Mannheim. Ein Abend mit Mirja Boes weist Parallelen mit einer Wundertüte auf. Ist es eine Comedyshow mit Gesang oder eher ein Konzert mit humoristischen Anekdoten? Die beste Taktik ist da immer noch: zurücklehnen und genießen. Denn es wird gelacht, bis die Bauchmuskulatur schmerzt. Im Rahmen ihres Programms „Arschbombe Olé“ ist Boes am Sonntag im Capitol gastiert. Dabei hat die Komikerin vor rund 600 Zuschauerinnen und Zuschauern erneut bewiesen, dass sie den Titel „Queen of Quatsch“ zu Recht trägt. Denn Boes sorgt mit Erzählungen aus ihrem Alltag für gute Laune.

Wie ein Selbstbräuner ein romantisches Date verhinderte

Ihre Empathie nehme mit dem Alter ab, verrät sie. So erfahren die Besucher etwa, welche Auswirkungen eine Tilidin-Behandlung auf die charmante zweifache Mutter hatte. Sie lästert über nervige Paargeschenke ihres Freundes in Form von Sauna, Massage oder Yoga. Boes liest nicht nur aus dem Tagebuch ihrer Katze vor, die ihr Frauchen für doof hält, sondern auch aus ihrem eigenen als Teenie in Lloret de Mar. Selbstironisch schildert sie, wie der großzügige Einsatz von Selbstbräuner ein Date vereitelte. Außerdem scheut sie sich nicht, für ihre pubertierenden Söhne ein Tagebuch zu verfassen - als Lebenshilfe mit intimen Ratschlägen.

Die 53-Jährige, die lässig gekleidet in Jeans und rosa Jacke auftritt, wirkt wie das nette Mädchen von nebenan. Doch dieser Eindruck täuscht, denn die Wahlkölnerin hat es faustdick hinter den Ohren. „Hier drin machen wir Ringelpiez mit Anfassen“, kündigt sie an. Man könne sich auch von ihrer Band, den Honkey Donkeys, tätowieren lassen. „Die können das nicht besonders, da ist es umso lustiger, wenn man rauskommt mit einem Arschgeweih im Gesicht.“

Besagte Band ist musikalisch versiert, aber dank des schrägen Humors ihrer Frontfrau unterstreichen sie auch den komödiantischen Anspruch perfekt. Das zeigt sich etwa darin, dass das Quartett sich nicht scheut, in geschmacklosen Kostümen die Bühne zu erobern: mal in Pailletten-Blazern, die an die Flippers erinnern, mal als Katzen, als Viagra oder als männliches Geschlechtsteil.

Lieder über Ketchup und dem Wunsch, eine Katze zu sein

Mirja Boes kann aber nicht nur lustig sein, sondern auch richtig gut singen, wie sie an diesem Abend immer wieder unter Beweis stellt - und zwar stilistisch übergreifend. Der Schlager „Ihr wollt doch alle nur…“ ist eine gesungene Unterstellung, nur an Beischlaf interessiert zu sein. In der entspannten Popnummer „Katzenlied“ verrät sie, warum sie gern ein Stubentiger wäre.

Ein Höhepunkt ist die Impro-Nummer, bei der Boes das Publikum diverse Genres auswählen lässt, in denen ihre Musiker das „Lied der Schlümpfe“ gekonnt präsentieren. Im „Heimscheißer Blues“ nimmt sie Toilettengänge pointiert auf die Schippe, während „Mach doch einfach Ketchup drauf“ verrät, dass die Tomatenwürze die Lösung ist, wenn Kinder das Essen ablehnen.

Als Zugabe präsentiert Boes noch den ABBA-Hit „Thank You For The Music“, was dem gelungenen Abend noch einen Hauch Pathos verleiht.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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