Ludwigshafen. Herr Lauth, Sie betreiben eine der ältesten Galerien in der Region: Wie geht es der Kunst? Vor allem: Wie geht es dem Markt?
Werner Lauth: Gut, ich fühle ein großes Bedürfnis nach Kunst und auch danach, Kunst entstehen zu lassen. Unser Markt ist stabil, er ist sehr nachhaltig und somit keinen extremen Schwankungen unterworfen.
Ein Mannheimer Galerist hat mir gegenüber neulich geklagt, alles würde wegbrechen und die Galerieszene schrumpfe …
Lauth: … die Galerienstudie 2020 des Instituts für Strategieentwicklung (IFSE) vom November 2020 ergab eine Gesamtzahl von etwa 700 Galerien in Deutschland. Eine erste Erhebung durch eine Pilotstudie im Jahr 2013 bezog sich auf das Jahr 2012. Seitdem gab es einige Bewegung, jedoch halten sich die Öffnungen und Schließungen der Galerien die Waage, so dass man weiterhin von 700 in Deutschland ausgeht.
Klingt, als seien Sie mit allem zufrieden und Corona hinterlasse keine Spuren …
Lauth: … es ist die Frage, wie man Zufriedenheit definiert. Die letzten zwei Jahre waren vom Verkauf von Kunst nicht schlecht, was allerdings irgendwie logisch ist, wenn die Menschen hauptsächlich nur noch in Ihren Wohnungen sind. Aber meine Zufriedenheit ist auch abhängig vom Dialog mit den Kunstinteressierten. Wir konnten in den letzten zweieinhalb Jahren nur eine Ausstellung mit Publikum veranstalten, geschweige denn an einer Messe teilnehmen. Die Spuren von Corona sind noch nicht absehbar. Ein Kollege von mir in München, beste belebte Lage, macht momentan keine Veranstaltung mit Publikum. Zu wenig Besucher. Es gibt im Bereich Kultur noch eine deutlich fühlbare Zurückhaltung, anders als in Fußballstadien.
Nun waren Sie vor einigen Monaten aber auf der Art Karlsruhe. Wie war die Begegnung mit dem Publikum da?
Lauth: Da waren schon deutlich weniger als sonst, und die hatten eine fühlbare Kaufzurückhaltung. Es gab Unsicherheit und wenig gute Gespräche. Aber ehrlich gesagt: Was will man in diesen Zeiten erwarten? Wir haben ja jetzt noch ein paar Probleme zusätzlich bekommen.
Werner Lauth
- Werner Lauth: Der Galerist, geboren 1963 in Ludwigshafen, ist Enkel des Galeriengründers (siehe unten) und Meister des Vergolderhandwerks. Er arbeitete in Bayern, Ludwigshafen und Florenz. Seit 1992 arbeitet er in der Galerie Lauth, wo er 1994 seine erste Ausstellung kuratierte. Seit 1996 ist er selbstständig. Werner Lauth ist mit seiner Galerie Mitglied des Bundesverbands Deutscher Galerien und Kunsthändler.
- Galerie Lauth: Die Galerie gibt es seit 1948. Sie wurde von Robert Lauth gegründet, der bis 1964 Inhaber war, danach übernahm Gisela Lauth bis 1995, dann Werner Lauth. Die Galerie will nach eigenen Angaben international agieren und sich zum einen auf die Förderung junger, aufstrebender Künstler konzentrieren, zum anderen international bereits etablierte Künstler und Künstlerinnen vertreten. Im Zentrum stehen eher figurative Positionen mit dem Schwerpunkt Malerei, Skulptur, Fotografie und Installation.
Sie meinen den Krieg?
Lauth: Ja, und natürlich nicht zu vergessen ist, dass es zuletzt noch Sommer war. Das ist keine gute Zeit für Galerien. Da fahren die Leute weg.
Theater öffnen sich, um mehr und neues Publikum zu gewinnen, Museen auch. Sie wollen ein öffentlicher Ort werden, an dem man gern ist. Galerien sind freilich Geschäfte, in denen man Kunst anschaut und kauft. Können Sie auch etwas gegen Desinteresse und Schwund tun?
Lauth: Es ist richtig, dass Galerien mit Gewinnabsicht arbeiten, wir müssen ja auch von etwas leben, aber sie sind auch kulturelle Einrichtungen, in denen Kunst nicht nur zum Verkauf vermittelt wird, die Galerie ist ja für alle öffentlich zugänglich und somit ein öffentlicher Ort. Wir stehen immer gerne bereit, um unsere Kunst mit Hintergrundinformationen zu begleiten.
Aber Sie müssen doch kostendeckend arbeiten.
Lauth: In der Regel ist das nur jede zweite Ausstellung. Aber mit unserer neuen Reihe „Junge Kunst in der Galerie Lauth“, die wir regelmäßig einmal im Jahr veranstalten wollen, versuchen wir, jüngere Leute für Kunst zu begeistern. Wir bieten jungen Künstlern, die noch nie mit einer Galerie zusammengearbeitet haben, eine Einzelausstellung an, mit allem, was dazu gehört. Die erste Ausgabe der Reihe im Mai mit Fabian F. Fuchs aus Stuttgart war ein voller Erfolg. Wir hatten 50 junge Menschen in unserer Galerie. Heitere, lockere Stimmung, man hat sich mit den Arbeiten auseinandergesetzt und diskutiert. Aber kostendeckend war das nicht. Für kommendes Jahr ist schon die nächste Ausstellung dieser Reihe geplant, mit zwei jungen Künstlern aus dem Franklin Areal.
Mit wem?
Lauth: Samuel Biebel und Benyhill. cc vom Hard To Swallow Projekt.
Zwei neue Gesichter in der Region?
Lauth: Ja, wir sind auf die beiden aufmerksam geworden, als wir die Ausstellung „2Hard to swallow“ in den Künstlerateliers „barac“ im George-Sullivan-Ring besuchten. Samuel Biebel lebt in Frankfurt, Benyhill.cc kommt aus Mannheim und lebt, glaube ich, auch hier.
Waren Sie eigentlich jemals im Galerienverband aktiv?
Lauth: Nein.
Warum nicht – gerade für „schwächere Branchen“ der Gesellschaft sind Netzwerke doch wichtig …
Lauth: … es hat sich einfach nicht ergeben. Ich bin nicht gefragt worden und habe selbst auch nicht gefragt. Wir sind in verschiedenen Verbänden Mitglied – natürlich mit den damit verbundenen Kosten.
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Tauschen Sie sich denn regional mit den anderen Galeristen aus?
Lauth: Ich kann es nicht genau beschreiben. Ich bin ein kommunikativer Mensch, habe teils seit über 30 Jahren viele Kontakte zu Galeristinnen und Galeristen in ganz Deutschland, mit denen ich geschäftlich auch direkt zusammenarbeite. Natürlich kennt man den einen oder anderen aus der Region. Aber von einem Austausch kann keine Rede sein. Gibt es den Verband überhaupt noch?
Ja, den gibt es noch. Aber wollen Sie denn nichts an der Situation ändern?
Lauth: Das ist nicht das Problem. Die Stärke oder besser gesagt die Schwäche des Verbandes spiegelt ja nur wider, dass es in der Region zu wenig Käufer für zeitgenössische Kunst gibt. Ich bin auch kein Freund von organisierten Verbindungen, man kann auch ohne Verbände recht unkompliziert und effektiv zusammenarbeiten. Der Bundesverband deutscher Galerien und Kunsthändler in Berlin macht Sinn, weil er direkt in Kontakt mit der maßgebenden Politik treten kann. Erfolgreiches Beispiel sind die verschiedenen Förderprogramme für Galerien im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“, an dem auch alle Galerien der Region teilnehmen können.
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